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Tao Te Puh

Tao Te Puh

Titel: Tao Te Puh
Autoren: Benjamin Hoff
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Vorwort
     
     
    „Was schreibst du da?“ fragte Puh und kletterte auf den Schreibtisch.
    „Das Tao Te Puh“, erwiderte ich.
    „Was für ein Puh?“ staunte Puh und verschmierte ein Wort, das ich gerade geschrieben hatte.
    „Das Tao von Puh“, antwortete ich und piekste mit dem Bleistift nach seiner Tatze.
    „Hört sich mehr wie das Au! von Puh an“, sagte Puh und rieb sich seine Tatze.
    „Ist es aber nicht“, entgegnete ich kurz.
    „Worüber ist es denn?“ fragte Puh weiter, wobei er sich vorbeugte und noch ein Wort verschmierte.
    „Darüber, wie man unter allen Umständen ruhig und vergnügt bleibt!“ schrie ich.
    „Hast du es gelesen?“ fragte Puh.
     
    Das war, nachdem wir im kleinen Kreis über die großen Weisen dieser Welt gesprochen hatten und jemand behauptete, sie wären alle aus dem Osten gekommen, woraufhin ich sagte, ein paar aber nicht, doch er hörte gar nicht wieder auf, genau wie dieser Satz, und gab überhaupt nicht acht, bis ich mich entschloß, etwas von der Weisheit des Westens vorzutragen, um zu beweisen, daß die Welt mehr als nur eine Halbkugel ist, und so las ich vor:
    „Wenn du morgens aufwachst, Puh“, sagte Ferkel schließlich,
    „was sagst du dann als erstes zu dir selbst?“
    „Was gibt's zum Frühstück?“ meinte Puh. „Und was sagst du,
    Ferkel?“
    „Ich sage: Was mag wohl heute Aufregendes geschehen?“
    Puh nickte gedankenvoll. „Ist doch dasselbe“, sagte er.
    „Was ist das?“ fragte der Zweifler.
    „Die Weisheit eines Taoisten aus dem Westen“, erwiderte ich.
    „Klingt wie etwas aus Puh der Bär“, bemerkte er.
    „Ganz richtig“, sagte ich.
    „Das handelt aber nicht vom Taoismus“, fing er wieder an.
    „Aber sicher“, sagte ich.
    „O nein“, beharrte er.
    „Was meinst du denn, wovon es handelt?“ fragte ich ihn.
    „Es handelt von diesem pummeligen kleinen Bären, der herumwandert, dumme Fragen stellt, Lieder erfindet und alle Arten von Abenteuern besteht, ohne je auch nur das Geringste dazuzulernen oder seinen einfältigen Frohsinn zu verlieren. Davon handelt es.“
    „Ist doch dasselbe“, sagte ich.
     
    So kam ich auf die Idee, ein Buch zu schreiben, das die Lehren des Taoismus durch Puh den Bären erklären sollte und Puh den Bären durch die Lehren des Taoismus.
    Als die Gelehrten von meinem Vorhaben erfuhren, schrien sie allesamt „Lächerlich!“ und dergleichen mehr. Andere wieder äußerten, das sei das Blödeste, was sie je gehört hätten, und ich sei wohl ein Spinner. Ein paar meinten, die Idee wäre nicht schlecht, aber es sei zu schwierig. „Schon der Anfang: Womit würdest du denn beginnen?“ fragten sie. Nun ja, ein alter taoistischer Spruch lautet: „Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem Schritt.“
    Ich fange also am besten am Anfang an …

Tao Te Puh
     
     
     

     

Was für ein Puh?
     
     
    „Siehst du, Puh“, begann ich, „eine Menge Leute wissen anscheinend nicht, was Taoismus ist...“
    „Ja?“ Puh blinzelte mit den Augen.
    „Dafür ist dieses Kapitel da — um die Sache ein wenig zu erklären.“
    „Aha“, sagte Puh.
    „Und das geht am einfachsten, wenn wir mal einen Augenblick nach China gehen.“
    „Was?“ staunte Puh und riß vor Verwunderung die Augen weit auf. „Jetzt sofort?“
    „Na klar. Wir brauchen uns nur zurückzulehnen und zu entspannen, und schon sind wir da.“
    „Aha“, sagte Puh.
     
    Stellen wir uns einmal vor, wir gehen durch eine Gasse in einer großen chinesischen Stadt und finden einen kleinen Laden, in dem Rollbilder mit klassischer Malerei verkauft werden. Wir gehen hinein und bitten, daß man uns etwas Allegorisches zeigt etwas Humorvolles vielleicht, dessen Sinn jedoch irgendwie zeitlos ist. Der Ladenbesitzer lächelt. „Da habe ich genau das Richtige“, sagt er. „Eine Kopie der Essigkoster!“ Er führt uns an einen großen Tisch, rollt das Bild auseinander und legt es hin, damit wir es betrachten können. „Entschuldigen Sie mich für einen Moment“, sagt er dann, verschwindet hinten im Laden und läßt uns mit dem Gemälde allein.
    Wir sehen, daß wir eine ziemlich neue Ausgabe des Bildes vor uns haben, wissen aber, daß das Original vor langer Zeit gemalt wurde; wann genau ist ungewiß. Doch ist das Thema des Bildes inzwischen gut bekannt:
    Drei Männer stehen um ein großes Faß mit Essig herum. Jeder hat einen Finger in den Essig getaucht und davon probiert. Auf allen drei Gesichtern ist eine unterschiedliche Reaktion abzulesen. Da es sich
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