Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
wandelndes Kind sich mir
nähern könnte, so nähert sich der Erzähler einem
großen Gelehrten, bringt ihn durch Schmeicheleien dazu, in
meisterlicher Sprache religiöse Geheimnisse zu enthüllen,
und verspricht seinem geschriebenen Wort Unsterblichkeit, so
daß selbst die kommenden Generationen über seine
Einsichten staunen.«
    Nach einer Pause fuhr die Weibliche fort: »Eure Spezies hat
Raum und Zeit überwunden und ist sehr ehrgeizig in ihren Zielen.
Der einzige Schatten ist die Sterblichkeit des Individuums. Immer
wieder wird in dieser Schrift die dunkle Göttin beschworen, und
damit die Dunkelheit des Nichtseins. Sie steht gegen das, nach dem
ihr strebt.«
    Ihre Lichtaura schimmerte nun sehr hell, die geschrumpften
Wesenheiten der verlorenen Vorfahren wirbelten wie blitzende Funken
durch das allgemeine Glühen.
    Und mitten darin überstrahlte der Intellekt des Neutrums alle
anderen. Dorthy stellte fest, daß er sie nicht
überwältigte, solange sie sich nicht dagegen wehrte und ihn
durch sich hindurchgleiten ließ wie Licht durch eine
Glasscheibe. Nicht mehr furchterregend und schrecklich, sondern auf
tragische Weise unvollkommen und fehlerhaft. Dorthy wußte,
daß, wenn sie es schaffte, diesen dunklen Knoten im Zentrum des
Lichtes zu durchdringen und zu entwirren, alle gerettet, alle vor dem
Untergang bewahrt werden könnten. Dann würden die
Feindseligkeit der neuen männlichen Hüter schwinden und die
Befürchtungen der Navy sich als grundlos erweisen.
    »Und was ist mit Ihnen?« fragte Andrews. »Was
erreichen Ihre… Verwandten, die Hüter, damit, daß sie
sich weiterhin hier versteckt halten?« Er trat, die Hände
in die Seiten gestemmt, einen Schritt vor. Die Hüter hinter dem
Neutrum bewegten sich unruhig, und die hinter Andrews flankierten ihn
sofort an beiden Seiten. Dorthy sah, wie ihre nackten Hände
zuckten. An den stumpfen Fingerspitzen traten die Krallen bedrohlich
hervor.
    Andrews schenkte den Hütern einen verächtlichen Blick.
Seine Furcht war einem Zorn gewichen, der aus seinem Stolz geboren
wurde.
    Es dauerte lange, bis daß das Neutrum antwortete.
Schließlich regte sich der Übersetzer und sagte in seinem
fehlerfreien Portugiesisch: »Sie überleben.«
    »Ach ja, sie überleben. Aber sie tun nichts, um es sich
zu verdienen.«
    »Des Lebens einzige Bedeutung, wenn man in diesem
Zusammenhang überhaupt von einer solchen sprechen kann, ist nun
mal das Überleben. Meine Brüder und Schwestern, die ihre
Kinder auf den Plains hüten, finden seinen Sinn im einfachen
Muster ihrer Lebensweise und brauchen sonst nichts. Sie sind
eingebunden in die Prozesse dieser Welt: Alle sind eins. Das ist ihre
Religion. Sie suchen nach keiner anderen. Eure Rasse denkt im Moment,
daß Expansion Vorrang hat vor allen anderen Dingen. Ihr glaubt,
eurem dunklen Schicksal zu entkommen, glaubt, daß das ganze
Universum euch gehört – obwohl ihr es doch so wenig
begreift.«
    »Und Sie? Woran glauben Sie?« fragte Dorthy.
    »Ich diene meiner Familie«, antwortete die Weibliche
schlicht, und obwohl sie äußerlich unverändert ruhig
blieb, erfaßte Dorthy den Aufruhr in ihrer Doppelaura. Funken
von uralten Bewußtsein wirbelten wie die Körner in einem
Sandsturm durcheinander und kämpften auf dem Schlachtfeld des
Bewußtseins der Weiblichen um die Oberhand – wie die zwei
Parteien der Alea-Familie einstmals ebenfalls um die Vormacht
gerungen hatten, ehe sie separate Wege einschlugen.
    »Sie verstecken sich vor den anderen aus Ihrer Rasse, die die
Technologie einer anderen Zivilisation an sich gebracht haben. Habe
ich Sie da richtig verstanden? Jene befinden sich also immer noch
dort im Kern?«
    »Es ist nur klug, dies anzunehmen.«
    »Dann gibt es nur einen Weg, das genau festzustellen –
durch Konfrontation. Indem ihr euch mit der Föderation
verbündet…«
    »Ihr habt keine richtige Vorstellung – und noch weniger
Verständnis. Die Waffen, die die Marodeure im Kampf gegen die
anderen Familien einsetzten, gehen über euer
Begriffsvermögen hinaus. Ich besitze zum Beispiel ein
Gerät, das die Sonne in ihrem Lauf stören kann.
Tatsächlich habe ich auch die Kinder damit stimuliert, sich in
neue Männliche zu verwandeln. Für die Familie aber, die die
antike Technologie entdeckte und in ihren Besitz brachte, ist dies
nur die schwächste Einsatzmöglichkeit. Sie ist in der Lage,
die Fusionswege eines Sterns zu aktivieren – so, als ob ihr eine
Flamme zwischen euren Fingern aufspringen laßt. Alle
Erinnerungen sind
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher