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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin
Autoren: Carter Brown
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Angela unschuldig. »Woher sollen wir das wissen? Wir wußten
doch gar nicht, wer er war.« Sie legte ihre Hand auf Rickies Schenkel und kniff
ihn liebevoll. »Wir hatten wirklich nicht viel Zeit für andere Leute, Leutnant
— ich bin sicher, Sie wissen, was ich meine?«
    Ich sah Ray Willis an — wenn
ich noch länger auf die schwarzen Nylonschenkel gestarrt hätte, wäre mir ‘ne
Ader geplatzt; und wozu sich eine Angina pectoris zulegen, wenn man schon genug
Ärger mit dem Finanzamt hat.
    »Was spielen Sie bei der Sache
für eine Rolle?« fragte ich Ray.
    »Ich erfuhr zum erstenmal
davon, als Rickie mich gestern früh anrief«, sagte er besorgt. »Bei der
Gelegenheit hat er mir alles erzählt, und ich habe vorgeschlagen, er sollte
besser zu mir kommen, damit wir uns unterhalten könnten. Er kam also gestern so
gegen vier oder fünf zu mir in die Wohnung und ist bis spät geblieben — es kann
Mitternacht gewesen sein.«
    »Sind Sie hinsichtlich der Zeit
sicher?« fragte ich.
    Er sah seinen Bruder einen
Augenblick an und schüttelte den Kopf. »Nein, sicher bin ich nicht. Kann auch
halb elf oder elf gewesen sein. Wir hatten ja keinen Grund, besonders darauf zu
achten.«
    »Also sehen Sie, Leutnant«,
sagte Angela mit derselben liebenswürdig spröden Stimme, »wir wissen überhaupt
nichts von dem Mord an dem armen Mann.«
    »Das würde ich recht gern
glauben«, sagte ich, »abgesehen von den zahlreichen Zufälligkeiten, die sich
schon zu ganz netten Indizien verdichtet haben.«
    »Das ist einfach idiotisch«,
sagte Angela kalt. »Ein armseliger Kerl, der mit Schlüssellochgucken sein Leben
fristet — weswegen sollten wir den umbringen?«
    »Er hat Sie im Auftrag Ihrer
Mutter ausfindig gemacht«, sagte ich. »Sie war heute morgen im Büro und hat
einen Mordsspektakel gemacht, weil wir nicht bereit waren, Ihren Freund wegen
Notzucht festzunehmen und einzusperren.«
    Einen Augenblick war sie völlig
verblüfft, dann verzog sie den Mund. »Meine liebe, süße Mami«, sagte sie sanft.
»Eine ganz neue Masche. Wenn sie nicht innerlich schon völlig verdreht wäre und
eine völlig weiche Birne hätte, würde sie gewußt haben, daß, wenn jemand das
Recht hat, wegen Vergewaltigung zu klagen, bestenfalls Rickie, aber niemals ich
dafür in Frage komme.«
    »Im technischen Sinn bleibt es
ein Vergehen — Sie sind noch nicht achtzehn, und wir sind hier in Kalifornien«,
erklärte ich.
    Sie zog Rickie eine Grimasse,
dann fuhr ihre Hand plötzlich in sein Hemd und riß ihm, während er einen
Schmerzenslaut ausstieß, ein Haar auf der Brust aus.
    »Mein großer, starker Bär!«
sagte sie zärtlich, »vergreift sich an so ‘nem kleinen Mädchen wie mir.«
    »So was will die ihrer eigenen
Tochter antun?« sagte Ray würdevoll. »Kann man sich so was vorstellen! Was ist
das nur für eine Frau?«
    »Eine ganz normale — soweit
ich’s beurteilen kann«, knurrte ich. »Wo ist hier das Telefon?«
    »Draußen im Flur. Sie brauchen
ein Zehncentstück. Warum wollen Sie denn telefonieren?«
    »Ich werde den Sheriff anrufen
und einen Wagen schicken lassen. Wir gehen nicht alle in meinen rein.«
    »Nehmen Sie uns fest?« fragte
Angela mit aufgerissenen Augen.
    »Nein«, sagte ich, »ich nehme
Sie nur zwecks weiterer Einvernahme mit. Vielleicht überlegt es sich Ihre
Mutter mit der Notzucht noch mal, wenn sie Sie wiedersieht.«
    »Oh, da bin ich ziemlich
sicher, Leutnant.« Angela lächelte zuversichtlich. »Ich bin sogar überzeugt, es
bleibt ihr nichts anderes übrig.«
    »Wieso das?« fragte ich
vorsichtig.
    »Nun«, ihre Schultern bewegten
sich anmutig unter dem Orlonpullover, »ich glaube nicht, daß es möglich ist,
einen Ehemann auf dieser Basis zu belangen, oder?«
    »Ehemann?« Ich zeigte ungläubig
auf Rickie, »der?«
    »Wir haben uns heute morgen um
elf trauen lassen«, sagte sie obenhin. »Oder weswegen, denken Sie, sind wir
nach Nevada geflogen?«
    Langsam drehte ich mich um und
blickte Ray Willis an. »Ihr Rat?« fragte ich mit halberstickter Stimme. Einen
Augenblick lang wichen mir seine Augen aus — dann erschien der Ausdruck von
Rechtschaffenheit erneut in seinem Gesicht. »Was hätte ich ihnen sonst raten
sollen, Leutnant?« Er fuhr mit beiden Händen durch die Luft. »So wie es mit
ihnen stand, fand ich, war es nicht in Ordnung, weiter unverheiratet zu
bleiben.«
     
     
     

4
     
    Polnik, der sie mit dem Wagen
abholte, fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er Angela in ihrer
schwarzseidenden Pracht sah. Es gelang
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