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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Autoren: Merelie Weit
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unsers.
    Emilia kaufte sich ein Softeis und beeilte sich, es aufzuessen, weil es ziemlich flüssig war. Allerdings wunderte sie manchmal, dass Bernhard davon ausging, er würde keine Andere mehr finden, die ihm das Alleinsein vertrieb. Er hatte doch Geld und Unabhängigkeit, wieso also nicht? Andererseits, wenn sie an seine pedantische Art und seine Zurückgezogenheit dachte, vielleicht war seine größte Angst, sich noch mal an jemand Neuen gewöhnen zu müssen. Schließlich hatte Emilia ähnliche Befürchtungen. Waren andere Männer wirklich besser? Hatten sie nicht alle irgendeine Macke? Vor allem, hatten nicht alle Männer diesen biologischen „Dreitagedruck“? Abgesehen davon, was hatte sie schon groß zu bieten, außer einen pubertierenden Sohn, eine nie gestartete Karriere und einen angefressenen Dispo-Kredit. Stopp! Diese Gedanken drehten sich im Kreis. Sie waren inzwischen ausgeleiert. Dazu noch völlig überflüssig. Emilia brauchte sich doch gar nicht erst in solche Spekulationen versteigen. Ihr Leben war im Lot, auch wenn Bernhard, trotz Sex, einige schlechte Tage hintereinander hatte.
    Eventuell war ihre beste Freundin Hilda sogar das größere Problem. Vielleicht hatten sie sich so weit auseinander entwickelt, dass ihre Freundschaft nicht mehr richtig funktionierte. Sie fühlte sich von Hilda aufgestört und das fühlte sich nicht gut an. Doch die Vorstellung, ohne den Austausch mit Hilda zu sein, war irgendwie einsam. Emilia hatte zwar ihre Familie, Bernhard und Jonathan, ihre Mutter, die in Brandenburg in einem Häuschen lebte und ihre Freundin Lisa in Flensburg und Carla in Paris. Aber die waren weit weg, sie mailten sich höchstens zweimal im Jahr. Und niemand kannte Emilias Seele so gut wie Hilda. Vielleicht brauchten sie nur eine kleine Pause. Vielleicht musste Emilia Gras über die Sache mit Bernhard wachsen lassen, einfach nicht mehr jammern, dann würde Hilda auch nicht mehr von Trennung reden. Schließlich hatte Hilda auch recht. Emilia fing immer damit an und konnte dann das Echo von Hilda nicht vertragen. Emilia beschloss, ein paar Tage nicht in ihren E-Mail-Account zu schauen und sich dann wieder zu melden.
    „Hey!“, rief jemand von hinten. Emilia drehte sich um. Es war Jonathan. Emilia hatte gar nicht bemerkt, dass sie fast bis nachhause gelaufen war. Da kam er lässig anspaziert mit den lottrigen Jeans, die ihm bis in die Kniekehlen hingen und der nachlässigen Ponyfrisur, wie sie jetzt alle in seinem Alter trugen. Neben ihm lief sein Freund Anton, der von weitem fast genauso aussah.
    „Na ihr? Schon Schluss mit der Schule?“
    „Sport war Ausfall. Wir wollen ins Freibad gehen“, sagte Jo.
    „Weißensee“, gab Anton hinterher.
    „Oh, da komm ich grad her.“
    „Echt?“ fragte Jo.
    „Kleiner Ausflug mit Bernhard, aber der arbeitet schon wieder. Ich bin allein nach Hause spaziert.“
    Jo machte eine wegwerfende Bewegung: „Der arbeitet ja nur noch.“
    Emilia schloss die Haustür auf.
    „Wie war’s denn gestern? Was habt ihr gemacht?“
    „Och, gechillt, bisschen gechattet und so.“
    „Aber wir waren auch draußen“, betonte Anton mit einem Grinsen.
    Jo grinste auch: „Ja, Döner holen.“
     
    Jo warf seinen Schulrucksack in die Ecke und packte seine Badesachen zusammen. Emilia fand den Picknickkorb auf dem Küchentisch und gab den beiden mit, was sie darin noch so eingepackt hatte. Sie schaute aus dem Fenster, bis Jo und Anton um die Ecke bogen und spürte einen Anflug von Neid. Sicher würden sie viel mehr Spaß zusammen haben, als sie mit Bernhard heute Vormittag.
    Da waren sie schon wieder, hinterhältige Gedanken. Aus Bernhards Zimmer drangen Fernsehgeräusche. Es hörte sich eher nach einem Actionfilm an als nach einer wissensschweren Dokumentation. Emilia hatte keine Lust das nachzuprüfen. Sie zog die Vorhänge im Schlafzimmer ein wenig vor das Fenster, damit die Sonne sie nicht störte. Kurz liebäugelte sie mit dem Laptop, aber ließ es da ruhen, wo sie es gestern abgestellt hatte und nahm sich ein Buch. Irgendwie würde dieser warme, schöne, sonnige Tag schon vergehen.
     
    Es klingelte. Unerträglich laut und dröhnend. Emilia schreckte hoch. Was war los? Der Wecker? Hatte sie verschlafen? Hoffentlich war Jo trotzdem aufgestanden. Sie musste ihm sein Frühstück machen. Es klingelt noch mal. Moment. Das war kein Wecker. Das war die Klingel an der Wohnungstür. Emilia rappelte sich hoch und sah auf die Uhr: 20:01. Langsam kam die Wirklichkeit zurück.
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