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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin
Autoren: Carter Brown
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Leutnant«, sagte
Mrs. Summers, mit einem leichten Unterton von Ungeduld in der Stimme.
    Die Blonde hatte also das Geld
— nicht die Brünette. Annabelles Bemerkung, ich würde überrascht sein, war
durchaus berechtigt gewesen. Mrs. Summers war eine schlanke, äußerst attraktive
Frau, und ich hätte nichts dagegen gehabt, ein paar Nächte in ihrer Nähe zu
verbringen. Auch ohne die Viertelmilliarde.
    »Miß Brent, Mrs. Summers’
Anwältin«, fuhr Lavers in der Vorstellung fort.
    »Freut mich, Leutnant.« Die
Brünette nickte mir liebenswürdig lächelnd zu. Sie mochte fünf bis zehn Jahre
jünger als ihre Klientin sein, und ihr anthrazitgraues Kostüm hätte streng
seriös gewirkt, wären die Kurven darunter nicht so verführerisch gewesen.
    »Mister Hillary Summers«,
vervollständigte Lavers die Vorstellung, »Mrs. Summers’ Schwager.«
    Hillary Summers nickte vage und
kehrte zu seiner Beschäftigung zurück, nämlich mit offenen Augen ins Nichts zu
starren. Er war groß und schlank, so um Vierzig, mit schwarzem, an den Schläfen
graumeliertem Haar und einem jener sensiblen Gesichter, auf das Frauen fliegen,
weil es ihre mütterlichen Instinkte anspricht.
    »Mrs. Summers«, räusperte sich
der Sheriff barsch, »würden Sie so liebenswürdig sein, dem Leutnant zu sagen,
weswegen Sie hier sind?«
    »Natürlich«, sagte sie, drehte
ihren Körper leicht und sah mich an. Ihre Augen waren klar tiefblau und
blickten völlig unpersönlich — sie sprach zu einem kleinen Angestellten.
    »Es handelt sich um meine
Tochter Angela«, sagte sie, »der Fall ist ganz einfach, Leutnant. Ich habe den
Sheriff gebeten, in der Sache die korrekten und gesetzmäßigen Maßnahmen zu
ergreifen, aber aus einem mir unverständlichen Grund scheint er das nicht zu
wollen.«
    »Heutzutage weiß man nie, wer
Kommunist ist und wer nicht«, sagte ich höflich.
    Miß Brents Mundwinkel zuckten
den Bruchteil einer Sekunde, und Mrs. Summers sah mich böse an.
    »Sie finden das witzig,
Leutnant?« sagte sie eisig.
    »Nein«, antwortete ich, »bitte
fahren Sie fort.«
    »Ich lebe natürlich in New
York« — Kalifornien in fünf Worten wie mit spitzen Fingern in den nächsten
Abfallkorb befördernd—, »Angela verbrachte letztes Jahr in einem Pensionat in
der Schweiz und ist vor sechs Wochen zurückgekommen. Sie war immer ein
eigenwilliges Kind, und ich fürchte, das Jahr in Europa hat sie nicht geändert.
Ich bin ziemlich beschäftigt. Wahrscheinlich habe ich mich seit ihrer Rückkehr
nicht genug um sie gekümmert«, sie zuckte die Schultern. »Aber zur Sache,
Leutnant: Vor einer Woche ist sie mit einem Nachtklubsänger aus Greenwich
Village, namens Rickie Willis, davongelaufen. Es ist nicht nur ärgerlich — es
ist einfach absurd! Ich habe einen Privatdetektiv engagiert — der sie
schließlich gefunden hat, hier in Pine City.«
    »Das heißt«, unterbrach Miß
Brent, »in Sheriff Lavers’ Bezirk.«
    »Stimmt«, nickte Mrs. Summers,
»und ich wünsche, daß Sheriff Lavers Schritte gegen diesen Sänger unternimmt.«
    »Weswegen — wegen Entführung?«
    »Ich bezweifle, daß meine
Tochter dieser Formulierung zustimmen würde«, sagte sie beißend. »Die beiden
verdienen eine harte Lektion, und ich bin entschlossen, dafür zu sorgen, daß
sie ihnen erteilt wird.«
    »In welcher Form?«
    »Meine Tochter ist
siebzehneinhalb. Ich wünsche, daß Sie den Mann wegen Notzucht verhaften.«
    Ich sah erst sie und dann
Sheriff Lavers an. Der verdrehte die Augen zur Decke, als wolle er den Gott
aller geprüften Land-Sheriffs anflehen, diese Frau auf der Stelle mit einem
Blitz zu erschlagen.
    »Soviel ich unterrichtet bin,
ist man in Kalifornien mit Achtzehn großjährig. Daraus schließe ich, daß
intimer Verkehr mit einer Minderjährigen, ob sie nun einverstanden ist oder
nicht, als Notzucht gilt.«
    »Das stimmt. Aber wie wollen
Sie das beweisen? Wenn Ihre Tochter die Aussage verweigert?«
    »Ich bezweifle, daß dieses
Problem Schwierigkeiten machen wird«, sagte sie kühl. »Sie haben sich dort, wo
sie abgestiegen sind, als Mann und Frau eingetragen. Ich bin sicher, es wird
nicht schwierig sein, diese Tatsache beweiskräftig zu machen.«
    Ich zündete mir langsam eine
Zigarette an und sah zu der leicht ihren Kopf schüttelnden Rechtsanwältin hinüber.
»Der Rat stammt nicht von mir, Leutnant«, sagte sie, als müsse sie sich
entschuldigen, »aber Mrs. Summers hat sich für dieses Vorgehen entschieden.«
    »Gibt es nicht auch noch so was
wie den
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