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075 - Die Schöne und der Höllenwolf

075 - Die Schöne und der Höllenwolf

Titel: 075 - Die Schöne und der Höllenwolf
Autoren: A.F.Morland
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Weit ragte die dünne Landzunge ins Meer hinaus. Blutrot tauchte die Sonne am Horizont in die dunklen Fluten.
    Ein Tag ging zu Ende. Die Nacht stand bereit und würde vom Land bald Besitz ergreifen. Sie würde Schattenwesen und Dämonen mitbringen. Geister und Kobolde würden so lange ihr Unwesen treiben, bis sich am Horizont der neue Tag mit einem Silberstreifen ankündigte.
    Xarr fürchtete die Nacht nicht; im Gegenteil. Sie war ihm noch lieber als der Tag. Er fühlte sich ihrer Schwärze verbunden, vermochte aus der Dunkelheit zusätzliche Kräfte zu schöpfen.
    Er stand auf einem nackten grauen Felsen, gegen den leise die Wellen schlugen, und nahm Abschied.
    Die Landzunge war Marbus Gebiet. Die starke Magie erhob wieder Anspruch darauf, und Xarr konnte sich dem finsteren Zauber nicht widersetzen.
    Marbu war zu stark für ihn. Und zu grausam. Er war zwar auch nicht schwach, aber mit Marbu wollte er sich nicht messen. Es war vernünftiger, das Feld zu räumen.
    Immer tiefer tauchte die Sonne ins Meer ein. Xarr blieb so lange auf dem Felsen stehen, bis sie nicht mehr zu sehen war. Groß und schlank war er, bekleidet mit einem langen Gewand, das völlig schmucklos war. Sein Kopf war schmal, die Augen dunkel.
    Er hatte die Landzunge, sein Revier, stets »sauber« gehalten. Jeder, der dieses Gebiet betreten hatte, war von ihm gejagt und getötet worden.
    Nur in den seltensten Fällen hatte er eine Ausnahme gemacht.
    Höllenfaust, der Anführer der Grausamen 5, war so eine Ausnahme gewesen. Als dieser starke Magier-Dämon hierherkam, gab sich Xarr friedlich.
    Seit damals existierte ein Bündnis zwischen ihnen, und kurze Zeit hatte Xarr überlegt, ob er sich nicht an die Grausamen 5 um Hilfe wenden sollte.
    Sie waren mächtige Krieger, die gern kämpften. Es gab kaum Auseinandersetzungen, denen sie aus dem Weg gingen. Der Kampf war ihr Leben, und sie waren gewöhnt, zu siegen.
    Vielleicht hätte Xarr den großen Marbu-Geist daran hindern können, sich auf »seiner« Landzunge wieder niederzulassen, doch der schwarze Druide stand nicht gern in jemandes Schuld.
    Er war lieber frei und unabhängig und niemandem zu Dank verpflichtet. Wenn er sich von den Grausamen 5 hätte helfen lassen, hätten sie ihn irgendwann aufgefordert, sie zu unterstützen, und das wollte er vermeiden.
    Wenn er Marbus Rache entgehen wollte, mußte er Abschied nehmen.
    Abschied nicht nur von dieser Landzunge, sondern besser gleich auch von Coor.
    Xarr hatte sich entschlossen, dorthin zu gehen, wo Marbu bis vor kurzem gewirkt hatte: auf die Erde. Sie war eine Zwillingswelt von Coor. Die Erde und die Prä-Welt hatten vor dem großen Knall zusammengehört.
    Wenn man die beiden Welten heute miteinander verglich, konnte man das kaum glauben. Sie hatten sich unterschiedlich schnell entwickelt.
    Auf Coor gab es noch Saurier, Kobolde, Flugdrachen und Magier, während auf der Erde schon längst das Raketenzeitalter angebrochen war. Xarr wußte von diesen Entwicklungen. Er hatte sich gut informiert.
    Abschied von Coor!
    Xarr atmete schwer aus. Vielleicht konnte er bald wieder hierher zurückkehren. Marbu war unbeständig. Der große Geist konnte sich schon bald auf eine andere Welt konzentrieren. Vielleicht würde er versuchen, im Reich der grünen Schatten Fuß zu fassen. Oder auf Protoc, der Affenwelt. Vielleicht streckte Marbu seine Klauen auch nach der Feuerwelt aus…
    Bis es soweit war, wollte Xarr auf der Erde »wirken«.
    Der schwarze Druide hatte bereits große Pläne. Sowie er sein Ziel erreicht hatte, würde er darangehen, sie zu verwirklichen.
    Noch einmal ließ er den Blick über die vertraute Umgebung schweifen. Er verlor seine Heimat. Aber er würde sich eine neue schaffen.
    Dann breitete er die Arme aus. Sein schwarzes Gewand entfaltete sich und wurde zu einem großen Segel, gegen das sich der Wind stemmte, der landeinwärts blies.
    Die Konturen seines schlanken Körpers waren zu erkennen. Der Stoff knatterte leise. Xarr legte den Kopf in den Nacken und schloß die Augen.
    Als er den Mund öffnete, entrang sich seiner Kehle ein dumpfes Knurren.
    Das Knurren eines Wolfes!
    ***
    Ein Geräusch drang an Xarrs Ohr. Blitzartig drehte er sich um. War ihm Marbu bereits auf den Fersen?
    Ein Mann stand ihm gegenüber, schlank und dunkelhaarig wie er. Und doch völlig anders. Da er wußte, was Marbu auf der Erde inszeniert hatte, wußte er auch, wen er vor sich hatte.
    Es war ein Mensch namens Paul Bordman, von Marbu ausgewählt, das Buch der Bücher zu
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