Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
durchlöchern würde. Und sie würde
versuchen, Kent zu warnen. Genau zehn Minuten später rief sie ihn völlig
hysterisch an, und es klang, als ob sie den dritten Weltkrieg ankündigte.
    Es war nicht sehr schwer, Kent
davon zu überzeugen, daß Mayer ein unberechenbarer Mensch sei, der in einem
plötzlichen Wutanfall durchaus seine Frau umbringen könne — daß die einzige
praktische Lösung des Problems darin bestünde, geradewegs zu Mayers Haus zu
fahren und einen Weg zu finden, Janine zu retten.
    Als wir eintrafen,
patrouillierte Mayer bereits mit einer Flinte unter dem Arm auf seinem
Grundstück. Ganz offensichtlich tat ein Ablenkungsmanöver not. Ich wies Kent
an, mit Mayer Fangen zu spielen und ihn vom Haus wegzulocken, während ich mich
hineinschleichen und Janine sagen wollte, sie solle sich bereithalten, damit
ich sie vielleicht mit einigem Glück aus dem Haus schmuggeln könne.
    Kent rannte davon, und gleich
darauf verfolgte ihn Mayer in hitzigem Tempo. Ich hatte keinerlei
Schwierigkeiten, ins Haus zu gelangen, ging die Treppe hinauf in ihr Zimmer und
erledigte das, was zu tun war. Sie gab keinen Laut von sich. Ich schlüpfte
wieder aus dem Haus, ohne gesehen zu werden, und wartete darauf, daß Kent
wieder auftauchte. Seine Geliebte erwarte ihn mit Sehnsucht, und solange er bei
ihr sei, würde ich Mayer damit beschäftigen, mich durch die Landschaft zu
jagen. Ein freundlicher Klaps auf den Rücken, während er dem Haus zustrebte,
und schon würde sich die Schere in seiner Jackentasche befinden. Fünf Minuten
später wollte ich dann ängstlich zu Mayer hinstürzen und ihm erzählen, ich
hätte soeben entsetzliche Schreie von irgendwoher aus dem Haus herausdringen
hören. Wenn er dann hineinging, war auch schon ziemlich bald Dekkers Eintreffen
fällig, rechnete ich mir aus .«
    »Aber es ging schief ?« fragte ich.
    »Kent kam gar nicht mehr
zurück. Nach einer kleinen Weile sah ich Mayer wieder auf das Haus
zurückmarschieren, die Flinte unter dem Arm und ein selbstgefälliges Grinsen
auf dem Gesicht. Ich kann mir nur vorstellen, daß der Dummkopf doch ein
besserer Schütze gewesen ist, als ich ihm zugetraut hatte, und daß er Kent an
irgendeinem lebenswichtigen Körperteil getroffen hat .«
    »Mayer ging ins Haus und hinauf
ins Zimmer seiner Frau«, sagte ich langsam. »Der Schock muß eine Art Stupor in
ihm ausgelöst haben — jedenfalls traf ihn Hilda in diesem Zustand in der Diele
stehend an. Sie ging die Treppe wieder hinauf, entdeckte Janines Leiche und
wurde ohnmächtig. Als sie das Bewußtsein wieder
erlangte, war Dekker inzwischen eingetroffen und hatte Mayer bereits erledigt .«
    »Nun ja — «, Lammie zuckte die Schultern, »wie das Leben so spielt .«
    »Augenblick mal !« Ich betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Da stimmt was nicht .«
    »Aber nicht doch, Lieutenant.«
Er kicherte.
    »Hilda!« Ich schnippte mit den
Fingern. »Sie schlief, und es war ein Schrei, der sie aufweckte, und als sie in
die Diele hinunterkam, stand da Mayer in seinem Trancezustand .«
    »Ich verstehe nicht, inwiefern
das von irgendwelcher Bedeutung ist, Lieutenant«, brummte er.
    »Janine war bereits tot — Mayer
im Stupor — Dekker war noch nicht eingetroffen. Wer hat also geschrien und
Hilda dadurch aufgeweckt ?«
    Er zuckte gereizt die
Schultern. »Irgendein Nachtvogel — eine Sirene auf einer entfernten Autostraße.
— Du meine Güte, Lieutenant!«
    »Was ist das ?« sagte Bella plötzlich.
    »Was ?« sagte Lammie scharf.
    »Ein scharrendes Geräusch — so
wie wenn jemand etwas hinter sich herschleift .« Sie
begann erneut zu zittern.
    »Habe ich Sie nun davon
überzeugt, Lieutenant, daß Sie nichts mit dem dreifachen Tod, der sich heute abend ereignet hat, zu tun haben ?« fragte Lammie mit selbstzufriedener Stimme.
    »Vermutlich ja«, sagte ich
wahrheitsgemäß.
    »Aber Sie wollen mich noch
immer festnehmen ?«
    »Was sonst?«
    Ich erstarrte. Nun glaubte ich
diesen scharrenden, schleifenden Laut ebenfalls gehört zu haben.
    »Angenommen, ich hätte Sie
nicht überzeugt, Lieutenant ?« Die dicken Brillengläser
waren mit Spannung auf mein Gesicht gerichtet. »Würden Sie mich dann noch immer
festnehmen — oder gleich hier umbringen ?«
    Das scharrende, schleifende
Geräusch wurde plötzlich laut und deutlich hörbar, fast so, als würde es im
selben Raum verursacht. Bella blickte auf die Tür der Atelierwohnung und preßte
den Handrücken fest gegen ihren Mund. Im nächsten Augenblick trat ein Mann mit
einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher