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Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer

Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer

Titel: Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
Autoren: Derek Landy
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    PROLOG
    Als die Tür sich schloss, ließ der Luftzug die Kerzenflamme tanzen. Das Licht zuckte flackernd über das auf dem Tisch festgeschnallte Mädchen. Sie wandte ihm den Kopf zu. Ihr Gesicht war, wie sämtliche anderen Körperteile auch, mit kleinen, hellen Narben übersät. Es waren Symbole, die ihr während der letzten paar Monate mit viel Sorgfalt in die Haut geritzt worden waren. Ihr Name war Melancholia St. Clair. Sie war sein Geheimnis. Sein Experiment. Sein letzter, verzweifelter Griff nach Macht.
    »Es tut weh«, klagte sie.
    Vandameer Craven, Kleriker ersten Ranges des Ordens der Totenbeschwörer, namhafter Gelehrter der Geheimsprachen und gefürchteter Gegner in Wortgefechten, nickte und tätschelte ihr die Hand. Sie hatte sich auf dieses Arrangement mit einem Enthusiasmus eingelassen, den nur Menschen aufbringen können, die aus tiefster Seele nach Anerkennung gieren. Doch in letzter Zeit überfielen sie immer häufiger diese lästigen Anfälle von Selbstmitleid.
    »Ich weiß, meine Liebe, ich weiß, dass es wehtut. Aber Schmerz bedeutet gar nichts. Wenn unser Werk erst vollendet ist, wird es keinen Schmerz mehr geben. Du wirst für alle gelitten haben. Du wirst für alles Leben auf dieser Welt, in diesem Universum gelitten haben.«
    »Bitte«, wimmerte sie, »mach, dass es aufhört. Ich habe meine Meinung geändert. Ich will es nicht mehr.«
    »Das kann ich verstehen«, antwortete er traurig, »wirklich. Du hast Angst, weil du glaubst, du seist nicht stark genug. Aber ich weiß ganz sicher, dass du es schaffen wirst. Deshalb ist meine Wahl unter allen anderen ja auf dich gefallen. Ich glaube an dich, Melancholia. Ich glaube an deine Stärke.«
    »Ich will nach Hause.«
    »Du bist zu Hause.«
    »Bitte ...«
    »Aber, aber, mein liebes Kind. Es gibt keinen Grund, so zu betteln. Das Aufwallen der Kräfte ist eine schöne, wundersame Sache und sollte ausgekostet werden. Du bist einen Schritt weiter gekommen. Du bist das geworden, wozu du von Anfang an bestimmt warst. Wir machen das alle durch. Jeder Zauberer macht es durch.«
    Sie biss die Zähne zusammen, als eine Welle von Schmerz sie überrollte. Unwillkürlich bog sie den Rücken durch und keuchte. »Aber normalerweise dauert es nicht so lang. Du hast gesagt, du würdest mich zur mächtigsten Zauberin auf der ganzen Welt machen. Davon hast du nichts gesagt.«
    Craven zwang sich, ihr in die Augen zu sehen. Schwitzende Menschen verachtete er und über Melancholia floss der Schweiß in Strömen. Beim Anblick ihres tropfnassen, angstvollen Gesichts drehte sich ihm der Magen um. »Bei all der Macht, die ich dir versprochen habe, musstest du einfach ein bisschen mehr leiden als wir anderen«, erklärte er. »Aber alles, was wir getan haben, um dich vorzubereiten, wird sich auszahlen. Glaub mir. Die Symbole, die ich dir in die Haut geritzt habe, nehmen die aufwallenden Kräfte auf und speichern sie. Sie schicken sie durch deinen Körper und lassen sie wachsen und immer weiter zunehmen.«
    »Lass mich gehen.«
    »Nur noch ein oder zwei Tage.«
    »Lass mich gehen!«, kreischte sie. Schatten ringelten sich um ihren Körper, stiegen auf und zuckten wie Tentakeln.
    Er trat rasch einen Schritt vor und lächelte. »Aber selbstverständlich, meine Liebe. Du hast ganz recht - es ist soweit.«
    Ihre Augen weiteten sich und die Schatten verschwanden. Er nahm an, dass sie sich ihrer nicht einmal bewusst war. Gefesselt und festgeschnallt, wie sie war, hätte sie eigentlich nicht in der Lage sein dürfen, irgendwelche Kräfte aufzurufen. Cravens Lächeln war ausnahmsweise echt. Das war ein gutes Zeichen.
    »Es ist vorbei?«, fragte sie eingeschüchtert. »Du lässt mich gehen?«
    »Ob ich dich gehen lasse?«, wiederholte er und lachte leise, während er ihre Gurte löste. »Du tust ja gerade so, als hätte ich dich gefangen gehalten! Ich bin dein Freund, Melancholia. Ich bin dein Mentor. Ich bin der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der garantiert immer ehrlich zu dir ist.«
    »Ich ... ich weiß, Kleriker Craven«, erwiderte sie.
    Er zog ein Taschentuch aus seiner Robe und legte es ihr auf den klitschnassen Arm, bevor er ihr half, sich aufzusetzen. »Wir müssen den richtigen Moment abwarten, um dem Hohepriester von dir zu erzählen. Aber sobald er weiß, was wir hier unten die ganze Zeit über gemacht haben, wird sich alles ändern. Es wird sich herumsprechen, dass du der Todbringer bist, und viele Menschen werden um deine Gunst buhlen. Traue keinem.«
    Sie
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