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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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haben, mein Guter, niemand. Der Verein hält den
Deckel drauf, damit keine Nachahmer Geschmack an diesen merkwürdigen Streichen
finden. Ist ja oft wie eine Epidemie, so was, wenn es publik wird. Solange die
Polizei im Dunkeln tappt, hat der Club vorsichtshalber einen Sicherheitsdienst
engagiert, denn man weiß schließlich nie, ob so ein Stalker nicht irgendwann von
seinen ‘harmlosen‘ Streichen angeödet ist und dann zu Brachialmethoden greift.
Und dieser hier scheint gehörig einen an der Waffel zu haben.«
    »Vielleicht
ein Fan vom Erzrivalen?«
    Kadirs
Nase kräuselte sich als hätte er Witterung aufgenommen, und Olli Reinecke
registrierte es mit Misstrauen.
    »Lieber
Mr. Bülbül, ich sage es gleich von Anfang an: Es ist nicht an Ihnen oder an
mir, diesen Irren ausfindig zu machen.«
    Vorsichtig
kratzte Olli mit einer Büroklammer den Rest der Fliege von der Dose und wischte
ihn vom Tisch. Dann faltete er die Hände wie zum Gebet und blickte Kadir
eindringlich an.
    »Ihr
Job wird es sein sich vornehm zurückzuhalten, Sie sind also bitte gleichzeitig
überall und nirgends. Rocco Erdmann hat zwei Bodyguards dabei, offizielle
Lesart ist aber, dass die Muskelmänner für die gesamte Mannschaft zuständig
sind, weil der Fanclub des Erzrivalen sich mit großem Bohei angekündigt hat, um
unser herrliches Klima für ein paar Tage zu genießen und um, ich zitiere, ‘die
Bütte-Erkenroytzer abzufackeln‘. Ob Fans oder Spieler abzufackeln sind, bleibt
dahingestellt. Sie halten jedenfalls ein Auge darauf, was hier im Hotel oder
beim Training passiert, Sie assistieren wie eine gefällige Geisha den
Herren Bodyguards, Sie sind deren Schatten und steter unsichtbarer Begleiter.
Werfen Sie als erstes mal einen Blick auf die Gästeliste, auch wenn ich glaube,
dass Sie nichts Alarmierendes finden werden. Wir haben ab jetzt einen
Buchungsstopp, insofern werden auch keine Horden von eigenen oder gegnerischen
Fans hier einfallen können. Dies ist der einzige Vorteil, möchte ich sagen,
dass mein Haus«, Olli räusperte sich erneut pikiert, »nur zweite Wahl war, so
konnten sich diese Gestalten hier nicht heimlich einnisten. Niemand wusste bis
vorgestern, dass der Verein umdisponieren würde.«
    Für
den gemeinen Fan dürfte der Meridian Club vermutlich ohnehin unerschwinglich
sein, dachte Kadir bei sich. Er fand es bedeutend wichtiger, dass der
unbekannte Stalker, der Rocco Erdmann das Leben schwer machte, ebenfalls keine
Gelegenheit bekommen hatte, im Club ein Zimmer zu reservieren, falls er
vorhatte, im Wintertrainingslager sein Unwesen zu treiben.
    »Noch
etwas. Wo ist denn… wo hab ich es denn, verflixte Hacke?«
    Olli
wühlte in einem Stapel Papier, der auf seiner Tastatur lag. Er zog ein
zerknittertes Blatt hervor und hielt es triumphierend hoch. Kadir kniff die
Augen zusammen und schluckte.
    »Das
ist nicht Ihr Ernst, oder?«
    »Do
I ever joke? Remember me joking?«, fiel Olli in seinen alten Jargon zurück und
schüttelte den Kopf. Dann legte er das Blatt vor Kadir auf den Tisch und tippte
mit dem Finger auf die Abbildung eines schwarzen Schafes, das aufmerksam in die
Kamera blickte, während es zwischen Torwart Ronny Specht und Trainer Poppo über
den Rasen wackelte. Alle drei grinsten verschmitzt.
    »Die bringen ihr Maskottchen mit.
Und für die Sicherheit von Schaf Willem sind Sie mir persönlich verantwortlich.
Hier brauchen Sie nicht im Hintergrund zu agieren, hier sind Sie an vorderster
Front gefragt. Wenn das Viech ausreißt und das Clubgelände verlässt, dann Gnade
Ihnen Gott! Womöglich irrt es da draußen durch die Gassen der Altstadt und wird
von hungrigen Einheimischen geschächtet – ich darf nicht darüber nachdenken,
was dies für die Reputation meines Hauses bedeuten würde!«
    Hungrige
Einheimische! Kadir lief kopfschüttelnd am beheizten Außenpool vorbei, in dem
drei ältere Damen mit geblümten Badekappen fröhlich Wasser traten, während sie
mit zierlichen Bewegungen an hohen Cocktailgläsern nippten.
    Kannibalen!
Schächtende Eingeborene! Wilde, die nur darauf warteten, dass die weißen Götter
sie mit schwarzen Schafen versorgten! Über die Außenterrasse betrat er die
Hotellobby und steuerte auf den Empfang zu, wo Seda Güven hinter dem Tresen
stand und zwei Gästen etwas auf einer Landkarte erläuterte. Kadir lehnte sich
gegen den Tresen und spielte gedankenverloren mit der Tischglocke bis Seda
fertig war.
    »Hören
Sie auf hier herumzuklimpern, das Personal steht doch direkt vor
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