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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Siegesfeiern vor die Kameras drängen – Training
ist eine ernste Sache, die Rückrunde ist eine ernste Sache. Bütte-Erkenroytz
kann noch locker den dritten oder zweiten Platz schaffen, so was setzt man
nicht leichtfertig aufs Spiel!«
    »Darf
ich Ihnen den goldenen Pascha-Orden verleihen, mein Bester? Ich gebe zu, dass
die türkische Frauennationalmannschaft beim Quali-Spiel für die EM gegen
Duisburg ziemlich alt ausgesehen hat, aber das heißt nicht, dass wir nicht
wüssten, was Krieg ist! Waren Sie schon mal bei einem Spiel der acht- bis
zehnjährigen Mädchen gegen Kumkapi dabei? Ich sage Ihnen, da bekommt das Wort
Derby eine völlig neue Dimension, das sind lauter kleine Kampfmaschinen! Ich
lade Sie zum nächsten Spiel ein und werde Sie böse in die Seite kneifen, wenn
Sie sich gelangweilt Haarspitzen vor die Augen zerren oder Anstalten machen zu
gähnen! Aber egal«, fuhr Seda fort, die sich an ihren fußballfanatischen Vater
erinnerte, der als Diplomat in der ganzen Welt zu Hause war und der, wohin
immer man ihn gerade versetzte, sich als erstes ins nationale Fußballgetümmel
stürzte. Die Vorstellung, ein Frauenfußballspiel anzuschauen, zauberte hingegen
sofort einen Ausdruck auf sein Gesicht, als hätte man ihm einen unsittlichen
Antrag gemacht. Auch er hätte niemals Weibsvolk in der Nähe des Trainingslagers
eines Erstligisten geduldet. Schaf Willem durfte als Maskottchen die einzige
Ausnahme bilden.
    »Egal.
Wir sprechen hier nicht von mehreren Frauen, die mit der Mannschaft anreisen.
Es handelt sich nur um eine einzige Frau, eine, die sich wirklich für eine
Prinzessin hält und deshalb prima ins Neuschwanstein Resort passt.«
    »Jetzt
sagen Sie bitte nicht, Sie meinen Madlen Erdmann?«
    »Doch,
sage ich. Sie haben mir meine Pointe gestohlen! Aber ich weiß noch mehr. Sie
kommt nämlich mit ihrer gesamten Crew, das Finale von Beauty and the Beast –
Reloaded soll hier in Dereköy gedreht werden.«
    »Finale
von was, bitte?«
    »Na,
von ihrer Casting-Show! Gibt es auch hier in der Türkei, aber jeder sagt, das
deutsche Pendant sei besser – ich habe nur eine Folge mit Rüya zusammen
gesehen, aber für mich ist das nichts, ich habe keinen Spaß daran, wenn andere
niedergemacht oder vorgeführt werden.«
    » Beauty and the Beast –
Reloaded ? Was
muss man sich darunter vorstellen?«
    »Also.
Man bewirbt sich im Doppelpack beim Sender, je nach Motto – eine hässliche und
eine schöne Schwester oder Freundinnen, die eine zum Davonlaufen, die andere
ein Traum, Heteropaare und Homopaare, immer nach dem gleichen Schema: Einer
buähh, der andere aaaaahhh! Das beste Paar gewinnt nach zehn Runden, in denen
sie alle möglichen Spielchen machen müssen. Vom klassischen Catwalk bis hin zu
irgendwelchen demütigenden Situationen, bei denen dann Jury und Zuschauer
abstimmen, wie gut oder schlecht sich das Paar geschlagen hat – es ist alles
dabei.«
    »Was
für Situationen?«
    »Na,
zum Beispiel…« Seda dachte kurz nach. »In der Folge, die ich mit Rüya gesehen
habe, waren zwei Brüder, der Ältere ein echter Adonis, der Jüngere fett und
wabbelig, und dann hatte er auch noch so einen fiesen, sabbernden Hautausschlag,
von dem die Kamera gar nicht genug kriegen konnte. Na, und die beiden wurden in
einem Schwimmbad ausgesetzt, wo jeder für sich bestimmte Aufgaben machen
musste: Mädchen anbaggern, vom Dreier springen, in die Sauna gehen. Und die
Reaktionen und Kommentare der Leute werden heimlich gefilmt. Wer den meisten
Zuspruch beziehungsweise die meiste Ablehnung erfährt, wird Sieger.«
    Kadir
starrte Seda an.
    »Das
ist nicht wahr, oder? Das haben Sie sich ausgedacht?«
    »Nein,
Sie unschuldiges Lämmchen! Das haben Sie jetzt davon, dass Sie in einem
winzigen Steinhaus in der Altstadt hausen und Ihre Abende in einen Liegestuhl
gefläzt auf dem Dach verbringen und in den Sternenhimmel starren. Sie sollten
sich einen Fernseher anschaffen, sonst fallen Sie irgendwann aus der Zeit.«
    »Ich
habe nichts dagegen aus der Zeit zu fallen. Dies scheint mir vielmehr ein
begehrenswertes Ziel.«
    Kadir
sah durch die hohen Panoramascheiben zum Meer, das zwischen den Palmen der
Hotelanlage zu erahnen war. Es war ein schöner, klarer Tag, der dazu einlud, stundenlang
am Strand entlang zu spazieren.
    »Rüya
sagt, dass es Mordsärger gegeben hat, nachdem die Fernsehcrew sich im
Neuschwanstein eingebucht hat. Keine vierundzwanzig Stunden später folgte die
Stornierung des Fußballvereins, und es gab ein ewiges Hin und
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