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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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gewesen wären. Kadir grinste und nickte
Seda zu, die erleichtert aufatmete.
    Mit
den Männern im Schlepptau kehrte sie zu Frau Wohlschlegel zurück.
    »Darf
ich vorstellen? Dies ist Kadir Bülbül, unser Sicherheitschef. Er und sein
Kollege werden Sie sicher durch die tobenden Massen geleiten, Sie können sich ihnen
voll und ganz anvertrauen.«
    »Die
tragen ja nicht mal Uniform!« Misstrauisch beäugte Frau Wohlschlegel die beiden
jungen Männer. »Und der da hat mir auf die Beine gestarrt.«
    Mit
energischer Geste zog sie ihre Wollsocken über das winzige Stückchen Wade, das
nicht von der Dreiviertelhose bedeckt war.
    »Wir
tragen im Moment keine Uniform, damit wir ungestört im Hintergrund unsere
Arbeit verrichten können. Fans und Medien reagieren in der Regel gleichermaßen
missgestimmt beim Anblick uniformierter Sicherheitskräfte«, erklärte Kadir
höflich auf Deutsch. Frau Wohlschlegels Wangen überzogen sich mit lilafarbenen
Flecken.
    »Oh,
Sie sprechen deutsch. Nun. Wer hätte das gedacht. Nun denn.«
    »Er
hat sogar eine deutsche Polizeiausbildung. Grundsolide!«, warf Seda eifrig
nickend ein. »Sie sind bei ihm so sicher wie in Abrahams Schoß.«
    Frau
Wohlschlegel klemmte ihre Wanderstöcke mit der Spitze nach vorne unter den Arm
und stürmte mit diesen Lanzen zum Eingang, als hätte sie vor, den nächstbesten
Ritter im Harnisch beim Turnier vom Streitross zu hebeln. Kadir tippte sich
grinsend an die Stirn und eilte mit Hüseyin hinter Sir Lancelot her, während
Seda wie ein Burgfräulein zart hinter ihrem Minnesänger herwinkte.
    »Vorsicht!
Heiß und fettig!«, rief Frau Wohlschlegel, als sie, eingeklemmt zwischen Kadir
und Hüseyin, auf den Vorplatz stapfte. Unauffällig hatte Kadir die Stockspitzen
nach unten gebogen und lotste Frau Wohlschlegel an einer Gruppe junger Männern
und einem Mädchen vorbei, die die grün-weiße Farbkombination des Erzrivalen
trugen und in ein Megaphon sangen: »Ihr seid Bütter, asoziale Bütter, ihr
schlaft unter Brücken oder in der Bahnhofsmission…«
    Auf
der anderen Seite standen in deutlicher Überzahl die Wild Boys of Roytz, von denen mindestens die Hälfte wilde Frauen waren, und lachten verächtlich.
Sie, die Bütter, hatten es nicht nötig wie die gegnerischen Fans, alte,
ausgenudelte Songs, hundertmal in den Stadien gesungen, zu kopieren, sie hatten
eigene Ideen!
    Ein
untersetzter älterer Mann mit blauen Haaren und rosa gefärbten Koteletten
stellte sich als Dirigent vor die Gruppe und hob die Arme. Der Chor setzte
gleichzeitig ein und übertönte das laute Grölen und Johlen der grün-weißen Megaphon-Gruppe.
    »Grässlich,
dieses primitive Pack!«, schimpfte Frau Wohlschlegel und schob ihren Kopf
zwischen die Safarischultern. »Bringen Sie mich hier heraus, sofort, ich will
hier weg, die starren mir alle auf die Beine!«
    Sie
lehnte sich leicht wie eine hilfesuchende Maid gegen Kadirs Brust und ließ sich
von ihm durch die Menge schieben. Der Mannschaftsbus bog in die Einfahrt und
Kadir bedeutete Hüseyin mit einem Wink stehenzubleiben und die Situation im
Blick zu behalten. Nachdem er Frau Wohlschlegel am Bus vorbei zur Promenade
begleitet und ihr die Stöcke, die er vorsichtshalber an sich genommen hatte,
mit einer leichten Verbeugung wie einen Strauß Rosen in die Arme gebettet hatte,
eilte er im Laufschritt zum Hoteleingang zurück, wo der Zeugwart Addi Haxler,
gefolgt von Poppo und Piet van de Boldt, eben ausstieg.
    Misstrauisch
tastete Addi mit der Fußspitze den Beton ab. Türkischer Boden, dachte er
grummelnd, aber zumindest ein deutsches Hotel. Hätte es nicht trotzdem wieder
Marbella werden können? Oder wenigstens Zypern?
    Unbeeindruckt
vom Blitzlichtgewitter, dem Klatschen und Rufen der Menge und dem Gedränge um
ihn herum, machte er sich in aller Ruhe mit dem Fahrer ans Werk, öffnete den
Kofferraum, hievte eine Metallkiste heraus und sah ab und an nach seinen
Schützlingen, die aus dem Bus purzelten und, wie von Poppo angeordnet, artig Fragen
beantworteten und Autogramme auf Fußbälle und T-Shirts krakelten. Addi trat ein
paar Schritte zurück und beschirmte seine Augen. Wo blieb nur der LKW mit der
Ausrüstung? Obwohl er sich für hartgesotten hielt, wachte er oft nachts
schweißgebadet auf, weil ihn ein immer wiederkehrender Albtraum heimgesucht
hatte, in dem er verzweifelt auf dem Standstreifen einer schwer befahrenen
Autobahn entlanglief und erfolglos nach dem Ausrüstungslaster Ausschau hielt.
In der nächsten Traumsequenz saß er
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