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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin
Autoren: Carter Brown
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richtigen
Polypen!«
    Er wartete einige Sekunden,
erhielt keine Antwort, zuckte mit den breiten Schultern und öffnete die Tür
weiter. Ich folgte ihm ins Zimmer. Die beiden Betten erwiesen sich als
lediglich aus ausgebeulten Matratzen bestehender Sündenpfuhl. Zwischen ihnen
lag ein ausgefranster Teppich auf dem Boden. Ein mitgenommener Frisiertisch,
auf dem mit zwei schmutzigen Gläsern eine fast volle Flasche Whisky stand,
vervollständigte die Einrichtung. Das Mädchen stand direkt unter der nackten,
ein hartes Licht verbreitenden, von der Decke baumelnden Glühbirne, eine
Zigarette im Mundwinkel, und beobachtete mich ausdruckslos.
    Ihre riesigen Augen hatten die
gleiche Farbe wie ihr braunes Haar, das wie ein Vogelnest auf dem Kopf getürmt
war, und sie blickte mich verschleiert und abweisend an. Niemand würde sie
hübsch genannt haben, aber an dem ovalen Gesicht mit den hohen Backenknochen,
der kleinen Himmelfahrtsnase und dem herzförmigen vollen sanften und feuchten
Mund war etwas Anziehendes. Dann fiel mein Blick auf ihre Figur, und es war mir
klar, daß das Gesicht lediglich als Aushängeschild diente. Ihre Figur war
geradezu unwahrscheinlich vollkommen — nicht einmal Anzeigen für Unterwäsche
hatten ähnliches zu bieten.
    So wie der mindestens drei
Nummern zu kleine zitronengelbe Sweater ihre Rundungen und ihren geradezu
herausfordernden Busen betonte, ließ er keinen Zweifel, daß sie nichts darunter
anhatte. Die schwarze Strumpfhose spannte sich hauteng um ihre vollendeten
Beine und ließ sie irgendwie betont nackt wirken.
    »Angela«, unterbrach Rays
Stimme die Stille, »das ist Leutnant Wheeler.«
    »Weck ihn doch nicht aus seinen
Träumen«, sagte sie mit einer spöttisch ernsten Kleinmädchenstimme, »er ist
noch nicht soweit.«
    Meine Kehle war irgendwie
trocken, und ich mußte mich räuspern, bevor ich sprechen konnte. »Sie sind
Angela Summers?« stellte ich die unerläßliche Frage.
    »Die kleine Waise Angela, ja,
die bin ich«, sagte sie, meinen dienstlichen Ton imitierend. »Ich dachte, die
>Stahlnetz<-Methode wäre ein alter Hut — oder hat Ihnen das noch niemand
verraten?« Sie gab sich große Mühe, abgebrüht zu wirken, aber soviel Erziehung
konnte nicht gänzlich umsonst gewesen sein, und hin und wieder klang ein
kultivierter Akzent durch.
    »Wenn Sie unbedingt in dem Ton
reden wollen — können wir genausogut ins Büro des Sheriffs gehen«, sagte ich.
    »Man bißchen sachte, Angela«,
sagte Ray in gequältem Ton. »Du hast grade genug am Hals.«
    Sie ging zum nächststehenden
Bett und ließ sich darauf plumpsen, während die Bettfedern quietschten. Mit lässig
gekreuzten Beinen, ein Knie mit beiden Händen hochgezogen, sah sie mich mit
einer Mischung aus Neugierde und offenem Spott an.
    »Nun, Leutnant?« fragte sie in
geziertem Ton.
    Rickie Willis schlurfte zum
Tisch, goß Whisky in eines der schmutzigen Gläser und setzte sich damit neben
das Mädchen auf das Bett.
    »Wir haben überhaupt nichts
damit zu tun, daß dieser Schnüffler sich umbringen ließ«, sagte er schroff.
»Mann, wir haben überhaupt nicht gewußt, daß es den wirklich gab — nie geseh’n.
Kapiert?«
    »Warum fangen wir nicht ganz am
Anfang an — von dem Augenblick, als Sie sich in New York vor einer Woche aus
dem Staub gemacht haben?« schlug ich verdrossen vor.
    Rickie zuckte aufs neue die
Schultern. »Das war vielleicht ein Dings, Mann!« sagte er. »Wir fahren mit der
Bahn bis Chikago und machen ‘ne schnelle Runde durch die Jazzkeller, aber das
war stinklangweilig — und außerdem kein Auge konnte man zumachen! Bei dem Krach
die ganze Nacht! Also machen wir uns am nächsten Tag wieder auf die Bahn und
fuhren nach Los Angeles.«
    »Wir haben zwei Nächte in einem
Hotel im Zentrum gewohnt, Leutnant«, sagte Angela liebenswürdig. »Dann wurden
wir’s leid, und Rickie hat sich einen Leihwagen besorgt, und wir sind so
rumgefahren — die nächste Nacht verbrachten wir in einem Motel in Santa Monica.
Dann stellten wir fest, daß unser Geld fast alle war, und da sind wir nach Pine
City gefahren. Wir dachten, er könnte uns vielleicht irgendwie helfen.«
    »Sie sind zwei Nächte in dem
Motel geblieben und heute sehr früh weggefahren«, sagte ich. »Marvin hat Sie in
Santa Monica aufgespürt und ist Ihnen nach Pine City gefolgt. Er ist eine
Stunde nach Ihnen im Motel angekommen — und Sie wollen ihn nicht ein einziges
Mal in den ganzen drei Tagen gesehen haben?«
    »Vielleicht haben wir ihn
gesehen«, sagte
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