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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Gästedinner übriggebliebenen Schokoschäfchen.
Diesen Anblick konnte er sich ersparen, und so winkte Kadir noch einmal in die
Runde und trabte zu seinem Wagen. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es
höchste Zeit war, die Freundinnen seiner Mutter bei den Bülbüls abzuholen und nach
Hause zu begleiten, eine Tradition am Goldtag, die sie pflegten, seit Kadir ein
kleiner Junge war.
    Seine
Mutter öffnete ihm mit einer Rührschüssel in der einen und einem Knethaken in
der anderen Hand. Um den Kopf trug sie ein verrutschtes tülbent und
ihre Wangen waren vor Hitze stark gerötet. Erstaunt schnupperte Kadir in die
Luft. In all den Jahren in Köln hatte es nie, auch nicht ein einziges Mal, nach
Kuchen in der Wohnung seiner Eltern gerochen, und das hier roch außerdem
eindeutig nicht nach türkischem Kuchen!
    »Gedeckter
Apfelkuchen und Käsekuchen mit Rosinen. Und Guglhupf«, nickte Latife und tippte
ihrem Sohn mit dem Knethaken auf die Hand.
    »Schuhe
aus!«, kommandierte sie. »Und dann darfst du in die Küche.«
    »Ihr
backt? An einem Goldtag? Seit wann kannst du deutschen Kuchen backen?«
    »Seit
heute«, bemerkte Latife schnippisch und machte auf dem Absatz kehrt.
    Kadir
schlüpfte in ein Paar Gästepantoffeln und schlurfte in die Küche. Ayse und
Hatun, die besten Freundinnen seiner Mutter, walzten mächtige Teigkugeln auf
dem Tisch, die Arme und Wangen über und über mit Mehl bestäubt. Auf der
Anrichte standen drei fertige Kuchen, über die Fatma und Seda soeben Alufolie
deckten und an den Seiten zusammenkniffen, während Latife Bülbül sich am
Kühlschrank zu schaffen machte.
    Kadir
riss die Augen auf.
    »Was
machen Sie denn hier?«
    Herbert
Schmalfuß, der mit eingeknicktem Oberkörper kritisch in den Ofen gestarrt
hatte, richtete sich auf und strich sich den wirren weißen Haarschopf zurück.
Teigkrümel verfingen sich in seinem Haar, aber er schien es nicht zu merken.
    »Oh,
ich? Nun, Fräulein Seda hat bei Ihrer Frau Mutter angemerkt, dass meine Frau
Mutter, Gott hab sie selig, auch so etwas wie einen Goldtag mit ihren
Freundinnen pflegte und da…«
    »Der
arme Mann!«, rief Latife und knallte einen Sack Äpfel auf den Tisch, dass Ayse
und Hatun zusammenfuhren. »Hat keine Mutter und keinen Vater mehr und sitzt
hier in der Fremde! Da soll er sich bei mir wie zu Hause fühlen.«
    Seda
drehte sich um und feixte Kadir an.
    »Da
staunen Sie, Kadir, was? Männer beim Goldtag! Wenn das keine Emanzipation ist…
hier nehmen Sie die Schüssel zum Auslecken.«
    »Und
was soll diese Kuchenexplosion? Wer soll das alles essen?«
    »Die
arme Gesa Wohlschlegel«, erwiderte Latife ungerührt. »Und die demonstrierenden
Frauen auf dem Platz.«
    »Ja,
ich dachte, sie hätte vielleicht gerne was aus der Heimat, einen vertrauten
Geschmack…«, ereiferte sich Schmalfuß und wischte sich die Finger an seiner
Schürze ab.
    »Wie
wär’s dann mit dem blauen Schleimer? Diese Giftpflanze, die sie in ihrer
Gärtnerei gezüchtet hat, um sie bei Gelegenheit in Roccos Blutbahnen zu jagen? «
    » Sie ,
Kadir, haben Frau Wohlschlegel damals in Ihrer Obhut gehabt, Sie haben
sie an der Mannschaft vorbeibugsiert und nicht gemerkt, dass sie sich hinter
dem Bus wieder angeschlichen und mit einer Tröte unter die Blau-Rosafarbenen
gemischt hat.«
    »Sie
hatte einen Tarnanzug an!«, verteidigte sich Kadir und strich mit dem Finger
wohlig an der Innenseite der Rührschüssel entlang.
    »Tarnung
zwischen Blau-Rosa?«
    »Kinder,
streitet nicht«, fiel Latife ein, die mit Wohlwollen registrierte, dass die
beiden sich schon wie ein altes Ehepaar anhörten.
    »Wer
bringt die erste Ladung zum Gefängnis?«
    »Ich
bin unabkömmlich«, schüttelte Schmalfuß den Kopf. »Der Rührkuchen meiner Mutter
gestaltet sich nach Geheimrezept, das nur in diesem Kopf existiert.«
    Schmalfuß
tippte sich an die Stirn.
    »Dann
du, Seda«, bestimmte Latife und fügte betont langsam und unauffällig hinzu: »Und
Kadir kann dich fahren. Wir sind hier noch eine Weile mit backen beschäftigt,
Junge, du brauchst meine Freundinnen nicht nach Hause zu bringen. Hatun wohnt
hier gegenüber und Ayse die Straße runter…«
    »Und
ich?«, fragte Fatma, die zwei Kilometer entfernt in der Altstadt lebte, empört.
    »Ich
meine, wenn ihr die Kuchen abgeliefert habt, Kinder, könnt ihr ja noch was
zusammen unternehmen, mal ein bisschen feiern oder ausruhen nach all den
Aufregungen. Am Strand spazieren gehen…«
    Latife,
Ayse und Hatun starrten Fatma unverwandt an, bis sie
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