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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Autoren: Merelie Weit
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froh, wenn er schnell fertig war. Und das war sie auch. Wie sollte sie auch aktiv sein, wenn sie keine Lust verspürte? Trotzdem, so schwer konnte es doch nicht sein! Früher hatten Frauen auch keinen Spaß am Sex, aber sie erfüllten ihre Ehepflichten, und zwar ein Leben lang. Zähne putzen war schließlich auch kein Lustgewinn, sondern eine Schmerzvermeidungsstrategie beim Zahnarzt. Deshalb putzte man mit schöner Regelmäßigkeit morgens und abends.
     
    Emilia wartete ab, bis Bernhard wieder in seinem Zimmer verschwunden war, und goss noch die Blumen auf dem Balkon. Dann gab sie sich einen Ruck. Sie ging ins Badezimmer, kämmte ihre Haare, legte Bernhards Lieblingsparfüm auf, nickte verschwörerisch ihrem Spiegelbild zu, klopfte an seine Tür, und trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten. Sofort umfing sie eine Wolke abgestandener Luft. Die Vorhänge waren verschlossen. Für Bernhard schien es völlig unerheblich, ob Tag oder Nacht war, Sommer oder Winter. Bernhard starrte auf seinen Monitor. Sein Gesicht wirkte in dem kaltblauen Licht gespenstisch. Er war zwar ein Pedant, aber hatte nach Emilias Meinung in wesentlichen Dingen seltsame Ausfallerscheinungen. Auf saubere Luft achtete er nie und auch nicht auf meterdicken Staub auf seiner vollgestopften Bücherwand.
    „Was gibt’s?“, fragte er, ohne sie anzusehen. Emilia trat hinter ihn und legte ihre Arme um seinen Hals. Eigentlich hatte sie vorgehabt, ihm etwas Einladendes zuflüstern. Aber irgendwie wollten ihr auf einmal nicht die richtigen Worte über die Lippen kommen. Also drückte sie sich einfach an seinen Rücken.
    Bernhard drehte sich erstaunt um. So aktiv war Emilia bestimmt seit hundert Jahren nicht mehr gewesen. Ehe sie Angst vor ihrer eigenen Courage bekommen konnte, küsste sie ihn einfach.
    Er stand auf und schob sie gegen das Bücherregal. Emilia hatte eher an das kleine Sofa unter dem Fenster gedacht, aber aus dem Augenwinkel registrierte sie, dass es voller Bücher, Zeitschriften und Knüll-Papier lag. Bei der Sache bleiben! , ermahnte sich Emilia. Bernhard machte einen getriebenen Eindruck, wie ein Verdurstender in der Wüste. Für einen kurzen Moment tat er ihr fast leid. Emilia spürte seine Hände auf ihrem Rücken. Er schob sie ungelenk unter ihr T-Shirt. Es piekte und kratzte. Oh nein, er hatte sich wieder ewig nicht die Fingernägel geschnitten. Auch einer dieser Ausfälle. Mit diesen Krallen durfte er nicht in die Nähe ihrer empfindlichsten Bereiche kommen. Das hatte schon mal höllisch wehgetan. Bernhards Küsse wurden zu nass. Sie musste eine schnelle Sache draus machen. Emilia wandte ihr Gesicht ab, das Bernhard inzwischen mit schlabbrigen Küssen bedeckte und riss aggressiv an seiner Hose herum. Bernhard stöhnte. Augenscheinlich fand er die vollgestaubte Bücherwand und Emilias Leidenschaft unheimlich anturnend. Sie stieß seine Hände weg, die an ihren Hüften bedrohlich nach unten wanderten, schob ihren Slip beiseite und stellte die Steckverbindung her. Steckverbindung , das war ein sauberes Wort und machte es irgendwie erträglicher. Bernhard nagelte sie rhythmisch gegen die Bücherwand. Ein Buch, das weiter als die anderen herausragte, stieß dabei jedes Mal angriffslustig gegen Emilias Wirbelsäule. Was für ein verdammtes Werk war das? Sie würde nachher nachschauen. Zum Glück schien er nicht mehr lange zu brauchen. Emilia bereute ihren Entschluss zutiefst. Das war kein Job, den man einfach machen konnte. Das war Selbstvergewaltigung. Sie spürte, wie sich eine Wolke von Wut, Hass und Verachtung in ihr aufblähte: Ich bring das zu Ende und dann verlasse ich ihn. Ich werde noch heute ein paar Sachen packen, heute Abend, wenn er wieder stundenlang Dokumentarfilme schaut. Und dann werde ich erst mal ein paar Tage zu Hilda gehen. Hilda wird es nicht glauben. Sie wartet seit zwei oder drei Jahren auf die Trennung. Ich werde es endlich durchziehen!
     In diesem Moment, während Bernhard immer lauter in ihr Ohr schnaufte, war Emilia sich sicher. Dann gab er einen kurzen Quietsch-Laut von sich, als wäre jemand versehentlich auf eine Bade-Ente getreten und ließ von ihr ab.
    „Na, siehste, geht doch!“, keuchte Bernhard und ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen. Irgendwie sah er jämmerlich aus, im Hemd und ohne Hose, ein kleiner krummer Pimmel zwischen den Beinen, der schnell wieder geschrumpft war. Trotzdem brachte er es fertig, mit seinen Worten von weit oben herab zu predigen.
    Emilia spielte ein Lächeln. Sie krempelte
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