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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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VIP-Lounge…«
    »Kenne
ich, kenne ich«, wagte Kadir erneut zu unterbrechen, denn er fürchtete eine
Aufzählung aller Einzelheiten der Anlage, die er nachts im Schlaf herunterbeten
konnte, da er auch Sicherheitsbeauftragter im Emir Palace war.
    »Ich
habe mich immer gefragt, für wen die VIP-Lounge sein soll«, versuchte er
abzulenken. »Für unseren Kommissar Refik Dalga etwa, der immer noch Interviews
gibt und sich in dem Glanz sonnt, im Sommer einen Mordfall aufgeklärt zu haben,
obwohl er genau weiß, dass er es nicht war? [1] «
    »…
und eine variable Tribüne für 300 bis 800 Zuschauer sowie vier Plätze, die von
der FIFA lizensiert sind. Recommended by FIFA, ein Traum in einwandfreiem Heuschreckengrün«,
fuhr Olli ungerührt fort.
    Während
er die Details weiter an den Fingern abzählte, dachte Kadir an die Probleme,
die der Bau der Fußballanlage im vergangenen Jahr verursacht hatte. Das
Grundstück lag am Rande von Dereköy, nur wenige Meter von einem Abschnitt des feinsandigen
Strandes entfernt, der sich von dort aus in breitem, sanftem Bogen an Hügeln
und Klippen entlangschlängelte. Hotels durften hier nicht gebaut werden, denn
die Aussicht der Villen und prächtigen Häuser, die sich an die Klippen
schmiegten, musste unverstellt bleiben. Wohlhabende Russen, Engländer und
Deutsche hatten hier ihre Ferien- oder Altersdomizile bezogen. Die
Flutlichtanlage der vier Plätze und der Zuschauerlärm hatten zu Unmut und
bitteren Verwerfungen zwischen Betreibern und Villenbesitzern geführt, denn
obgleich nicht ein einziges der Häuser unmittelbar betroffen war, fühlte sich
die gesamte Gemeinde der Klippenkläffer, wie sie in Dereköy spöttisch von den
Einheimischen genannt wurden, angegriffen. Das fußballverrückte Dereköy liebte
die neue Anlage, denn zum einen durften auch Schulklassen und der örtliche
Fußballverein die Plätze nutzen, und zum anderen brachte es immer mehr
türkische und internationale Clubs in den Ort. Die Freundschaftsspiele und
Trainingseinheiten lockten Einwohner wie Touristen gleichermaßen.
    Kadir
Bülbül hatte seit der Einweihung der Plätze mit Sabotageakten zu kämpfen, die
in regelmäßigen Abständen die Anlage heimsuchten. Der Schaden war nie besonders
groß, hier eine zerstörte Sitzbankreihe oder ein metertief gegrabenes Loch
anstelle des Elfmeterpunktes, dort eine verschmierte Tür zur Umkleidekabine
oder eine eingeschlagene Scheibe der VIP-Lounge. Kadir war sich sicher, dass
die Klippenkläffer für die Zerstörungen verantwortlich waren, auch wenn sie
sicherlich nicht selbst nachts durchs Gelände robbten und die Torpfosten
ansägten. Durch die Arbeit ihrer Handlanger setzten sie ein klares Zeichen,
dass sie niemals mit der Anlage einverstanden sein würden. Die Hoteldirektoren
des Emir Palace und des Five Star Dragon Resort entschieden sich nach einigem
Hin und Her dagegen, mit einem größeren Personalaufgebot die Anlage von Kadirs
Leuten bewachen zu lassen. Solange es bei harmlosen Dumme-Junge-Streichen bliebe,
so der Tenor, wollten sie die Sabotage mit einem Achselzucken hinnehmen, um den
Streit mit den reizbaren aber auch, was schließlich zu bedenken war,
zahlungskräftigen Klippenkläffern nicht wieder anzufachen.
    »Und
nun kommen wir zu Ihrem Part, mein Guter«, hörte Kadir eine Stimme aus weiter
Ferne. Er räusperte sich und widmete seine ungeteilte Aufmerksamkeit erneut dem
Chef.
    Olli
hielt inne, rollte eine Kopie der Gästeliste zusammen und schlug mit einem
befriedigten Grunzen heftig auf seine Schreibtischunterlage ein. Vorsichtig hob
er die Rolle an und nickte anerkennend, als er das Insekt, das zermatscht am
Papier klebte, an seinem Büroklammerhalter abstreifte.
    »Security!
Top Security, Sicherheit an erster Stelle! That’s your job, as you well
know. Es ist nämlich
so…«
    Olli
faltete die Hände hinter seinem Kopf und maß Kadir mit zusammengekniffenen
Augen, als müsste er überlegen, ob Kadir mit der vor ihm liegenden Aufgabe womöglich
überfordert wäre. Dann sagte er in gedämpftem Ton, der die Tragweite dessen,
was Kadir nun zu hören bekam, unterstreichen sollte:
    »Es
ist nämlich so, Mr. Bülbül, dass es da ein kleines Problem gibt. Ein kleines,
sehr geheimes Problem. Also: Nicht nur Top Security sondern auch Top Secret,
die ganze Schoße.«
    Kadir
regte sich nicht.
    Endlich
hält er mal die Klappe, dachte Olli befriedigt. Dieser Türke ist ja ein
verdammt guter Security-Mann, aber das dauernde Dazwischenplappern geht
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