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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Autoren: Merelie Weit
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umrundet hatte. Am Ende wartete ein Freibad mit quittegelbem Wasser.
    Bernhard fand einen Parkplatz direkt am Park. Sie schafften die Runde sogar in zwanzig Minuten, da Bernhard einen Schritt vorlegte, bei dem Emilia kaum mithalten konnte, zumal sie noch den Picknickkorb zu tragen hatte. Emilia suchte nach einem Gesprächsthema, doch ihr fiel einfach nichts ein. Bernhard schien das nicht zu kümmern. Vor dem Freibad brach er das Schweigen:
    „Na los, ne kleine Erfrischung und gut is.“
    Emilia nickte. Bernhard bezahlte den Eintritt, steuerte die nächstbeste Bank an und zog sich aus, als hieße es, einen Wettbewerb zu gewinnen, in dem es um Zeit ging. Emilia stellte den Korb auf der Bank ab und beobachtete ihn. Bernhard war weiß wie ein Mozzarella und bekam immer größere Hängebrüste. Angezogen war er ihr wirklich lieber. Dann sah er mit seinen kurzen dunklen Locken und dem kantig geschnittenen Gesicht für Mitte vierzig noch ganz gut aus, besonders, wenn er seine Brille nicht aufsetzte und sein sonst strenger Gesichtsausdruck etwas Weiches bekam.
    Bernhard tapste die Treppen zum Wasser hinunter und drehte sich um:
    „Na, los komm! Was is nu?“
     Emilia schwitzte von dem Marsch. Trotzdem war ihr nicht danach, ins Wasser zu gehen. Sie setzte sich neben den Korb und schüttelte den Kopf. Bernhard brummte etwas vor sich hin und verschwand mit einem Köpper im Wasser, der irgendwie jugendlich sein sollte, aber eher unbeholfen wirkte. Emilia stand auf und holte sich eine Apfelschorle. Da war Bernhard auch schon wieder draußen und trocknete sich ab.
    „Hast du mir nichts mitgebracht?“
    „Ich wusste nicht, was du wolltest“, entschuldigte sich Emilia und packte die belegten Brote aus.
    „So ein Quatsch, ich nehme immer ein Bier, das weißt du doch.“
    „Aber wenn du noch arbeiten musst?“
    „So ein Quatsch“, fluchte Bernhard noch mal, fingerte sein Portmonee aus der Hosentasche und holte sich ein Bier. Emilia hielt ihm ein Brot hin, als er mit einem halbvollen Null Komma fünf Liter Glas und Schaum um den Mund zurückkehrte.
    „Ich hab keinen Hunger, ich hab doch gerade erst gefrühstückt“, entrüstete sich Bernhard.
    Also biss Emilia selber ab, obwohl sie jetzt auch keinen Hunger mehr hatte. Das Licht der Sonne kam ihr mit einem Mal giftgelb vor. Das Glitzern auf dem See wie eine dunkle Bedrohung. Was lief nur schief? Warum hatte Bernhard immer noch schlechte Laune? Stand er arbeitsmäßig wirklich so unter Stress? Aber das war doch noch nie so gewesen, höchstens vor Abgabeterminen. Und der nächste Termin war erst im Herbst. Er hatte gerade mit einer neuen statistischen Erhebung begonnen.
    „Können wir los?“, drängelte Bernhard.
    Emilia konnte sich nicht vorstellen, jetzt schon wieder in die dunkle Kühle der Wohnung zurück zu kehren. Es war noch nicht mal mittags.
    Sie stand auf und faltete die Decke zusammen.
    „Macht es dir was aus, allein zurückzufahren? Ich würde gern noch ein bisschen draußen bleiben“, antwortete sie.
    „Okay“, sagte Bernhard und es klang fast erleichtert, als wäre er froh, zu Hause seine Ruhe zu haben.
    „Dann bis später.“ Er wandte sich zum Gehen.
    „Kannst du den Picknickkorb mitnehmen?“
    Bernhard seufzte und nahm den Korb. Sie sah ihm an, dass ihm etwas wie: Picknickkorb, total überflüssig oder: War doch klar, dass wir den nicht brauchen , auf der Zunge lag, aber er riss sich zusammen. Sie verließen die Badeanstalt. Bernhard ging nach links zum Auto und Emilia nach rechts. Er hatte ihr nicht mal einen Abschiedskuss gegeben.
     
    Emilia spazierte den Weg entlang, den sie gekommen waren, diesmal in einem gemächlichen Tempo. In ihrem Kopf herrschte Leere. Dann schlich sich ein Kribbeln an, völlig unerwartet aus dem Hinterhalt und kroch ihr mit Eiseskälte den Rücken hoch. Es war nackte Angst, resultierend aus einer Frage, die plötzlich aufgetaucht war: Und wenn Bernhard an Trennung dachte? Ein unerträglicher Gedanke, den Emilia bisher noch nie gedacht hatte. Ihr wurde schwindlig. Sie beschlich auf einmal das bodenlose Gefühl, das Leben kein bisschen kontrollieren zu können. Sie setzte sich auf eine Bank und atmete tief durch, einmal, zweimal, dreimal. Das tat sie immer, wenn sie Ängste befielen. Langsam beruhigte sie sich wieder ein wenig. Nein, das war bestimmt Blödsinn. Bernhard war einfach nur in seiner Welt. Er hatte immer gesagt: Du bist versorgt und ich bin nicht allein. Jede Beziehung hat ein Abkommen. Und das ist eben
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