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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin
Autoren: Carter Brown
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Menschen in Szene setzten — und diese Menschen fast nach
Belieben vernichteten — , so konnte ich meiner Ansicht nach etwas dagegen
unternehmen, indem ich Ihre Regieanweisungen sabotierte. Indem ich dem Ensemble
einen anderen Text und abweichende Standorte gab, sie verwirrte, damit sie im
geeigneten Augenblick die falschen Handlungen begingen. Und...«
    »Die Fähigkeit, aus den
Schicksalsfäden lebender Menschen selbständig Formen und Muster zu weben, ist
eine Macht, die einen hohen Preis erfordert, Lieutenant«, sagte er freundlich.
»Der Preis, den ich dafür zu zahlen hatte, war, in meinen mißgestalteten Körper eingesperrt zu sein, auf immer dazu verflucht zu sein, den Clown und
Possenreißer zu spielen. Und zum Überfluß wurde ich
noch mit einem ausgeprägten Geschlechtstrieb von der Wirkung eines gigantischen
Dynamos ausgestattet, so daß mich allein der Anblick einer attraktiven Frau zum
Wahnsinn treiben kann. Aber die einzige Beziehung, die ich je zu einer von
ihnen haben kann, besteht darin, daß ich an ihre mütterlichen Instinkte, ihre
Zärtlichkeit appelliere. Aber wehe, wenn ich einmal versuchte, meinen Kopf an
ihre Brust zu legen !«
    Hinter den dicken
Brillengläsern wirkten die verschwommen aussehenden Augen riesenhaft und
überaus verletzlich. »Gestern, Lieutenant«, sagte er mit gepreßter Stimme, »gleich nachdem ich gegangen war, hat diese Frau«, er wies mit der Hand
zu Bella hinüber, ohne sich die Mühe zu geben, den Kopf zu wenden, »Sie beinahe
angefleht, sich ihrer zu erbarmen. Aber Sie weigerten sich. Wissen Sie, was ich
dafür geben würde, wenn irgendeine Frau — nur einmal — mir ein solches Angebot machen würde ?«
    Bellas Hände sanken langsam
seitlich hinab. Sie starrte ihn verwundert an, als sähe sie ihn zum erstenmal . Und in gewisser Weise war das auch wohl
vermutlich so.
    Er blickte mich schweigend und,
wie mir vorkam, lange Zeit an, während seine vergrößerten Augen allmählich
klarer in mein Gesicht zu blicken schienen. Er seufzte tief. »So gern ich Sie
für den Rest Ihrer Tage mit einem permanenten Schuldgefühl zurückließe,
Lieutenant«, sagte er, während sich schnell wieder ein giftiger Unterfon in seine tiefe Baßstimme einschlich, »aber meine Eitelkeit erlaubt es nicht. Wie ich schon sagte, ist
der Preis, den man für diese Macht zu zahlen hat, zu hoch, um zuzulassen, daß
ein durchschnittliches Individuum wie Sie — mit einer Spur von Intellekt, nicht
mehr — sich der Täuschung hingibt, es könnte hoffen, mich auf meinem ureigenen
Feld zu schlagen.«
    Er kam gemächlich auf mich zu.
»Beim Weben menschlicher Schicksalsfäden muß man auf einen gewissen Ausgleich
achten, mein irdischer Lieutenant«, sagte er gut gelaunt. »Natürlich muß es
Leben und Tod geben, aber Gier und Lust, Furcht und Schmerz, Schrecken und Haß —
all diese Dinge sind ebenfalls wichtig; und das Geheimnis besteht darin, sie in
den richtigen Proportionen zu verwenden.
    Es war also Ihre Schuld, daß
diese drei Leute heute nacht starben? Das wollen wir erst noch sehen. Sie haben es geschafft, den
Ausgangspunkt zu klären, der bei Hardacre liegt.
Nicht wahr?« Die Herablassung in seiner Stimme spottete jeder Beschreibung.
»Ich frage mich, ob Sie in Betracht gezogen haben, daß der Weber bei jedem
Muster, das er entwirft, eine Vielfalt von Zielen verfolgt hat. Ich werde
versuchen, das in Redewendungen zu übersetzen, die Ihnen verständlich sind .«
    »Machen Sie sich nicht die
Mühe«, knurrte ich. »Ich kann zum Beispiel einen Mann wegen seines Geldes
umbringen, und das ist eine Basis, auf welcher der Staatsanwalt meine
Verurteilung sicherstellt. Aber ich kann den Mann auch deshalb umbringen, weil
das in mir ein geheimes Gefühl von Macht auslöst, die etwas Berauschendes hat.
Ich brauche nur einen fetten Mann mit Geld umzubringen, weil mein Vater ein
fetter Mann war, der mich in dunkle Schränke zu sperren pflegte, als ich ein
kleines Kind war. Selbst wenn ich fünfzig fette Männer, die wie mein Vater
ausgesehen haben, umgebracht habe, werde ich doch niemals annähernd meine
Rachebedürfnisse befriedigen können .«
    »Sie stehen intelligenzmäßig an
der Spitze — eines Kindergartens natürlich, Lieutenant«, sagte er leichthin.
»Nun gut — Hardacre mußte sterben, weil er sich das
nahm, was ich niemals besitzen konnte; und Bella mußte dafür bestraft werden,
daß sie es ihm gab. Wenn man ein paar Feinheiten ins Muster bringt, die losen
Enden verwebt und verknüpft,
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