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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Ohren
freilegen und ein charmantes Lächeln aufsetzen. Das gilt auch für unseren melancholischen
Donkosaken Boris, und wenn er schon nicht lächelt, so soll er wenigstens keine
Miene machen, als ob er vorhätte einen Brieföffner gegen seine Bauchdecke zu
wenden, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt. Und Marcel…«
    Poppo
hielt Marcel am Arm fest und deutete mit dem Daumen über seine Schulter.
    »Sag
den beiden ToTos da hinten, dass sie bitte die Schultern etwas einziehen und
weniger nach Bodyguards aussehen möchten. Wenn möglich sollten sie sich bitte
unsichtbar machen.«
    Benno
Tojcic und Kiran Tonolini saßen erhöht in der letzten Reihe, die Hände wie
Sumo-Ringer auf die Oberschenkel gestützt, die Gesichter hinter riesigen, tiefschwarzen
Sonnenbrillen verborgen. Nur ein fernes Bauchgrummeln deutete darauf hin, dass
die unbeweglichen ToTos am Leben waren, und dass das Mittagessen im Flieger
keine ausreichende Nahrungsaufnahme für zwei ausgewachsene Leibwächter gewesen
war. Kiran Tonolinis Blick glitt hinter der Sonnenbrille über die Sitzreihen und
blieb an Rocco Erdmanns Platz hängen. Die Kopfstützen waren zu hoch, als dass
er Rocco hätte sehen können, doch er blickte durch die Sitze mit Röntgenaugen
hindurch, wusste, dass Rocco sich gerade bei einer Folge Two and a Half Men königlich
und selbstvergessen amüsierte, denn jedes Mal, wenn er lachte, zuckte sein im Gang
hängender Fuß und stieß gegen die Metallstrebe des vorderen Platzes.
    Kein
Haar und keine Zehe werden dir gekrümmt, dachte Kiran und hätte gerne diesem
Gedanken mit einem zuversichtlichen Lächeln Nachdruck verliehen. Stürmergott,
ich werde dich hüten wie meinen Augapfel, wie meinen Schatz, denn ohne dich ist
die Liga nichts!
    »Zimma
nu langsam da? Iz musz jetzt wasz eszen!«
    Kirans
Mundwinkel zuckte. Obwohl er durchaus mit Hakan Hunsfos übereinstimmte und sein
Magen lauter zu knurren begann, schoss er einen garstigen Blick auf die
Kopfstütze des Norwegers. Ausgeschüttet hatte dieser Möchtegernstürmer sich,
ausgeschüttet vor Lachen, als die beiden ToTos das erste Mal vor der
Umkleidekabine auftauchten, damals beim letzten Heimspiel gegen Bremen. Er
wollte sich gar nicht mehr beruhigen, zeigte mit dem Finger auf die
riesenhaften, schwarzgekleideten Männer und tänzelte mit klackernden Stollen,
eine Acht beschreibend, um Kiran und Benno herum. Aus welsem Comic zeit ihr
Zswei denn geszprungen? Horhorhor!
    Eines Tages, mein Freund, dachte
Kiran und wusste instinktiv, dass Benno in dieser Sekunde das Gleiche dachte,
wirst du bezahlen und niemand wird je herauskriegen, wer dich zur Kasse gebeten
hat.
    Die
Schiebetüren öffneten sich geräuschlos, und Gesa Wohlschlegel trat energisch
ins Freie. Schon vom Foyer aus hatte sie den Menschenauflauf vor dem Club
bemerkt und war, bewaffnet mit ihren Wanderstöcken, die sie in den Marmorboden
stieß als wäre sie Käpt’n Ahab, der wütend Harpunen in Moby Dick rammte, zum
Empfangstresen marschiert. Sie riss die Schlaufe des Stocks von ihrem
Handgelenk und donnerte die Handfläche auf die Tischglocke, so dass Seda und
Derya, die die Köpfe über eine Liste gebeugt hatten, erschrocken zusammen
fuhren.
    Heute
Nacht, dachte Seda, leihe ich mir eines der Tretboote von Mahir, pflüge durch
die aufgewühlte See und werfe die Tischglocke hinter Zypern ab!
    »Einen
schönen guten Tag, was kann ich für Sie tun, Frau Wohlschlegel?«
    Seda
lächelte gewinnend, obgleich sie wusste, dass die Antwort unangenehm werden
würde. Als Frau Wohlschlegel vor drei Tagen mit ihrem überdimensionalen Rollkoffer
vorgefahren war, das Kinn entschlossen vorgereckt, und mit dem Finger imaginäre
Staubflusen vom Tresen gewischt hatte, hatte Kofferträger Hikmet, dem sie brüsk
verboten hatte, ihr Gepäck zu berühren, für die beiden Rezeptionistinnen von
weitem die Hand mit zwei übereinander gekreuzten Fingern gehoben, das Zeichen
für Horrorgast . Nach jeder Mahlzeit, mitten in der Nacht, vor ihren
Wandertouren, nach einer Shoppingtour oder einem geführten Spaziergang durch
Dereköys Altstadt: Seda und ihre Kolleginnen rechneten mehrmals am Tag damit,
dass Gesa Wohlschlegel mit schmatzenden Hauspantinen oder in klobigen
Wanderschuhen das Foyer Richtung Empfang durchmessen würde, den Oberkörper
leicht nach vorne gebeugt, den Kopf zwischen den hochgezogenen Schultern
eingeklemmt, als ob sie sich gegen einen heftigen Sturm stemmen müsste. Hektisch
trippelte sie vorwärts, bis sie in vollem Lauf gegen den
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