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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin
Autoren: Carter Brown
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und Gil Hardacre intime Beziehungen aufgenommen hatten, beschloß
der Wurm, daß Sie beide schwer dafür büßen müßten. Er bestrafte Hardacre , indem er ihn in einem Anfall von Wahnsinn
erstach. Er bestrafte Sie, indem er Ihre Schere benutzte, um Ihren Liebhaber
umzubringen — und indem er Ihren ordinären Porträtspaß gegen das Porträt
austauschte, das Hardacre in Wirklichkeit von Janine
Mayer gemalt hatte. Vermutlich hat er letzteres irgendwo verbrannt. Aber all
diese Dinge paßten ebenfalls in die Pläne, die er für
andere Leute schmiedete .«
    »Was für andere Leute?« Sie
starrte mich mit hervorquellenden Augen an.
    »Er wußte, Sie würden nicht
wagen, einzugestehen, daß das Aktbild von Ihnen stammte, weil Sie nicht in die
Sache hineingezogen werden sollten — und diese Schmierstriche mit Hardacres Blut mußten Sie zudem zu Tode erschrecken!
    Danach nahm jedermann an, daß
es Janine Mayer gewesen sein mußte, die zu Hardacres Akt Modell gestanden hatte, und deshalb mußten die beiden eine Affäre miteinander
gehabt haben. Janine konnte protestieren und einwenden, Hardacre habe ein normales Porträt von ihr gemalt. Aber wer glaubte ihr schon? Also war
ein weiteres Motiv für einen anderen, der Hardacre ermordet haben konnte, geschaffen. George Mayer konnte der eifersüchtige
Ehemann sein — Kent Vernon der eifersüchtige Liebhaber .«
    »Wollen Sie mir einreden, all
diese Dinge seien Lammies Idee gewesen ?« sagte sie ungläubig. »Sicher, ich weiß inzwischen einiges
über seine Grausamkeit. Dieses Rückenaktbild, das er mit Gils Blut verschmiert
hat«, sie schauderte heftig, »es verursacht mir noch immer Alpträume !«
    »Die Schere hat er wieder an
ihren Platz gelegt«, sagte ich. »Aber ich wette, er hat sie nie gereinigt. Und
als Sie sie zum erstenmal zur Hand nahmen, hat er
sicher laut überlegt: Ob eine Schere wie diese wohl dazu benutzt werden könnte,
um jemanden zu erstechen — und was denn diese merkwürdigen, rostfarbenen
Flecken bedeuteten, die fast wie getrocknetes Blut aussahen ?«
    Bella blickte mich mit starren,
weit aufgerissenen Augen ein paar Sekunden lang an und nickte dann langsam.
»Wenn Sie ihn so gut kennen, Al«, flüsterte sie, »glaube ich alles, was Sie
über ihn sagen .«
    »Sein Roman über den Sumpf«,
sagte ich, »- das begann doch wohl als ein Scherz zwischen Ihnen beiden ?«
    »Ja«, sagte sie. »Es war wie
ein Familienwitz. Jeder, der es hörte, schrie vor Lachen, während Lammie vorgab, es völlig ernst zu meinen .«
    »Vermutlich war alles in bester
Ordnung, solange die Leute mit ihm zusammen lachten«, sagte ich und zuckte die
Schultern. »Aber nach einiger Zeit war er überzeugt, daß sie über ihn und nicht
mehr über den Spaß lachten. Und so begann er, den Roman als Test zu benutzen.
Leute, die ihn auslachten, bedeuteten für ihn eine unerträgliche Demütigung.
Sympathie, Mitleid — sogar Nachsicht — waren Dinge, die er ertragen konnte,
weil sie ihm eine gewisse Macht verliehen. Das waren Gefühle, die er nach
seinem eigenen Willen drehen und wenden konnte. Man konnte sie ausnutzen .«
    »Sie stellen ihn wie eine Art
übernatürliches Ungeheuer dar«, flüsterte sie.
    »Glauben Sie bloß nicht, daß er
keins ist«, knurrte ich.
    »Warum sind Sie heute nacht hierhergekommen, Al ?« fragte sie plötzlich. »Es muß gegen drei Uhr sein. Sie müssen doch einen
triftigen Grund dafür haben .«
    »Weil die Sache hier anfing«,
sagte ich, »und weil sie hier enden wird. Ich dachte, er würde schon vor meinem
Eintreffen hier sein .«
    »Ich habe ihn den ganzen Tag
nicht gesehen«, sagte Bella.
    »Aber Ihre Schere ist wieder
verschwunden .«
    »Was ist sie ?«
    Sie begann, danach zu suchen,
und ich zündete eine Zigarette an, während ich zusah, wie sie mit verzweifelter
Konzentration an immer unwahrscheinlicher werdenden Stellen suchte.
    »Sie werden sie nicht finden,
Süße«, sagte ich müde. »Ich weiß es .«
    Ihr Kopf drehte sich wie der
einer Marionette mit einem Ruck nach mir um. »Was meinen Sie damit, Al? Die
Art, wie Sie das gesagt haben, erschreckt mich !«
    Ich hatte so intensiv
gelauscht, daß ich, als ich schließlich etwas hörte, meinen eigenen Ohren nicht
mehr traute.
    »Hören Sie ihn jetzt die Treppe
heraufkommen ?« fragte ich. »Dieser schwache scharrende
Laut — wie Ratten in der Wand?«
    Er war oben an der Treppe
angekommen und verlangsamte seine Schritte ein wenig, ging bedächtiger, um sein
Eintreffen anzukündigen. Bellas Kopf begann
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