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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin
Autoren: Carter Brown
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munter.
»Warum sollten sie sich sonst in Kinderwagensitze zwängen?«
    Polnik starrte auf den Inhalt
von Albert H. Marvins Geldtasche und grunzte: »Der war ja Privatdetektiv.«
    »Das hat der Doktor schon vor
Ihnen gemerkt«, grunzte ich zurück.
    »War vielleicht ein
>heißer< Knabe, der über jemanden zuviel gewußt hat, und sie haben ihm
eins auf die Rübe gegeben, um ihm ‘s Maul zu stopfen?« theoretisierte Polnik
laut. »Was soll ich machen, Leutnant?«
    Ich verkniff mir die
naheliegende Antwort, wußte ich doch, daß er alles andere als sich an die
Arbeit machen würde. Ich trug ihm auf, den Motelbesitzer zu verhören, der den
Mord gemeldet hatte, und dann die übrigen Gäste. Dann sollte er feststellen, ob
jemand heute morgen abgereist war, bevor man die Leiche entdeckt hatte. Polniks
Stirn legte sich in tiefe Falten, während er im Geist meine Anweisungen zu
rekapitulieren versuchte — ich hätte mir gleich denken sollen, daß drei Sachen
auf einmal zuviel für ihn waren. Die Leiche mußte mich mehr aus der Fassung
gebracht haben als ich dachte.
    Kurz nach elf war ich im Büro
des Sheriffs. Seine Sekretärin Annabelle Jackson — eine Blondine, die alles
hatte und keinen Millimeter davon hergeben wollte—, fuhr in ihrem Drehstuhl
herum und sah mich aufgeregt an.
    »Seit einer halben Stunde fragt
der Sheriff buchstäblich alle fünf Minuten nach Ihnen«, sagte sie atemlos.
»Machen Sie schnell, daß Sie reinkommen.«
    »Wozu diese Panik? Was gibt’s
denn Wichtigeres als einen Mord?«
    »Eine Viertelmilliarde Dollar
beispielsweise«, sagte sie mit großen Augen und noch immer atemlos.
    »In Fünfern und Zehnern — ich
soll sie ihm wohl zählen helfen?«
    »Ich meine, die dabei ihm drin
ist — die hat soviel.« Ihre Stimme klang geradezu andächtig, als sie den Namen
aussprach: »Mrs. Geoffrey Summers!«
    »Hat sie Fort Knox erobert und
sich die Goldreserven der USA unter den Nagel gerissen? Das geht uns doch gar
nichts an. Liegt nicht in unserem Bezirk.«
    »Ich verstehe nicht, wie jemand
so blöd sein kann«, sagte sie ehrlich aufgebracht. »Sie können doch nicht
einfach dastehen und tun, als wüßten Sie nicht, wer Mrs. Geoffrey Summers ist!«
    »Ich weiß noch nicht mal, wer Mister Geoffrey Summers ist«, gestand ich freimütig.
    Annabelle holte so tief Luft
wie ihre Orionbluse zuließ. Und dieses Material ist ziemlich elastisch. »Mrs.
Summers ist eine Dame der New Yorker Gesellschaft«, sprudelte es aus ihr
heraus, »gehört seit Jahren zu den >Zehn Bestangezogenen<. Ihr Mann ist
vor drei Jahren gestorben, und—«
    »-hat ihr mitsamt dem
Trauerschleier eine Viertelmilliarde hinterlassen. Der Groschen ist schon
gefallen. Wenn sie unter Fünfzig ist, heirate ich sie vielleicht, aber nicht
mal soviel Geld ist ein Trost, die restlichen Nächte unseres Lebens an der
Seite einer alten Schreckschraube verbringen zu müssen.«
    »Na, dann gehen Sie nur rein,
Al«, sagte Annabelle Jackson. »Sie werden vielleicht überrascht sein.«
    Die erste Überraschung in
Sheriff Lavers’ Büro waren die vielen Menschen. Lavers allein ist fett für zehn
- drei Leute dazu, und man kommt sich vor wie beim Endspurt um die
Fußballmeisterschaft.
    »Was hat Sie so lange
aufgehalten?« fragte er mit der Liebenswürdigkeit eines sprungbereiten Tigers.
    »Die Reibung«, sagte ich. »Die
vier Räder müssen schließlich dauernd in Kontakt mit dem Straßenbelag bleiben
und so weiter und so fort.«
    »Ich hatte gehofft, Sie setzen
sich — wie gewöhnlich — über Kleinigkeiten wie die in unserem Staat erlaubte
Höchstgeschwindigkeit hinweg«, sagte er säuerlich, »aber natürlich — Sie waren
ja dienstlich unterwegs. Hätte ich mir denken können.«
    Angesichts der im Zimmer
sitzenden Viertelmilliarde Dollar hätte ich mir Sorgen um den Sheriff machen
sollen. Ich musterte die drei Besucher verstohlen und war neugierig, ob mein
jahrelanges Training als Kriminalbeamter mir helfen würde, den Geldbrocken
herauszufinden. Nur zwei kamen in Frage — der dritte Besucher war ein Mann.
    Ein gehetzter Ausdruck kam in
Lavers’ Augen. »Darf ich Sie mit Leutnant Wheeler bekannt machen«, sagte er.
»Meinem Büro von der Mordabteilung zugeteilt. Ein Beamter mit bemerkenswerter
Erfahrung.«
    Er vermied es, mich anzusehen.
Es mußte wirklich dicke Luft sein, daß er in meiner Gegenwart so nett von mir
sprach.
    »Leutnant«, fuhr er schnell
fort, »darf ich Ihnen Mrs. Summers vorstellen. Sie hat große Sorgen.«
    »Guten Tag,
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