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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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ansah.
    »Football’s
coming home!«, flüsterte Olli und ließ sich, als hätten ihn die Worte unendlich
erschöpft, rückwärts in seinen Ledersessel fallen.
    »Aha. So? Football’s coming…? Ich
verstehe nicht ganz…«
    »Of course you can’t! It’s not in
the Flurfunk already, it’s top secret, my dear Head of Security! Thing is…«
    Weiter
kam Olli Reinecke nicht, denn Kadir hatte eine Hand gehoben, als säße er wieder
auf der Schulbank und müsse darum bitten, den Raum für einen Toilettenbesuch verlassen
zu dürfen.
    »Bitte,
Herr Reinecke, bei allem Respekt. Können wir uns, und sei es nur für den Moment,
darauf einigen, dass wir deutsch sprechen? Sie würden mir meinen Job unendlich
erleichtern, da bin ich sicher und…«
    »Na
schön, na gut«, maulte Olli und hob abwehrend Hände. »Aber beklagen Sie sich
dann hinterher nicht, wenn Sie kein Wort verstanden haben! Don’t do that, my
friend, don’t do that afterwards! Ich kenne die Ausländer, namentlich hier in
Dereköy, die behaupten immer, sie würden perfekt deutsch sprechen, und dann
muss man alles doppelt und dreifach erklären, bis einem fast die Zunge abfällt
und man kurz davor steht, den Verstand zu verlieren. Aber gut, wie Sie wollen.
As you like.«
    Kadir
unterließ es, seinen Chef darauf hinzuweisen, dass nicht er derjenige
war, der in diesem Raum der Ausländer war, denn er konnte sein Glück kaum
fassen, dass das Kauderwelschen für den Moment ad acta gelegt war. Außerdem
befanden sie sich im rein deutschen Meridian Club quasi auf extraterritorialem
Gelände.
    »Wir
haben eine logistische und sicherheitstechnische Herausforderung vor uns. Und
jeder hier im Hotel ist betroffen, jeder, mein Freund.«
    Olli
Reinecke rieb sich die Stirn um zu signalisieren, dass an dieser Stelle selbst
er, der in der Tourismusbranche groß geworden war, der alles gesehen und erlebt
hatte, was Reisende anstellten und forderten, an den Rand seiner schöpferischen
Kreativität getrieben wurde.
    »Football’s
coming home«, wiederholte er, und Kadir fürchtete kurz einen Rückfall in
englische Sprachverhältnisse. »Trainingslager. Wintertrainingslager. Erste
Bundesliga. Hier. In unserem Haus. Es wird…«
    »Im
Ernst? Ein Fußballverein? Erste Liga?? Aman tanrim !«, platzte Kadir
heraus und hätte beinahe vor Freude in die Hände geklatscht.
    »Do
not cut in my words so plötzlich!«, rief Olli, und Kadir presste rasch die
Lippen brav zusammen. Lass es Dortmund sein, oh Schicksal, oh Gott des Fußballs,
lass es Dortmund sein, betete er lautlos. Was hatte er als Kind und
Jugendlicher auf dem Schulhof in Köln-Mülheim alles einstecken müssen, wenn er
als Einziger bei einem Sieg des BVB über den FC Köln triumphierte und seinen
Mitschülern bedauernd zulächelte! Und nun stand vielleicht die Belohnung für
all die blauen Flecken und Quetschungen unmittelbar bevor?
    Seine
Hände begannen zu schwitzen, als Olli den Mund langsam wieder öffnete. Lass ihn
sagen, betete Kadir weiter, dass Kloppo kommt, dann will ich nie mehr über Ollis
Englisch schimpfen und trage ihn den ganzen Tag auf meinen Schultern durchs
Haus, wenn es das ist was er will!
    »Poppo
kommt.«
    »Bitte? Wer ?«
    Kadirs
Herz schien einen Moment auszusetzen, und er beugte sich in der Hoffnung vor,
Olli habe mal wieder genuschelt oder kannte den Namen des Meistertrainers nicht
richtig. Das wiederum, dachte Kadir, wäre ein Grund zu kündigen.
    »Poppo
kommt. Holger Popuczinski, genannt Poppo. Kennen Sie ihn etwa nicht? Wäre ja
fast ein Grund Ihnen zu kündigen, mein Guter!«
    Kadir
sackte unmerklich in sich zusammen.
    »Er
kommt. Mit seinen Jungs vom SV Bütte-Erkenroytz.«
    Olli
Reinecke lehnte sich zurück und streckte die Arme aus, als würde er seine
Liebste in der Ferne erkennen und an sein Herz drücken wollen. Seine Augen
glänzten.
    »Erste
Bundesliga! In meinem Hause, im Meridian Club! Ab fünften Januar sind sie alle,
alle hier, hier bei mir!«
    Trotz
des kleinen Dämpfers brach sich in diesem Moment auch bei Kadir wieder eine
aufgeregte Freude Bahn. Genau zwei Monate, bevor Kadir mit seinen Eltern in die
Türkei zurückkehrte, an den Ort, den er als kleiner Junge verlassen hatte, war
der SV Bütte-Erkenroytz aus der tiefsten westfälischen Provinz unter hämischen
Kommentaren der Sportjournalisten in die Erste Liga aufgestiegen. Dank des
zahlungskräftigen Hauptsponsors Dr. Mahlers Babynahrung , eines
geschickten Sportdirektors, und nicht zuletzt wegen des neu verpflichteten
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