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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin
Autoren: Carter Brown
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Familie, der Lyn in allem berät. Sie war wohl der
Meinung, in einer so kritischen Situation sollte Hillary zur Hand sein.«
    »Nach dem, was er heute morgen
sagte, hat sie seinen Rat nicht angenommen.«
    »Auch meinen nicht«, sagte
Ilona, »Lyn kann sehr dickköpfig sein, wenn sie will. Stellen Sie sich doch nur
vor, wie entnervend das Gefühl sein muß, so viel Geld zu haben, daß man alles
kaufen kann — und sich plötzlich in einer Situation zu befinden, in der Geld
nutzlos ist.«
    »Der einzige Ort, an dem Geld
nutzlos ist, ist Las Vegas. Ein Wochenende am Spieltisch kann einem diese Art
von entnervendem Gefühl verschaffen. Aber was ist mit diesem Privatdetektiv
Marvin? Haben Sie Marvin für Mrs. Summers engagiert, oder war das ihre eigene
Idee?«
    »Hillarys«, sagte sie. »Er
kannte ihn und sagte, er wäre fähig und diskret. Ich habe ihn nie gesehen, und
wahrscheinlich Lyn ebenfalls nicht.«
    »Danke sehr«, ich stand auf.
»Sie haben mir wirklich weitergeholfen.«
    »War mir ein Vergnügen«, sie
ging mit mir zur Tür. »Ich hatte Angst, Pine City würde langweilig werden —
jetzt bin ich mir gar nicht mehr so sicher.«
    »Bestimmt nicht!« versicherte
ich ihr. »Wie fühlt sich übrigens Mrs. Summers? Die Nachricht von dem Mord hat
sie ja mächtig mitgenommen.«
    »Sie ist noch immer ziemlich
erregt oder war es zumindest, als ich sie vor ein paar Stunden sah«, sagte
Ilona. »Ich habe ihr geraten, sich hinzulegen und eine Schlaftablette zu
nehmen. Ich hoffe, sie schläft jetzt. Sie werden sie nicht stören, nein?«
    »Nicht im Traum!« sagte ich
schnell. »Wenn das heute früh eine Demonstration ihrer üblichen Gelassenheit
war, würde nicht sie, sondern ich gestört werden.«
    Ilona lächelte schwach. »Sie
müssen ihr zugute halten — sie war völlig aus dem Häuschen.«
    »Heute nachmittag hätte sie
völlig durchdrehen können«, sagte ich. »Ich bin keiner von den
Seelenschlossern, der sie noch mal hätte zurechtrücken können.«
     
     
     

3
     
    Gegen 6 Uhr war ich wieder zu
Haus und legte eine Peggy-Lee-Platte auf meinen HiFi-Plattenspieler, denn wenn
jemand meine Nerven beruhigen konnte, dann Peggy. Wir duzen uns — natürlich —
beziehungsweise nur ich sie — im Geiste.
    Vom Starlight war ich
direkt ins Büro gegangen, wo ich einige Stunden verbrachte, ohne daß irgendwas
dabei herausgekommen wäre. Der Sheriff hatte Angela Summers’ und Rickie Willis’
Beschreibung durch Polizeifunk verbreitet, aber bisher waren sie von niemandem
entdeckt worden. Er bohrte unausgesetzt in mir herum, ob ich denn keine Idee
hätte, und ich sagte unaufhörlich, ich hätte keine, bis die Atmosphäre
explosiver als auf Kap Canaveral wurde und ich mir sagte, Mann verschwinde, es
ist höchste Zeit!
    Ich goß mir einen schönen
sanften, zur schönen sanften Stimme Peggys passenden Whisky ein, machte es mir
in einem Sessel gemütlich und versuchte, mich zu entspannen.
    Das zweite Glas war halb leer,
als es klingelte — mit dem schrillen Laut einer mittelreifen Hollywoodjungfer,
die die Aufmerksamkeit eines kurzsichtigen Talentsuchers auf sich gelenkt hat.
Ich ging zur Tür mit der Hoffnung, der Belohnung für eine Woche der
Enthaltsamkeit zu begegnen. Womöglich einer atemlosen Blondine, die gerade in
einem Wirbelsturm alle ihre Kleider verloren hat und jetzt für die nächsten
Monate einen Unterschlupf sucht.
    Ich öffnete die Tür, und mein
Wachtraum zerplatzte mit einem Knall. Im Korridor stand ein Bursche, so um die
Dreißig, der ziemlich nervös aussah.
    »Egal, was Sie verkaufen,
Verehrter — entweder hab’ ich’s schon oder ich brauche es nicht«, sagte ich.
    »Sie sind Leutnant Wheeler?«
fragte er höflich.
    »Ja«, sagte ich, »aber ich
kaufe trotzdem nichts.«
    »Sie sind der Beamte, der mit
den Ermittlungen in der Ermordung eines Privatdetektivs in einem Motel
beauftragt ist?«
    »Vielleicht bin ich sein
Zwillingsbruder«, sagte ich vorsichtig. »Sind Sie ein Gerichtsdiener?«
    »Mein Name ist Willis«, sagte
er. »Ray Willis — ich bin Rickies Bruder.«
    »Sie wissen, wo er ist — wo die
beiden sind?« fragte ich rasch.
    »Natürlich. Deswegen bin ich ja
zu Ihnen gekommen.«
    Plötzlich war die Welt wieder
schön, ein Planet, auf dem Polizeibeamte, die es nicht verdienen, belohnt
werden — eine Art himmlisches Las Vegas. Ich nahm ihn beim Arm, für den Fall,
daß er sich plötzlich in Rauch auflöste, und zog ihn sanft in die Wohnung. Im
Wohnzimmer ließ ich ihn los und bot ihm etwas zu
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