Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Autoren: Merelie Weit
Vom Netzwerk:
Prolog
     
    Lieber Leser, liebe Leserin,
    ich bin von Beruf Wahrsagerin. Und wissen Sie, was die Leute am meisten interessiert, wenn sie mich nach ihrer Zukunft fragen? Zwei Dinge: entweder ob irgendwo in der Zukunft das große Geld wartet oder die große Liebe. Ich sehe sofort, ob mir jemand gleich die Geld-Frage oder die Liebes-Frage stellen wird.
    Meist antworte ich ausweichend. Ich verrate in Wirklichkeit gar nichts. Die Leute haben genug Fantasie, um meine wenigen Worte mit grandiosen Projektionen zu füllen. Ich verstärke ihre Negativität oder ihren Optimismus. Das ist eigentlich alles.
    Nur bei Emilia, der Heldin dieses Buches, habe ich mich verleiten lassen, konkreter zu werden. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht, weil mich ihre Freundin Hilda verärgert hat? Ich hatte einen schwachen Tag und wollte dieser oberpragmatischen Hilda eine Lehre erteilen: Natürlich gibt es Dinge, die man nicht erklären kann! , wollte ich ihr weismachen. Normalerweise sollte man als Wahrsagerin über der herablassenden Skepsis von Leuten stehen. Aber ich bin eben auch nur ein Mensch, auch wenn ich die Zukunft kenne.
    Oder war es doch nur die sagenhafte Hilflosigkeit von Emilia? Sie stand kurz davor, in ihrer abgestorbenen Ehe zu Staub zu zerfallen. Schon Stunden vor der Begegnung mit ihr hatte ich einen ziemlich verkohlten Geruch in der Nase. Jedenfalls, ich habe Emilia verraten, wer der Mann ist, in den sie sich in der Zukunft verlieben wird. Ich habe ihr sogar Straße und Hausnummer gesagt.
    Allerdings, und das muss ich reumütig zugeben, habe ich Emilia nicht erzählt, WANN sie den Mann aus der Zukunft trifft. Warum? Weil ich es nicht wusste. Die Zeit ist eigenwillig. Sie hat keine Uhr. Sie dehnt sich, zieht sich zusammen, macht Purzelbäume. Die Leute sind es, die den Stundenplan der Zeit schreiben, den persönlichen Zeitplan ihres Lebens. Darauf habe ich keinen Einfluss.
    Deshalb war es vielleicht unverantwortlich, Emilia vom Mann, den sie in der Zukunft trifft, zu erzählen. Andererseits, auch wenn ihre Geschichte dadurch etwas verrückter verlaufen ist als bei Anderen, vielleicht wäre jeder andere Anstoß bei Emilia einfach nicht stark genug gewesen?! Ich weiß es nicht. Alles kam, wie es kam. Und als ich befürchten musste, mit dem Wissen von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft im Kopf der Beteiligten zu viel Chaos anzurichten, habe ich noch einmal eingegriffen. Es ist nicht sicher, ob Emilia in Zukunft mal wieder die Zukunft vorausgesagt haben will. Ich weiß nur, Hilda habe ich wohl tatsächlich eine Lehre erteilt.
    Ihnen, lieber Leser oder liebe Leserin, möchte ich mit dieser Geschichte jedenfalls mit auf den Weg geben: Überlegen Sie es sich, wie viel Sie von dem wissen wollen, was erst Morgen passiert. Überlegen Sie es sich immer genau!
     

Teil 1
     
    Emilia warf einen prüfenden Blick in die Runde. Alles war an seinem Platz. Die Spülmaschine ausgeräumt, die Wäsche in den Schränken, der Müll runtergebracht. Sie versuchte, einen letzten Fleck vom Küchentisch zu wischen. Doch es war ein Kringel, den die Abendsonne malte. Die Blätter am Baum vor dem Fenster zeigten keine einzige Regung. Sie strich sich ein paar widerspenstige Locken hinter das Ohr und seufzte. Das war wieder ein heißer Tag. Sie hatte ihn komplett drinnen verbracht. Bernhard wollte nicht spazieren gehen. Und Emilia war nicht danach gewesen, allein etwas zu unternehmen. Gerade als Emilia auffiel, dass Bernhard seit Mittag nicht mehr aus seinem Zimmer gekommen war, hörte sie das Quietschen seiner Tür, Schlurfen und Geschirrklappern auf dem Flur. Dann stand er in der Küche und begann, Teller und Tasse sorgsam in die Spülmaschine einzuräumen. Er öffnete den Kühlschrank, starrte hinein, und gab ein unwilliges Brummen von sich. Natürlich, Emilia hatte die neu eingekauften Actimel-Fläschchen wieder nicht in einer Reihe aufgestellt. Und der Käse lag nicht im obersten Fach, sondern im zweiten. Bernhard machte sich daran, den Kühlschrank neu zu sortieren. Für einen kurzen Moment glaubte Emilia, er habe nicht bemerkt, dass sie am Küchenfenster stand. Doch dann fragte Bernhard den Kühlschrank:
     „Hast du was gekocht?“
    Und Emilia antwortete: „Nein, ich dachte, wir könnten mal wieder essen gehen. Die Luft ist so schön draußen und …“
    Bernhard stöhnte: „Oh man, und die Wurst wieder unter dem Salat … Ist das denn wirklich so schwer?!“
    Er drehte sich um und sah Emilia an. Von oben herab. Bernhard war ungefähr einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher