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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter
Autoren: Gordon R. Dickson
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einfach in ihn hinein.
    Gleichzeitig spürte Jim, wie er wuchs – weder körperlich und nicht einmal geistig, sondern auf eine wundersame Weise, die er nicht zu bestimmen mochte. Sein Sehvermögen schärfte sich. Diesmal jedoch schaute er nach innen. Mit der zusätzlichen Energie begriff und sah er auf einmal, was er noch nie begriffen oder geschaut hatte.
    Offenbar erblickte er Wissensgebiete, von deren Existenz er bislang nichts geahnt hatte. Beinahe meinte er, durch mehrere Scheiben aus unterschiedlich getöntem Glas hindurch die Welt des zwanzigsten Jahrhunderts zu erblicken, die er und Angie vor einem Jahr verlassen hatten. Er packte den Stab fester. Er blickte Carolinus an, und Carolinus verzog inmitten seines windgepeitschten Barts den Mund zu einem Lächeln.
    Nun trotzten sie der Gewalt des Windes und hielten den Stab unverrückbar aufrecht; und die Blitze, die davon übersprangen, wurden dicker und stärker und bildeten ein schützendes Netz um die Menschen und die Burg.
    Nichtsdestotrotz kam das, was sich anhörte wie die Schritte eines unsichtbaren Riesen, immer näher und näher.
    Auf einmal riß Malvinne, der innerhalb der leuchtenden Schutzlinie gestanden hatte, sich los und rannte auf den Turnierplatz hinaus – wobei er mindestens die Hälfte des Weges bis zu der reglosen, gepanzerten Gestalt Sir Hughs zurücklegte. Er fiel auf die Knie und hob die Arme zu den dunklen Wolken am Himmel.
    »Stinky, du Narr! Komm zurück!« rief Carolinus.
    Seine Stimme war jetzt kräftig und trotz des Windes mühelos zu vernehmen. Malvinne mußte ihn gehört haben, doch er achtete nicht auf ihn. Er hob die Arme noch höher zu den Wolken, die Hände flehentlich ausgestreckt.
    »Helft mir!« schrie er. »Helft mir doch! Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen!«
    »Stinky!« schrie Carolinus mit einem gequälten Unterton. »Hör mir zu…«
    Malvinne beachtete ihn noch immer nicht, sondern reckte die Arme unverwandt zu den Wolken empor. Ihnen allein galt seine Aufmerksamkeit.
    Die Schritte des Riesen waren jetzt sehr nahe. Jim sah oder spürte oder hörte – eher war es eine Kombination aus alledem –, wie eine Sehne bis zum Zerreißen gespannt wurde, eine Sehne, die vor Spannung schwirrte. Dann auf einmal riß sie entzwei, und das Geräusch brach ab.
    »Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen…«, durchdrang Malvinnes Stimme abermals das Tosen des Windes.
    Auf einmal kam es in den Wolken über der Stelle, wo Malvinne kniete, zu Turbulenzen. Der König und die Königin der Toten verblaßten bereits in ihrer sich entfernenden Enklave. Jim fühlte, wie sich die Energie, die in ihn eingeströmt war, allmählich erschöpfte; und anstatt aufzubrechen, wurden die Wolken immer heller, so als dünnten sie von oben her aus.
    Dann erblickte Jim Malvinne zum letzten Mal; eine schlaffe Gestalt, die wie ein Toter am Ende eines Seils hing, das zu der Stelle hochgezogen wurde, wo sich eben noch die verblassenden Gestalten des Königs und der Königin der Toten befunden hatten. Im Höhersteigen wurde auch er immer durchscheinender, bis die beiden Geisterwesen eins mit den Wolken und nicht mehr von ihnen zu unterscheiden waren und bis auch Malvinne mit ihnen eins geworden und nicht mehr von den Herrschern des Totenreichs und den Wolken zu unterscheiden war.
    Dann endlich brachen die Wolken auf. Sonnenschein ergoß sich durch die Lücken hindurch auf die Burg und die Umgebung. Der Wind legte sich, und der letzte Rest der Energie, die plötzlich über Jim gekommen war, verflüchtigte sich. Gleichzeitig versagten ihm die Kräfte, und Dunkelheit hüllte ihn ein.
    Er merkte nicht einmal, daß er zusammenbrach. Kurz darauf kam er jedoch wieder zu sich. Dafydd und Brian stützten ihn und nahmen ihm die Rüstung ab. In der Nähe stand Carolinus, und der Stab in seiner Hand war nicht größer als der, den er mitgebracht hatte. Er war kreidebleich im Gesicht und wirkte tausend Jahre alt. Der Stab jedoch schien ihn aufrecht zu halten, und als Jim die Rüstung endlich los war, packte er Jims Arme mit erstaunlicher Kraft und zog ihn auf die Beine.
    »Geht jetzt«, sagte Carolinus zu Brian und zu Dafydd, »zu denen, die auf Euch warten.«
    Dafydd und Brian zögerten einen Moment, dann machten sie gemeinsam kehrt und rannten zur Burg. Von Carolinus gestützt, folgte ihnen Jim. Aus dem auf einmal offenen Tor hinter der Zugbrücke kamen drei Gestalten hervorgerannt: Geronde lsabel de Chaney, die mittlerweile hochschwangere Danielle und
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