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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter
Autoren: Gordon R. Dickson
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    Es war an einem frostigen Märzmorgen im Malencontri-Wald, der jedoch nicht irgendwo in Frankreich oder Italien lag, wie der Name anzudeuten schien, sondern in England.
    Was allerdings nicht bedeutete, daß jemand, der mit diesem Wald zu tun hatte – angefangen von den drei Murmeltieren, die sich in ihrer unordentlichen, mit Blättern gefüllten Höhle unter einer Hecke zusammengekuschelt hatten, um sich aneinander zu wärmen, bis zu Sir James Eckert, dem Baron de Bois de Malencontri et Riveroak, der neben seiner Gemahlin, Lady Angela, in der nahen Burg schlief – jemals diesen französierten Namen in einer gewöhnlichen Unterhaltung gebraucht hätte. Den Namen Malencontri hatte der Wald seinem ehemaligen Besitzer zu verdanken, der sich nun als mittelloser Flüchtling wahrscheinlich irgendwo auf dem Kontinent aufhielt, und das geschah ihm nur recht.
    Jetzt, wo Sir Hugh de Malencontri endlich aus dem Weg war, bezeichneten die Anwohner den Wald wieder mit seinem richtigen Namen, das hieß, sie nannten ihn Malvernwald. Dies alles kümmerte das Wesen nicht, das in diesem Moment dort unterwegs war, nicht weit von den wachgewordenen, aber glücklicherweise sicher versteckten Murmeltieren, und so nah bei der Burg Malencontri, daß es die Mauern und Türme zwischen den Bäumen sehen konnte.
    Das Desinteresse war naturgegeben, denn der Frühaufsteher war Aragh, ein englischer Wolf, der nicht nur diesen Wald, sondern auch eine Reihe anderer Wälder als sein persönliches Revier betrachtete und sich noch nie darum geschert hatte, wie andere dieses nennen mochten.
    Eigentlich scherte sich Aragh nur höchst selten um irgend etwas. Obwohl es an diesem Frühlingsmorgen bitterkalt war, schenkte er diesem Umstand nur insofern Beachtung, als damit zu rechnen war, daß die Geruchsfährten dichter als gewöhnlich am Boden lagen. Der Kälte brachte er dieselbe Gleichgültigkeit entgegen wie allen anderen Dingen – dem Wind, dem Regen, Brombeersträuchern, Menschen, Drachen, Sandmerkern, Ogern und allem anderen. Dies hätte auch für Erdbeben, Vulkanausbrüche und Flutwellen gegolten, hätte er jemals damit Bekanntschaft gemacht, was bis jetzt allerdings noch nicht der Fall gewesen war. Er war ein Abkömmling todbringender Wölfe, so groß wie ein kleines Pony, und seine Philosophie lautete, daß er tot wäre, wenn ihn einmal ein Tag vor Probleme stellen sollte, mit denen er nicht fertig werden konnte, und dann brauchte er sich sowieso nicht mehr den Kopf zu zerbrechen.
    Er hielt inne, um einen kurzen Blick zur Burg und dem eckigen Kasten der Kemenate mit den neumodischen Glasscheiben in den Schießscharten zu werfen, die als Fenster dienten und in denen sich gerade das erste Licht der Morgendämmerung widerspiegelte. Trotz der starken Vorurteile, die er gegen verglaste Fenster hegte, empfand er doch eine warme Zuneigung zu Sir James und Lady Angela, die, wie er wußte, noch in der Kemenate schlummerten und sich als die Langschläfer, die sie waren, einen wunderbar frischen Morgen entgehen ließen.
    Diese Zuneigung stammte aus der Zeit, als er und Sir James (nicht ganz ohne fremde Hilfe, wie er zugeben mußte) beim Verhaßten Turm drüben bei den Sümpfen in eine kleine Auseinandersetzung mit einem Oger und einigen anderen nicht minder widerwärtigen Wesen verwickelt gewesen waren. Damals hatte es Sir James ohne eigenes Verschulden in den Körper eines Freundes von Aragh verschlagen – in den des Drachen Gorbash. Einen Moment lang gedachte Aragh mit nostalgischer Wehmut dieser längst vergangenen, aber aufregenden Zeiten.
    Auf einmal verspürte er ein Unbehagen in den Knochen, das James und Angela betraf – vor allem aber James. Das Gefühl war überraschend aufgetaucht, und sogleich wandte er ihm seine ganze Aufmerksamkeit zu, denn er war ein Wolf, der gelernt hatte, auf die Signale des Unbewußten zu achten.
    Doch weder wurde ihm der Ursprung des Unbehagens klar, noch verschwand es. Er schnupperte, roch aber nichts Ungewöhnliches und tat das Gefühl daher vorerst ab, nahm sich jedoch vor, mit S. Carolinus darüber zu sprechen, wenn er das nächste Mal zum Haus des Magiers oben am Klingelnden Wasser kam. Carolinus würde ihm schon sagen, ob dem etwas zugrunde lag, weswegen er sich Sorgen machen mußte, wenngleich er sich nur schwer vorstellen konnte, was das sein sollte.
    Vernünftigerweise stellte er die Angelegenheit zunächst zurück und trottete weiter, bis seine hagere, dunkle Gestalt zur großen Erleichterung der
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