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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter
Autoren: Gordon R. Dickson
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Murmeltiere mit dem Unterholz und den Baumstämmen des erwachenden Waldes zu verschmelzen schien.

2
     
    James Eckert, mittlerweile Sir James, Baron de Bois de Malencontri usw. – obwohl er sich nur selten als solcher fühlte –, erwachte im morgendlichen Dämmerlicht des Schlafgemachs, das er sich mit seiner Gemahlin Angela in der Burg Bois de Malencontri teilte.
    Blasse Lichtstrahlen, die um die Ränder der schweren Vorhänge vor den anstößigen verglasten Fenstern spielten, zeigten an, daß es bald hell werden würde. Neben ihm atmete die schlafende Angie gleichmäßig unter einem kleinen Berg von Pelzen und Decken, welche die Kälte in dem ungeheizten Raum mit den Steinwänden erträglich machten.
    In jenem seltsamen Schwebezustand zwischen Schlaf und Wachsein gefangen, versuchte er abzutun, was ihn geweckt hatte. Er hatte das undeutliche Gefühl, daß etwas nicht stimmte, eine Art Nachklang der Niedergeschlagenheit, die ihn die vergangenen trübseligen Wochen über begleitet hatte. Das Gefühl ähnelte der Bedrückung, die manche verspüren, wenn am Horizont ein Unwetter heraufzieht.
    In den letzten Wochen hatte er begonnen, seine Entscheidung zu bereuen, in dieser Welt der Drachen, der Magie und der mittelalterlichen Institutionen zu bleiben, anstatt mit Angie in die zwar langweiligere, dafür aber vertrautere Welt des zwanzigsten Jahrhunderts zurückzukehren – wo auch immer sich diese in den Regionen der überlappenden Wahrscheinlichkeiten derzeit befinden mochte.
    Zweifellos trug auch die Jahreszeit zu seiner Stimmung bei. Das Ende des Winters hatte ihn zunächst belebt; doch nun schien es sich endlos hinzuziehen, und das Dämmerlicht mit den tropfenden Fackeln und Kerzen und den eiskalten Wänden nahm überhaupt kein Ende.
    Die mit der Baronswürde einhergehenden Pflichten, die er von Sir Hugh de Bois de Malencontri, dem früheren Baron, übernommen hatte, setzten Jim in letzter Zeit unerbittlich zu. Er mußte sich um die Instandhaltung von Gebäuden und Straßen kümmern, um mehrere hundert Leibeigene, Freie und Pächter, die auf seine Anweisungen warteten, sowie um die bevorstehende Aussaat. Aufgrund all dieser drückenden Verpflichtungen war diese seltsame Welt mittlerweile ebenso fade und alltäglich geworden wie die Erde des zwanzigsten Jahrhunderts, die nur mehr eine Erinnerung für ihn war.
    Daher hätte Jim die Augen am liebsten gleich wieder zugemacht, den Kopf unter der Bettdecke vergraben und weitergeschlafen, ohne dem, was ihn geweckt hatte, weiter Beachtung zu schenken. Als er es jedoch versuchte, entzog sich ihm der Schlaf. Das Gefühl, daß etwas nicht stimme, wurde stärker, bis es ihn ausfüllte wie das lautlose Schrillen einer Alarmglocke. Schließlich hob er mit einem verzweifelten Schnauben den Kopf, schlug die Augen auf und erblickte im trüben Morgenlicht, das durch die Vorhänge drang, undeutlich das kalte Schlafgemach.
    Er schauderte – und nicht allein wegen der Kälte.
    Er besaß nicht mehr seinen gewohnten Körper. So wie damals, als er mittels einer Astralprojektion in diese Welt gelangt war, um Angie zu retten, besaß er wieder die Gestalt eines ausgewachsenen Drachen.
    »Nein!« Beinahe hätte er das Wort laut herausgeschrien, doch verschluckte er es gerade noch rechtzeitig. Vor allem wollte er vermeiden, daß Angie aufwachte und ihn so sah.
    Er war verzweifelt. Hatte er sich endgültig in einen Drachen verwandelt? Wenn ja, warum? In dieser verrückten Welt, in der Magie einen Teil der Wirklichkeit darstellte, war alles möglich. Vielleicht war es ihm lediglich vergönnt gewesen, eine Zeitlang in seinem menschlichen Körper zu verweilen. Vielleicht bestimmten die für derlei Dinge zuständigen Gesetze, daß er ein Jahr Mensch und dann ein halbes Jahr Drache sein mußte. Wenn es so war, würde es Angie bestimmt nicht gefallen, sechs Monate im Jahr die Gefährtin eines Drachen zu sein.
    Ganz bestimmt nicht.
    Er kannte die Antwort nicht. Die einzige Möglichkeit, etwas Genaues in Erfahrung zu bringen, bestand darin, sich an die Revisionsabteilung zu wenden, an jene seltsame, unsichtbare Baßstimme, die alles zu wissen schien, es aber vorzog, einem nur soviel zu sagen, wie sie für angemessen hielt. Anscheinend führte diese Einrichtung eine Art Konto für all jene, die mit Magie befaßt waren – was offenbar auch für ihn galt; erstens, weil er auf magische Weise in diese Welt gelangt war, und zweitens, weil er vor knapp zehn Monaten daran beteiligt gewesen war, die bösen
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