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NYLONS Mademoiselle hat ein Geheimnis - Erotische Phantasien

NYLONS Mademoiselle hat ein Geheimnis - Erotische Phantasien

Titel: NYLONS Mademoiselle hat ein Geheimnis - Erotische Phantasien
Autoren: Nora Schwarz
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Kapitel 1
    Es war ein langer Weg nach Spanien. Eine weite Strecke für eine Flucht, wie sie Jan im Sinn hatte. Nur möglichst viel Platz zwischen sich und seine Kinder bringen, die darauf bestanden hatten, nach dem Tod ihrer Mutter einen gemeinsamen Urlaub mit ihm zu verbringen. Eine Idee, die allein dem aktionistischen Pflichtgefühl seiner Kinder entsprang, die wohl ein schlechtes Gewissen hatten. Urlaub mit zwei Töchtern, die höchstens drei Mal im Jahr anriefen? Zusammen mit Enkelkindern, denen er zu Weihnachten auf Bestellung ihrer Mütter Dinge schenken sollte, deren Namen er nicht mal aussprechen konnte und von denen er kein Bild im Kopf hatte? Und dann auch noch nach Mallorca?
    Da war das regnerische, nächtliche Niemandsland am französischen Atlantik eine geradezu liebliche Alternative. Jan hatte beim Verlassen der Autobahn zwar fest mit einem Hotel gerechnet, aber irgendwie schien die Gegend hinter den Dünen nur aus endlosen Campingplätzen und Feriensiedlungen zu bestehen, unterbrochen von endlosen Pinienwäldern.
    Jan hatte zehn Stunden Fahrt hinter sich sowie die Beerdigung von Irene, seiner Frau, die gerade einmal zwei Tage her war. Vor ihm lag Südeuropa. Spanien hatte er immer sehen wollen, es aber nie geschafft. Sein Leben war irgendwie nicht damit einverstanden gewesen, dass er ausbüxte. Jetzt war er 60 und wehrte sich gegen den Gedanken, zu alt zu sein.
    Die monotone Landschaft bekam langsam etwas Bedrohliches. Schwarzer Pinienwald, freie Flächen, dazwischen die endlose, schnurgerade Straße.
    Ein Schild tauchte aus der Regenwand auf. Messanges stand darauf. Irgendwie kam ihm der Name vage bekannt vor. Er fuhr weiter durch den dunklen Korridor aus Wald und Regen, bis zur Ortseinfahrt zu diesem Messanges, das auch wieder nur einer dieser winzigen Orte mit gigantischem Campingplatz zu sein schien. Aber dann entdeckte er ein weiteres Schild, auf dem Colonie de Vacances stand . Wieder regte sich eine Erinnerung in ihm, diesmal stärker. Woher kannte er diesen Namen? Doch was noch viel wichtiger war – er las außerdem ganz deutlich Hotel. Jan schnaufte erleichtert und folgte der Beschilderung.
    Das Hotel erwies sich als schlichter weißer Steinbau in einem Garten mit schwach beleuchtetem Pool, in dem ein kleiner Reinigungsroboter von einer blauen Wand zur nächsten wanderte. Es war 3:06 Uhr nachts, und natürlich hatte das Hotel geschlossen. Es sah auch sehr klein aus. Und sehr teuer. Aber Jan hatte eindeutig genug. Er zerrte eine der Poolliegen unter einen kleinen überdachten Bereich und beschloss, den Morgen abzuwarten. Er war ausgelaugt von der langen Fahrt, und so kurz vor der spanischen Grenze war es sicher in Ordnung, vielleicht ein, zwei Tage Pause einzulegen. Es schüttete wie aus Eimern, aber es war nicht kalt. Jan machte es sich auf der Liege bequem und hoffte, dass die Rezeption früh öffnete. Da fiel sein Blick auf die steinerne Art-déco-Inschrift über dem Hoteleingang. Colonie de Vacances . Und im selben Moment begriff er, wo er war.
    Das konnte doch nicht möglich sein …
    Er schnellte auf der Poolliege nach oben. War das denn tatsächlich … sein altes Landschulheim? Die Colonie de Vacances, in die ihn seine Eltern gesteckt hatten? Wann war das gewesen? Er dachte zurück. Es musste der Sommer 1957 gewesen sein. Man hatte das alte Ferienheim in ein Hotel umgewandelt. Und er landete auf seiner nächtlichen Odyssee ausgerechnet hier. Unfassbar!
    Jan beschloss, dass das noch mehr ein Grund zum Bleiben war.
    Er dachte an den gestrigen Tag zurück. An die Beerdigung seiner Frau. Ihn durchzuckte immer wieder das seltsame Gefühl, dass er hätte traurig sein sollen, am Boden zerstört, verzweifelt. Wie es sich gehörte, wenn man den Menschen verliert, mit dem man sein halbes Leben verbracht hat. Aber so war es eben nicht. Nebeneinanderher gelebt traf es wohl besser. Das war nicht sonderlich schlimm, denn Jan hatte mit Irene die Erfahrung gemacht, dass es durchaus harmonisch und angenehm sein konnte, sich mit jemandem in einem gleichförmigen Dasein einzurichten. Ein berechenbares Leben zu führen, ohne drastische Einschnitte. Weder Geliebter noch bester Freund zu sein, sondern eben einfach nur Mitbewohner und Begleiter. Nicht mehr und nicht weniger. Natürlich fühlte Jan den Verlust. Er vermisste Irene. Aber irgendwie drang dieses Gefühl nicht bis auf den Grund seiner Seele. In einem Urlaub mit seinen Töchtern hätten diese ihn wahrscheinlich so lange bedrängt, bis sie wussten,
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