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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin
Autoren: Carter Brown
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plötzlich zu zucken; und als er an
der Tür angelangt war, zitterte sie hemmungslos am ganzen Körper.
    Fünf Sekunden später schob sich
der groteske Kopf in die halboffene Tür und verharrte regungslos, während die
dicken Brillengläser Bella anpeilten und sich wieder von ihr abwandten, nach
einem größeren Jagdwild suchend.
    »Kommen Sie doch herein, Lammie «, sagte ich leise. »Sie können ohnehin nirgendwo
anders hingehen .«
    Er schlich durch die Tür ins
Atelier. Dann schleuderte er auf Bella zu, die zitternd dastand und so zu tun
versuchte, als wäre sie völlig in ihre neue Orchidee vertieft. Seine Augen
schwammen langsam und in bösartiger Vorfreude hinter ihren dicken Glaswänden,
während er so nahe bei ihr stehenblieb, wie es nur eben möglich war, ohne sie
zu berühren. Dann glitt seine rechte Hand in die innere Jackentasche, und als
er sie wieder herauszog, hielten seine Finger einen Gegenstand umklammert.
    »Bella?« Die tiefe Stimme klang
in der lastenden Stille wie eine Explosion. »Willst du deine Schere zurück
haben ?«
    Er streckte seine Hand über
ihrer Palette aus und öffnete dann schnell die Finger, so daß die Schere an der
Palette abprallte und zu Bellas Füßen auf dem Boden landete. Sie wollte sich
automatisch bücken, um sie aufzuheben, sah dann die glänzende Feuchtigkeit an
den Schneiden und stieß einen dünnen Schrei aus.
    »Ein lustiger Streich!« Lammie kicherte entzückt. »Frag nur den Lieutenant. Wenn es
Wirklichkeit wäre, geradewegs aus — der Quelle? — , so
wäre es schon vor Stunden getrocknet.«
    »Er hat heute abend Janine Mayer umgebracht, ebenso wie er
Gilbert Hardacre umgebracht hat, Bella«, sagte ich
ruhig.
    Sie bedeckte das Gesicht mit
den Händen und wich langsam vor Lammie zurück, bis
sie gegen die Wand am anderen Ende des Raums stieß und nicht mehr weiterkonnte.
Dann preßte sie die Hände noch fester gegen das Gesicht und begann zu wimmern
wie ein kleines Kind.
    »Sie sind spät, Lammie «, sagte ich. »Was hat Sie so lange aufgehalten ?«
    Er kratzte sich heftig ein paar
Sekunden lang in dem wirren Dschungel weißblonden Haars und kicherte dann
plötzlich wie ein verlegenes Schulmädchen. »Es ist etwas schief gegangen !« platzte er heraus, schlug sich dann mit der Hand auf den
Mund und begann erneut zu kichern.
    Schließlich hörte er auf und
ließ die Hand seitlich herabfallen, während er mein Gesicht mit brütender
Aufmerksamkeit betrachtete. »Es war alles Ihre Schuld, Lieutenant«, sagte er
mit dröhnender Stimme. »Warum haben Sie sich einmischen müssen? Was hat das nun
genützt, he ?«
    »Damit haben Sie recht«, sagte
ich bedrückt. »Die beiden Mayers sind tot — und Dekker auch .«
    »Dekker ?« fragte er begierig.
    »Er war mit einer abgesägten
Flinte im Haus draußen«, sagte ich mit gepreßter Stimme. »Er brachte George Mayer damit um .«
    »Oh, das weiß ich alles«, sagte
er gelangweilt. »Erzählen Sie mir, was hinterher mit Dekker geschehen ist .«
    »Das Hausmädchen war noch da — er
zwang sie, mich anzurufen und um Hilfe zu bitten. Aber Hilda ist ein kluges
Mädchen, und sie schaffte es, sich am Telefon so seltsam zu verhalten, daß ich
mich zu wundern begann. Dekker band sie an der Veranda vor dem Vordereingang
als Lockvogel für mich fest, aber...«
    »Sie gingen natürlich zum
Hintereingang, mein kluger Lieutenant !« Er lächelte.
    »Ich machte ausreichend Lärm am
hinteren Eingang und kehrte dann wieder zum vorderen zurück«, sagte ich und
verspürte eine alberne Befriedigung, als ich sah, wie sich sein Mund zusammenpreßte , weil ihm ein Trick entgangen war. Es war
völlig unwichtig, aber er war ihm immerhin entgangen.
    »Er blickte in der falschen
Richtung, als ich die Lichter in der Diele anknipste«, fuhr ich fort. »Ich wies
ihn an, das Gewehr fallen zu lassen, aber ich hätte ebensogut an eine Wand hin reden können .«
    »Dann haben Sie ihn also
erschossen ?« Er kicherte. »Wie überaus mutig und
heroisch, Lieutenant! Wird man Ihnen dafür einen Orden verleihen ?«
    »Sehr viel wahrscheinlicher
wird es zu einer Anklage kommen«, sagte ich bitter. »Drei Tote — und durch
meine Schuld!«
    »Wie kommen Sie darauf ?« sagte er scharf.
    »Meine eigene Eitelkeit ist
schuld«, knurrte ich. »Als ich das Schema, das hinter der Sache steckte, zu
durchschauen begann, konnte ich nicht der Versuchung widerstehen, mit Ihren
eigenen Waffen dagegen anzukämpfen. Wenn Sie Ihre griechische Privattragödie
mit lebendigen
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