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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Trainers
Poppo hielt sich der Verein entgegen allen Erwartungen in den nächsten Jahren
nicht nur in der Ersten Liga, sondern hatte in der letzten Saison sogar den
Einzug in die Champions League geschafft. Wenn Holger Popuczinski in Bütte-Erkenroytz
über den Rathausmarkt schritt, um höchstselbst seine Lebensmitteleinkäufe zu
tätigen, liefen Kinder, die üblicherweise ihren Eltern oder Lehrern hellauf ins
Gesicht lachten, während sie ihnen gleichzeitig vors Schienbein traten, in
respektvollem Abstand wie brave Messdiener stumm hinter ihm her, zitternd vor
Anspannung und jederzeit bereit, vor Poppo mit gefalteten Händen auf die Knie
zu fallen. Ein Raunen ging durch die Menge, man grüßte ehrerbietig, und Jakob
Wasserpfeil, Bürgermeister des Städtchens, sah aus seinem Bürofenster im Alten
Rathaus hinunter auf den Mann, der gemeinsam mit dem Sohn des alten Dr. Mahler
dazu beigetragen hatte, Bütte-Erkenroytz zu dem zu machen, was es im Herzen
immer schon gewesen war: Eine Sportgemeinde von Format mit einem
wohlberechtigten Anspruch auf Ruhm und Weltgeltung. Hastig bekreuzigte sich
Jakob Wasserpfeil, während Poppo am Obststand stirnrunzelnd eine Mango prüfte,
und warf ihm dann, verborgen hinter einer Gardine, zärtlich und verschämt eine
Kusshand zu.
    »Ab
fünften Januar?! Wieso erfahren wir erst jetzt davon? Das sind nur noch vier
Wochen!«
    »Nun,
auch wenn es merkwürdig scheint«, Olli räusperte sich und rümpfte pikiert die
Nase, »aber mein Haus war offensichtlich nicht die erste Wahl. Verstehe dies,
wer wolle, ich jedenfalls gebe mir nicht die Blöße und frage nach den
Beweggründen. Die Mannschaft samt Trainer, Manager und Gefolge war eigentlich
in diesem nachgerade widerlich geschmacklosen, neuen Kasten, dieser ekelhaften
Schlossnachbildung, dem Neuschwanstein Resort, untergebracht. Ich habe, ich
wiederhole es gerne, nicht nach den Gründen gefragt, warum so kurzfristig
umdisponiert wurde, warum sollte ich auch? Ich will die Jungs hier haben, unbedingt,
was meinen Sie, was für ein Werbeeffekt das für mich äh… für unser Haus
bedeutet. Hier die Liste mit den bisherigen Zimmerbuchungen, mein Guter.«
    Olli
reichte Kadir einen mehrseitigen Ausdruck.
    »Ich
werde alle Leute, die im östlichen Nebengebäude gebucht haben, auslagern,
wahlweise ins Haupthaus oder in den westlichen Trakt. Glücklicherweise sind wir
nicht ausgebucht, sonst säßen wir mächtig in der Bredouille. Dann hätte ich an
jeden zehnten Gast einfach eine Mail geschickt, dass bei uns die Cholera
ausgebrochen ist…«
    Kadir
nickte. Dies Vorgehen hätte seine volle Zustimmung gefunden. Dann dachte er
kurz über die Unterbringungspläne seines Chefs nach.
    Das
Nebengebäude war eine zweistöckige Anlage, die rechtwinklig zum Haupthaus am Rande
des Clubs lag. Zwischen Haupthaus und Nebentrakt erstreckte sich ein
weitläufiger Palmengarten mit Spazierwegen, zwei Tennisplätzen, und verschiedenen
durch Hecken getrennten Separees, in denen die Gäste sich ungestört sonnen,
Schach spielen, lesen oder sich massieren lassen konnten. Die beiden Stockwerke
des Gebäudes waren durch vier Außentreppen miteinander verbunden, offene
Laubengänge führten hinter dem Haus zu den Zimmern und den zwei Juniorsuiten,
die in der oberen Etage untergebracht waren.
    »Ja«,
überlegte Kadir, »vorne im Clubhaus haben wir zwar mehr Platz und mehr Suiten,
aber im Nebentrakt ist die Mannschaft ungestörter.«
    »Wir
benötigen nur eine Suite für Poppo und eine für den Sportdirektor, Piet van de
Boldt . Spieler und
Offizielle werden in Einzel- oder Doppelzimmern untergebracht. Alles schon
durchdacht, mein Guter, alles schon durchdacht. Ist ja meine Aufgabe. Die
Herren bekommen Ultra-All-Inclusive-Verpflegung, selbstverständlich Spezialkost
ganz nach ihren Vorstellungen, aber glücklicherweise bringen sie keinen eigenen
Koch mit, Außenstehende kann ich hier auf meinem Terrain nicht gebrauchen. Es
ist alles en detail organisiert, bis hin zum Trikotwäscheservice, dem Shuttle
Transfer zum Training und den Freundschaftsspielen und…«
    »Wo
findet das statt? Sicherlich im Super… «
    »Remember,
do not cut in my words!«, raunzte Olli. »Im Super World of Football , jawoll,
dieser Anlage, die vom Five Star Dragon Resort und dem Emir Palace betrieben
wird. Sollte der Meridian Club unbedingt auch mit einsteigen, by the way, jetzt
wo der Weltfußball bei uns zu Gast ist. Alles nur vom Feinsten: Schicki-Micki-Umkleidekabinen,
Clubhaus mit
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