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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche
Autoren: Jean G. Goodhind
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    |5| Kapitel 1
    Bei einem Kochwettbewerb zwischen Sterneköchen musste es einfach Mord und Totschlag geben. Da war sich Honey Driver sicher.
    Die Veranstaltung war Teil einer Feinschmeckerwoche, »Baths Internationale Sternekoch- und Speisenwoche« mit der sinnreichen Abkürzung »BISS«. Nach den Ausscheidungsrunden waren noch sechs Teilnehmer übrig geblieben. Die trafen nun in der Endausscheidung aufeinander und würden um den Preis von 5000 Pfund kämpfen. Das Geld war eine wohlverdiente Belohnung, aber Meisterköche waren wie Platzhirsche. Wenn die in der Brunftzeit zusammentreffen, gehen sie mit ihren Geweihen aufeinander los. Nur waren Köche noch schlimmer. Die hatten scharfe Messer, und außerdem war bei ihnen die Triebfeder nicht so eine triviale Sache wie Sex. Ihnen ging es ums Kochen, und da reichte nun mal nichts anderes heran!
    Der Tag hatte mit einer seltsamen Überraschung angefangen, wie sie einem das Hotelgewerbe manchmal beschert.
    Das Zimmermädchen hatte heftig an die Tür von Zimmer 20 gehämmert, aber der Bewohner war nicht frisch und froh aus den Federn gestiegen. Er war auch nicht beim Frühstück erschienen oder hatte seine Rechnung beglichen.
    »Vielleicht ist er tot«, vermutete Honeys Tochter Lindsey.
    Honey war praktisch veranlagt. »Kein Problem, außer wenn er an Lebensmittelvergiftung gestorben ist. Das wäre schlecht fürs Geschäft. Aber das wissen wir bald genauer.«
    Sie tippte auf ihrem Handy das Schnellwahlkürzel für den Nachtportier ein. Der meldete sich schlaftrunken, was weiter |6| nicht überraschte, denn er war ja gerade erst zu Bett gegangen.
    »Reg, haben Sie gesehen, ob Mr. Slade von Zimmer 20 letzte Nacht spät nach Hause gekommen ist?«
    »Ja. Er ist mit seiner Frau etwa um ein Uhr früh zurückgekehrt.«
    »Na, das hatte ich mir doch gleich gedacht.« Honey klappte ihr Handy mit einem scharfen Knall zu. »Geben Sie mir Ihren Schlüssel«, forderte sie das Zimmermädchen auf.
    »Ist er sehr spät zurückgekommen?«, fragte Lindsey. Sie versuchte mit ihrer Mutter Schritt zu halten, die die Treppe hinaufstürmte und über den Flur eilte.
    »Ja. Mit seiner Frau.«
    Lindsey kicherte. Das Zimmermädchen schaute verwirrt, bis endlich auch bei ihr der Groschen fiel. Mr. Slade war Verkaufsmanager einer IT-Firma, die Software herstellte, und er hatte ein Einzelzimmer gebucht. Mit einer Ehefrau war er nicht angereist.
    »Was gilt die Wette, dass er extrem indisponiert ist?«, fragte Lindsey.
    Ihre Mutter lächelte ironisch. »Wie komme ich bloß zu einem so weltgewandten Kind?«
    Lindsey, die beinahe neunzehn Jahre alt war, grinste zurück. »Klapperstorch?«
    »Der arme Mr. Slade. Wenn mich mein Instinkt nicht täuscht, werden wir wohl bei den liegengebliebenen Kleidungsstücken nachschauen und ihm etwas zum Anziehen raussuchen müssen«, sagte Honey, während sie die Tür aufschloss.
    Wie erwartet, lag der übernächtigte Bewohner von Zimmer 20 splitterfasernackt auf seinem Bett ausgestreckt. Außerdem war er gefesselt und geknebelt und trug um die Lenden eine Art ledernes Geschirr mit kleinen Glöckchen, die zwischen seinen Beinen bimmelten.
    Nachdem sich Honey einen raschen Überblick über die Lage |7| verschafft hatte, wandte sie sich ihrer Tochter zu. »Wie viel haben wir in der Handkasse?«
    Die Kleider des Managers waren allesamt verschwunden. Desgleichen seine Aktentasche und was er sonst noch dabei gehabt haben mochte. Die Edelnutte, die er abgeschleppt hatte, hatte ihn nach allen Regeln der Kunst ausgenommen.
    »Ich habe das Bargeld gestern erst aufgefüllt und seitdem nur Briefmarken gekauft.«
    Während das Zimmermädchen diskret ein verknittertes Handtuch über die edlen Teile des armen Kerls breitete, schaute sich Honey in der Mappe, die Lindsey mitgebracht hatte, seine Rechnung an.
    Dann blickte sie streng auf den Fesselfetischisten. »Also, Mr. Slade, wir haben Ihren Namen und Ihre Adresse, und wir haben Ihre Kreditkarte kopiert. Sie bekommen von uns genug Bargeld für die Heimreise, und wir suchen Ihnen auch etwas zum Anziehen zusammen.«
    Er schaute sie mit Glubschaugen an.
    »Verstehen Sie mich?«, fragte Honey nach.
    Er nickte und murmelte etwas.
    »Gut. Sie werden also nichts dagegen haben, wenn wir Ihnen den Preis für ein Doppelzimmer anstelle eines Einzelzimmers in Rechnung stellen?«
    Hinter dem Knebel war weiteres Gemurmel zu hören, dazu ruckten die beiden gebundenen Hände wild. Dadurch drohte das über die edlen Teile gebreitete
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