Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
ihm zwar nur, einen Blick zu ergattern,
als sie in den Wagen stieg — aber der genügte. Auf dem Weg zum Büro hatte das
Rotlicht der Ampeln für ihn zu existieren aufgehört.
    Als wir ankamen, ließ ich ihn
im Vorzimmer mit den dreien allein und ging ins Allerheiligste zum Chef. In
aller Eile berichtete ich ihm das bisher Geschehene. Mein Anruf hatte Lavers zu
Hause erreicht, und an seinem Gesichtsausdruck konnte ich sehen, daß das Essen
dort noch unberührt auf dem Tisch stand.
    »Heute morgen in Nevada
getraut«, wiederholte er langsam, als ich geendet hatte. »Du lieber Himmel! Wie
das Mrs. Summers freuen wird!«
    »Die muß sich jetzt was Neues
ausdenken«, sagte ich. »Die Heirat ist doch wohl rechtsgültig, oder?«
    »Solange man vorher eine Lizenz
dafür erwirbt, ist in Nevada alles legal«, knurrte er. »Ich habe ihre Mutter
sofort benachrichtigt, als ich herkam. Sie muß jeden Augenblick hiersein.«
    »Und was gedenken Sie mit den
Jungvermählten zu tun?« fragte ich. »Wir haben nicht den geringsten Vorwand, um
sie hierzubehalten, Sheriff.«
    »Als wichtige Zeugen«, brummte
er, aber es klang nicht sehr überzeugt.
    »Ja, allenfalls für
vierundzwanzig Stunden«, sagte ich. »Sie dürfen nicht vergessen, daß Mama ihre
Anwältin dabei hat.«
    Er starrte mich an, während
sich sein Gesicht rasch rötete. »Haben Sie denn nicht wenigstens ein kleines
Indiz? Irgendwas Kleines, es braucht gar nicht schlüssig zu sein — was wir als
Vorwand brauchen können.«
    »Nichts«, sagte ich ungerührt.
»Aber vergessen Sie nicht, Sheriff: Die dunkelste Stunde ist die vor
Tagesanbruch, oder haben Sie niemals ein warmes Bett verlassen, um nach Hause
zu gehen?«
    »Bringen Sie Ihre lausigen
Witze ein andermal an, Wheeler«, krächzte er, »wenn wir diesen Mord nicht
schnellstens jemandem anhängen, wird mich der Hohn und Spott auf den
Titelseiten sämtlicher Zeitungen im Land aus dem Amt treiben.« Er fletschte die
Zähne. »Und ich werde dafür sorgen, daß Sie mitfliegen.«
    »Wissen Sie was, Sheriff?«
sagte ich. »Es ist nicht das Geld — es ist Ihr Vertrauen in mich, was mich bei
der Stange hält.«
    »Ich werde sie mir besser mal
ansehen«, knurrte er und zwängte seinen Wanst hinter dem Schreibtisch vor;
wobei ersterer, jeglicher Stütze beraubt, mit einem Plumps herabsackte. Wir
gingen in das Vorzimmer, wo er die Willis-Brüder mit einem kurzen Kopfnicken
begrüßte.
    Dann sah er Angela. Aber
anstelle der erwarteten Dampfexplosion krächzte er einige Sekunden lang hilflos
und schoß dann mit häßlich verfärbtem Gesicht zu mir herum. »Wheeler«, donnerte
er. »Warum zum Kuckuck haben Sie nicht gewartet, bis sie sich angezogen hat,
ehe Sie sie hierhergebracht haben!«
    »Ich bin angezogen, Sie
häßliche alte Vogelscheuche!« sagte Angela ruhig. »Und sehen Sie mich
gefälligst nicht noch mal so an — mein Mann liebt das nicht.«
    Das einzige, was Lavers noch
vor dem Aufbruch seines Magengeschwürs rettete, war die Ankunft von Mrs.
Summers, ihrer Anwältin und ihres Schwagers. Mrs. Summers rauschte wie von
unhörbaren Trompetenklängen begleitet, die beiden anderen wie respektvolle
Höflinge hinter sich herziehend, ins Zimmer. Kurz vor dem Stuhl, in dem ihre Tochter
saß, blieb sie stehen und musterte sie kalt.
    »Du siehst abscheulich aus«,
sagte sie, »in Unterwäsche herumzulaufen — schämst du dich überhaupt nicht
mehr?«
    »Guck mal, Mom!« Angela grinste
sie gemein an. »Weißt du, wenn man erst mal vergewaltigt worden ist — da
verlieren die Kleinigkeiten des täglichen Lebens an Bedeutung.«
    Mrs. Summers wurde auf der
Stelle blaß. Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann
anders. Nur die Farbe wich zusehends aus ihrem Gesicht.
    »Nun, Sheriff?« Sie warf ihm
einen eisigen Blick zu. »Es gibt keinen Grund zur Zurückhaltung mehr — der
verantwortliche Mann ist hier in Ihrem Büro — verhaften Sie ihn!«
    »Um Himmels willen, Mom!«
Angela bediente sich diesmal eines übertriebenen Teenagerakzents — »Reg dich bloß
nicht auf — die große Neuigkeit hast du ja noch gar nicht gehört!«
    Mrs. Summers überging ihre
Tochter eisig, während sie darauf wartete, daß Sheriff Lavers irgendwelche
dramatischen Maßnahmen ergriff. Sein Gesicht freilich versprach ihr allenfalls
einen plötzlichen und spektakulären Herzanfall.
    »Es handelt sich um Rickie und
mich«, fuhr Angela fröhlich fort, »und ich weiß, daß du mir als erste
gratulieren wollen wirst, Mom! Es ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher