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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter
Autoren: Gordon R. Dickson
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tödlich verletzen, ihm wohl aber die Knochen brechen konnte.
    Außerdem trug er noch einen leichten Helm, der das Haar bedeckte und einen vorspringenden Nasenschutz aufwies, dazu an der Oberseite der Schenkel ein Paar gleichermaßen leichter Beinschienen.
    Während Jim in den Klamotten, die er im zwanzigsten Jahrhundert angehabt hätte, ein wenig gefroren hätte, hatte sein jetziger Aufzug zur Folge, daß ihm eher ein bißchen zu warm war. Diese in Mittelengland gelegene Gegend marschierte bereits mit großen Schritten auf den Frühling zu.
    Entsprechend gut war Jims Laune. Was wäre, wenn er sich nun tatsächlich von Zeit zu Zeit in einen Drachen verwandeln würde? Carolinus würde ihm den Grund schon sagen und das Problem beheben. Je näher er dem Klingelnden Wasser kam, wo Carolinus wohnte, desto friedvoller und heiterer wurde ihm zumute. Seine Stimmung hatte sich soweit gehoben, daß er beinahe ein Lied angestimmt hätte.
    Doch gerade in diesem Moment ritt er um eine Wegbiegung und erblickte vor sich eine querende Wildschweinfamilie; die Sau an der Spitze, gefolgt von einem halben Dutzend Frischlingen. Der Familienvater, der Eber persönlich, blickte derweil in Jims Richtung, als wartete er auf ihn.
    Jim vergaß das Lied und zügelte sein Pferd.
    Er war nicht unbewaffnet. Soviel hatte er bei den langen Wintersitzungen mit Sir Brian gelernt, als ihn der erfahrene Ritter im Gebrauch der zeitgenössischen Waffen unterrichtet hatte. Jim hatte dabei eine bemerkenswert rasche Auffassungsgabe bewiesen, was kaum überraschte, da er von Natur aus sportlich war und im zwanzigsten Jahrhundert in der AA-Klasse Volleyball gespielt hatte. Hier in dieser Welt des vierzehnten Jahrhunderts war es jedoch ratsam, niemals unbewaffnet nach draußen zu gehen, egal ob man allein oder in einer Gruppe unterwegs war. Abgesehen von Wildschweinen, denen er sich im Moment gegenübersah, gab es auch noch Wölfe, Bären, Wegelagerer, unfreundliche Nachbarn sowie zahllose andere widrige Möglichkeiten.
    Daher hatte Jim sein gewohntes Breitschwert dabei, und am Sattel hing der kleinere seiner beiden Schilde. Das Gegengewicht zum Schwert bildete ein langer Poignard, dessen Scheide auf der anderen Seite des Gürtels befestigt war – eine dolchartige Waffe mit einer fast dreißig Zentimeter langen Klinge. Gleichwohl war keine dieser Waffen sonderlich gut geeignet, den Angriff eines so großen, mit eindrucksvollen Hauern ausgestatteten Ebers abzuwehren.
    Allerdings machte der Eber eher den Eindruck, daß er sich nicht einmal von einem schwerbewaffneten Ritter in voller Rüstung hätte abschrecken lassen. War ein Eber erst einmal zum Angriff entschlossen, hatte Aragh einmal gesagt, so konnte er an nichts anderes mehr denken, bis alles vorbei war.
    Es gab bessere Waffen, um den Angriff eines Ebers zu parieren als die, welche Jim zur Verfügung standen. Da war einmal der Wildschweinspeer, ein kurzer, aber kräftiger Speer, der hauptsächlich aus Metall bestand, so daß der Eber den Schaft nicht entzweibeißen konnte. Etwa zehn Zentimeter hinter der mit bösartigen Widerhaken versehenen Spitze war ein Querstück angebracht. Das Querstück sollte den Eber daran hindern, sich den ganzen Speer entlang vorzuarbeiten und mit seinen Hauern über den Mann herzufallen, der ihn hielt. Sogar May Heathers Streitaxt wäre Jim im Moment recht gewesen.
    Er saß da und wartete. Er hoffte, die Wildschweinfamilie, bestehend aus der Sau und den Frischlingen, werde auf der anderen Straßenseite im Wald verschwinden, und der Eber werde sich abwenden und ihnen folgen. Trotzdem war Jim sich seines Unbehagens deutlich bewußt. Auch sein Pferd fühlte sich unwohl. Jim wünschte, er hätte sich ein Pferd wie das von Sir Brian leisten können – ein guttrainiertes Schlachtroß mit ebensoviel Angriffsinstinkt wie der Eber und darauf abgerichtet, alles, was sich ihm in den Weg stellte, mit Zähnen und Hufen anzugreifen.
    Solche Pferde kosteten jedoch ein kleines Vermögen, und Jim verfügte zwar über ein gewisses magisches Guthaben sowie eine Burg, jedoch nur über einen sehr kleinen Vorrat an Bargeld.
    Die große Frage war, würde der Eber seinem natürlichen Wunsch, über jeden möglichen Gegner herzufallen, widerstehen und friedlich mit seiner Familie weiterziehen? Die Antwort konnte allein der Eber geben.
    Der Eber hatte sich die Sache offenbar überlegt. Die Sau und der letzte Frischling waren im Wald verschwunden. Wie es aussah, hatte der Eber das Gefühl, der Moment zum
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