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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Autoren: Merelie Weit
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konnten sich nicht vorstellen, selbst jemals in dieses Alter zu kommen. Jedenfalls waren Emilia und Hilda gerade bedenklich dicht dran am Problemthema.
     
    Da stand plötzlich wie aus dem Nichts eine Frau vor ihnen. Sie sah aus wie das Klischee einer Zigeunerin, mit dicken schwarzen Locken, und braun gebrannten Gesicht. Ihre smaragdgrünen Augen schienen die Macht zu besitzen, alles, was sie begehrten, an sich zu reißen. Sie trug einen dunkelroten, langen Rock, ein dunkelgrünes Top und ein großes buntes Sommertuch mit aufgedruckten Blumen und kleinen roten Perlen an den Enden. Allerdings hatte sie nichts Verlebtes und auch nichts Hinterhältiges. Trotzdem drückte Emilia unwillkürlich ihre Tasche an sich.
    „Ihr beiden seht so aus, als könntet ihr einen Blick in die Zukunft gebrauchen.“
    „Ähh?“, lallte Hilda und versuchte, ihren Cocktail unfallfrei auf dem kleinen Tischchen neben sich abzustellen.
    „Du zumindest“, flüsterte die Weissagerin, wandte sich von Hilda ab und fixierte Emilia mit ihren unheimlichen Augen.
    „Ich? Wieso ich?“
    Hilda gackerte, obwohl sie sonst immun war gegen jeden Esoterik-Kram.
    „Aber nur, wenn’s nichts kostet“, kicherte Emilia.
    „In diesem Fall nicht“, raunte die Weissagerin und hockte sich vor uns.
    In diesem Fall? Emilia wurde ein bisschen mulmig. Alles drehte sich. Sie spürte anbrandende Übelkeit in der Magengegend. Wahrscheinlich wurde ihr gerade bewusst, wie betrunken sie war.
    „Los Emilia, was willst du wissen? Sie sagt es dir. Kostenlos!“ Hilda quietschte vor Vergnügen, als hätte sie den Witz ihres Lebens gerissen.
    „Du meinst, du siehst, was ich sehe? Ne Weissagerin vor uns im Sand hockend, die uns sagen will, wo’s langgeht?“ Wieder lachten sie los. Die Weissagerin lachte mit und entblößte eine endlose Reihe unglaublich weißer Zähne. Sie ließ ein bisschen Sand durch ihre Hände rieseln. Emilia dachte an das unaufhaltbare Vergehen der Zeit und musste noch mehr lachen über diesen hochtrabenden Gedanken in ihrem alkoholertränkten Gehirn. Irgendwie hatte er darin überlebt. Doch als sie in ihre Augen sah, blieb ihr das Lachen im Hals stecken. Das hier war Ernst, tiefer Ernst. Emilia hatte ganz plötzlich ein beunruhigend sicheres Gefühl.
    „Also?“, fragte die Weissagerin und schob eine Augenbraue hoch.
    Emilia beobachtete den Sand, der aus ihrer Hand rann. Es hörte gar nicht auf! Als wenn sie eine ganze Kiesladung darin verborgen hielt.
    Eine einzige Frage pellte sich aus dem Gewölk in ihrem Kopf und Emilia hörte sich zögernd fragen:
    „Die große Liebe … Wird es noch mal die große Liebe für mich geben?“
    Hilda schmunzelte ein vielsagendes Lächeln. Die Wahrsagerin sagte nichts und schaute Emilia nur an. Emilia war völlig verunsichert und stotterte weiter: „Also, na große Liebe eben, die eine große Liebe, so was gibt’s doch, haben doch manche, viele, mein ich, glaube ich…“
    Jetzt lächelte die Wahrsagerin, als hätte sie in Emilias Augen gefunden, was sie suchte.
    „Wird es. Ja, das wird es.“
    Emilia spürte einen Stich in der Herzgegend.
    „Sicher?“
    „Ganz sicher.“
    Die Wahrsagerin nickte mit Nachdruck. Es war ein magischer Moment. Ein Moment, der sich in Emilia absolut wahr anfühlte. Bis Hilda ihn zerstörte und dazwischen lallte:
    „Ha, das hätte ich dir auch weissagen können … also, auch so als Physiotherapeutin“. Sie klopfte sich auf die Schenkel, sah von einem zum anderen und fand sich furchtbar witzig.
    Doch die Wahrsagerin blieb ernst. Und Emilia auch.
    „Wie sieht er denn aus?“, fragte Emilia ungeduldig.
    Jetzt überlegte die Wahrsagerin nicht lange. Sie hatte wohl alles bereits genau vor ihrem inneren Auge gesehen.
    „Blond, dunkelblond, längere Haare, so bis zu den Ohren … Augen, blaugrau… und groß, ziemlich groß, fast zwei Meter.“
    „Wahnsinn… ich schenk dir ne Leiter dazu!“ Hilda gab Emilia einen überschwänglichen, nach Alkohol duftenden Kuss auf die Wange.
    „Und…was macht er so?“ Emilia fühlte sich auf einmal fast nüchtern.
    „Er baut Häuser.“ Die Antwort kam schnell und sicher.
    „Häuser? Wie Häuser!“
    „Er baut an Häusern. Genauer kann ich es nicht sehen.“ Die Wahrsagerin zuckte mit den Schultern. Dann zog sie ihre Augenbrauen zusammen und ihr Blick bekam etwas Bedrohliches. Emilia jagte er unwillkürlich eine Gänsehaut über den Rücken. Hilda schien den Stimmungswechsel jedoch nicht zu bemerken:
    „Augenscheinlich `n muskulöser
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