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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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DER ROTE TEPPICH
    Im Leben eines Geheimagenten gibt es Momente voller Luxus. Bei manchen Aufträgen muss er die Rolle eines sehr reichen Mannes spielen. Und bei diesen Gelegenheiten sucht er Zuflucht in diesem Luxusleben, um die Erinnerung an die Gefahr und den Schatten des Todes zu verdrängen, und ist manchmal, so wie es jetzt der Fall war, im Territorium eines verbündeten Geheimdienstes zu Gast.
    Von dem Moment an, als die BOAC Stratocruiser auf das internationale Flughafengebäude von Idlewild zurollte, wurde James Bond wie ein König behandelt.
    Als er das Flugzeug zusammen mit den anderen Passagieren verließ, hatte er sich innerlich bereits mit dem berüchtigten Fegefeuer der US-Behörde für Gesundheit, Immigration und Zoll abgefunden. Er wusste, dass er mindestens eine Stunde in überhitzten, schmutzig grünen Räumen verbringen würde, die nach abgestandener Luft, altem Schweiß, Schuld und der Angst rochen, die alle Grenzgebiete umgibt: die Angst vor den geschlossenen Türen mit der Aufschrift PRIVAT, hinter denen sich die sorgfältigen Männer, die Akten und die ratternden Fernschreiber verbargen, die eilig Nachrichten nach Washington schickten, an die Betäubungsmittelbehörde, die Abteilung für Gegenspionage, das Finanzministerium oder das FBI.
    Während er durch den bitterkalten Januarwind über die Rollbahn marschierte, stellte er sich vor, wie sein eigener Name durch das Netzwerk lief: BOND, JAMES, BRITISCHER DIPLOMATENPASS 0094567. Kurz darauf würden die Antworten über andere Maschinen zurückkommen: NEGATIV, NEGATIV, NEGATIV. Und dann die Antwort des FBI: POSITIV, ÜBERPRÜFUNG ABWARTEN. Es würden ein paar hektische Botschaften über die Verbindungsleitung zwischen dem FBI und der CIA ausgetauscht werden und dann: FBI AN IDLEWILD: BOND OKAY OKAY, und der uninteressierte Beamte am Schalter würde ihm mit einem »Ich hoffe, Sie genießen Ihren Aufenthalt, Mr Bond.« seinen Pass zurückgeben.
    Bond zuckte mit den Schultern und folgte den anderen Passagieren durch eine Drahtzaunabsperrung zu einer Tür mit der Aufschrift US-GESUNDHEITSDIENST.
    In seinem Fall handelte es sich natürlich lediglich um eine langweilige Routine, aber ihm missfiel die Vorstellung, dass seine Personalakte irgendeiner ausländischen Macht in die Hände fallen könnte. Anonymität war in seinem Geschäft das wichtigste Werkzeug. Jeder noch so winzige Schnipsel seiner wahren Identität, der in irgendeine Akte gelangte, verringerte seinen Wert und stellte letztendlich eine Bedrohung für sein Leben dar. Hier in Amerika, wo man alles über ihn wusste, fühlte er sich wie ein Neger, dessen Schatten von einem Voodoo-Priester gestohlen worden war. Ein wesentlicher Teil von ihm war verpfändet und befand sich in den Händen anderer. In diesem Fall handelte es sich zwar um Freunde, aber dennoch …
    »Mr Bond?«
    Ein freundlich wirkender, unscheinbarer Mann in Zivil war aus den Schatten des Gesundheitsdienstgebäudes getreten.
    »Mein Name ist Halloran. Freut mich, Sie kennenzulernen!«
    Sie schüttelten sich die Hände.
    »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise. Würden Sie mir bitte folgen?«
    Er wandte sich an den Beamten der Flughafenpolizei, der vor der Tür Wache hielt.
    »Okay, Sergeant.«
    »Okay, Mr Halloran. Wir sehen uns.«
    Die anderen Passagiere waren mittlerweile durch die Tür gegangen. Halloran wandte sich nach links, weg vom Gebäude. Ein weiterer Polizist hielt ein kleines Tor im hohen Grenzzaun auf.
    »Wiedersehen, Mr Halloran.«
    »Wiedersehen, Officer. Danke.«
    Unmittelbar vor dem Zaun wartete ein schwarzer Buick auf sie, dessen Motor leise brummte. Sie stiegen ein. Bonds zwei leichte Koffer standen vorne neben dem Fahrer. Bond konnte sich nicht vorstellen, wie sie so schnell aus dem Gepäckberg herausgeholt worden waren, den er erst vor ein paar Minuten gesehen hatte, als er zum Zoll gekarrt worden war.
    »Okay, Grady. Fahren wir los.«
    Als die große Limousine kraftvoll anfuhr und dank des Dynaflow-Getriebes schnell auf Hochtouren kam, sank Bond genüsslich nach hinten.
    Er wandte sich an Halloran.
    »Tja, das ist definitiv einer der rötesten Teppiche, den ich je gesehen habe. Ich hatte erwartet, dass es mindestens eine Stunde dauern würde, durch die Einreise zu kommen. Wer hat das organisiert? Ich bin nicht an so eine VIP-Behandlung gewöhnt. Jedenfalls vielen Dank für Ihre Bemühungen.«
    »Sehr gern geschehen, Mr Bond.« Halloran lächelte und bot ihm eine Zigarette aus einer neuen Packung Lucky
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