Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)

Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
raschelten, als ich um das Zelt herum zur Rückseite lief und hineinschlüpfte.
    Die Bibliothekare hatten ihre Gefangenen in Reihen hingelegt. Ich entdeckte Bastille etwa in der Mitte einer Reihe. Sie schlief in ihrem engen weißen Shirt und ihren Uniformhosen. Im Zelt lagen noch ein paar Dutzend andere– mokianische Offiziere oder Generale, die die Bibliothekare für wertvolle Gefangene hielten.
    Ich fühlte mich mies, weil ich sie alle zurückließ, aber was sollte ich sonst tun? Es war schon verrückt genug von mir, Bastille herauszuholen, da es uns wahrscheinlich nicht gelingen würde, sie aufzuwecken. Aber da ich den Niedergang von Tuki Tuki nicht verhindern konnte und ohnehin schon so viele Fehler gemacht hatte, musste ich zumindest versuchen, auch etwas Richtiges zu tun.
    Ich legte mir Bastille über die Schulter und stapfte schwankend (sie ist ganz schön schwer, aber erzählt ihr nicht, dass ich das gesagt habe) dort hinaus, wo ich hereingekommen war. Draulin klopfte sich gerade die Hände ab und Kaz steckte seine Pistolen wieder ein. Die vier Wachen lagen bewusstlos vor den beiden auf dem Boden.
    Da traf eine Kanonenkugel die Owlport in die Seite und schlug einen Flügel ab.
    Ich blieb stolpernd stehen. Eine weitere Kanonenkugel folgte, die der Eule die Füße wegschlug, sodass das große Luftschiff zur Seite kippte. Ich hörte Aydee drinnen aufschreien, als es umfiel. In der Nähe hatten ein paar Soldaten eine Kanone in Stellung gebracht und davor lief die Reservetruppe zusammen.
    »Nein!«, schrie ich.
    Draulin warf mir einen vernichtenden Blick zu, der ausdrückte: »Das ist Ihre Schuld, Smedry.« Dann zog sie ihr Schwert und rannte auf die Bibliothekare zu. »Laufen Sie weg!«, brüllte sie zu mir zurück. »Verschwinden Sie im Wald.«
    Ich stand nur da. Ich konnte Bastille nicht mitschleppen, wollte sie aber auch nicht zurücklassen.
    Draulin griff eine Truppe von mehreren Hundert Soldaten an. Das erschien mir wie eine Metapher für alles, was während dieser ganzen Belagerung schiefgelaufen war. Doch diesmal fand ich die Situation nicht nur zum Kotzen oder zum Verzweifeln. Sie machte mich rasend.
    »Haut ab!«, schrie ich den näher rückenden Bibliothekaren entgegen. »Lasst uns in Ruhe!«
    Da regte sich etwas in mir. Es fühlte sich groß und stark an, als würde in mir eine Riesenschlange erwachen und sich winden.
    »Ich will, dass alles wieder Sinn macht!«, schrie ich. Die Rettung von Bastille lief genauso schief wie alles andere. Draulin und Aydee würden wegen mir in Gefangenschaft geraten und Bastille würde im Koma bleiben.
    Ich hatte Bastille enttäuscht.
    Ich hatte die Mokianer enttäuscht.
    Ich hatte alle Freien Königreiche enttäuscht.
    Das war zu viel. Eine unheimliche Kraft stieg in mir auf. Um mich herum begannen Felsen zu zerbrechen und aufzuplatzen wie Popcorn. Das Zelt hinter mir zerriss in kleine Fetzen und fiel in sich zusammen.
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der ich mein Talent nicht kontrollieren konnte, in der ich das nicht einmal versucht hatte. In diese Zeit fühlte ich mich nun zurückversetzt.
    Alcatraz der Erste hatte das Bruchtalent das »Dunkle Talent« genannt. Doch manchmal ist die Dunkelheit hilfreich. Sie stieg in mir auf, brach aus mir heraus und breitete sich über mir aus wie eine riesige bedrohliche Wolke.
    Die Berichte über diesen Tag sind widersprüchlich. Manche behaupten, sie hätten mein Talent gesehen– als Geist in Gestalt einer Riesenschlange mit brennenden Augen. Andere hatten nur das starke Erdbeben gespürt, das ich auslöste. Es erschütterte die ganze Umgebung und ließ um Tuki Tuki herum große Erdspalten aufbrechen.
    Von alldem bekam ich nichts mit. Ich befand mich inmitten von etwas, das sich wie ein heftiger Wirbelsturm anfühlte, der um mich herum tobte. Es versuchte, sich zu befreien, sich völlig aus mir herauszureißen, doch ich packte es, hielt es fest und zwang es in mich zurück.
    Den Berichten zufolge dauerte das Ganze nur zwei Herzschläge lang. Ich hatte das Gefühl, stundenlang mit diesem Ding zu kämpfen, das ich losgelassen hatte und das mir eine Mischung aus panischer Angst und Ehrfurcht einflößte. Mit aller Kraft zog ich es in mich zurück und brachte es unter Kontrolle– in nur einer Sekunde.
    Ich stand da und blinzelte verwundert in die Nacht. Um mich herum klafften tiefe Risse in der Erde. Die Bibliothekare, die auf mich zugestürmt waren, hatte es umgehauen. Sie lagen kampfunfähig auf dem Boden.
    Doch in Tuki Tuki
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher