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Tuerkei - Ein Land jenseits der Klischees

Titel: Tuerkei - Ein Land jenseits der Klischees
Autoren: Juergen Gottschlich
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Jürgen Gottschlich
    Türkei
    Ein Land jenseits der Klischees
    Ch. Links Verlag, Berlin
    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
    Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
    detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
    http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    1. Auflage 2010 (entspricht der 1. Druck-Auflage von 2008)
    © Christoph Links Verlag – LinksDruck GmbH
    Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0
    Internet: www.linksverlag.de; [email protected]
    Umschlaggestaltung: KahaneDesign, Berlin unter Verwendung
eines Istanbul-Fotos von Karlheinz Schindler (picture-alliance/ZB)

    ISBN 978-3-86284-008-3
    Konturen
    Deutsche Missverständnisse über die Türkei
    »Sieht ja hier ganz anders aus als in Kreuzberg.« oder: »Ich dachte, hier läuft jede Frau mit Kopftuch herum.« – Fast jedem Besucher aus Deutschland, der das erste Mal nach Istanbul kommt, geht es ähnlich: So habe ich mir das nicht vorgestellt. So groß, so laut, so vielfältig und so modern. Fast alle Bekannten, die mich im Laufe der letzten Jahre besuchten, hatten ein ganz anderes Bild von der Türkei im Kopf, als es sich ihnen in der türkischen Millionenmetropole dann in der Wirklichkeit präsentierte.
    Kaum jemandem ist klar, dass Istanbul mittlerweile die größte Stadt Europas ist und von Istanbul aus über fast 2000 Jahre lang zwei Großreiche dirigiert wurden, die die Geschichte des Kontinents entscheidend mitgeprägt haben.
    Die Vorstellung von dem Land am südöstlichen Rand desKontinents ist häufig so weit von der Realität entfernt, als läge die Türkei in einem Erdteil, zu dem die Deutschen keinen Zugang haben. Doch das Paradoxe im deutsch-türkischen Verhältnis ist: Nicht die Distanz, sondern gerade die scheinbare Nähe schafft das schiefe Bild. Die Vorstellungen der Deutschen über die Türkei sind hauptsächlich geprägt durch das Bild, welches die Einwanderer aus der Türkei vermitteln beziehungsweise das Bild, das von den Medien über sie vermittelt wird. Dazu kommt ein konstanter Strom beunruhigender Nachrichten, die selektiv von einer zerrissenen Gesellschaft erzählen, in der die Konflikte oft noch gewaltsam und sehr autoritativ ausgetragen werden. Seit dem 11 .September 2001 kommt ein weiteres Moment hinzu: Die Türkei ist in der westeuropäischen Wahrnehmung zu einem »muslimischen Land« geworden, einem Land also, dem potenziell etwas Bedrohliches anhaftet. Dass mehrere Millionen Deutsche im Jahr in der Türkei Urlaub machen, ändert daran wenig.
    Einwanderer aus der Türkei gelten in Deutschland oft generell als rückständig und weit entfernt von den Werten einer modernen Zivilisation. Interessanterweise wird dieses Bild, seit die Türkei über die Aufnahme in die EU verhandelt, in immer grelleren Farben gemalt. Türkische Migranten wurden in Deutschland schon immer eher als ein Problem denn als eine Bereicherung empfunden. Gab es in der Vergangenheit jedoch auch ab und zu mal Good News aus dem Multikulti-Land, werden in den letzten Jahren türkische Einwanderer in der öffentlichen Debatte fast nur noch im Zusammenhang mit archaischen Riten wie den sogenannten Ehrenmorden beschrieben, durch die eine angeblich streng patriarchalische Community ihre Herrschaft über das weibliche Geschlecht aufrechterhält. Dazu gehören in abgemilderter Form die Zwangsheirat, nach deren Vollzug dann den Frauen lebenslang verboten wird, das Haus ohne männliche Aufsicht zu verlassen.
    Wer mit diesem Bild im Kopf nach Istanbul kommt und dann plötzlich Massen von freizügig gekleideten jungen Frauen durch die Amüsiermeilen der Stadt flanieren sieht, die ihren Aperitif trinken, bevor sie in die Disco gehen, ist natürlich zunächst irritiert. Ist Istanbul etwa die berühmte Ausnahme von der Regel? Leben hier all die Türken, die ihre weiblichen Familienmitglieder nicht einsperren? Tatsächlich kann man in den letzten Jahren feststellen, dass sich vor allem die Metropole Istanbul von der sonst vorherrschenden Wahrnehmung gegenüber der Türkei deutlich unterscheidet, fast so, als läge die Stadt in einem ganz anderen Land. Die häufigsten Beschreibungen sind »hipp«, »aufregend«, »gelebte Ost-West-Synthese«. Immer häufiger wird Istanbul in Reisemagazinen als letzte bislang noch weitgehend unentdeckte Perle Europas beschrieben, ein lohnendes Ziel für alle, denen London zu teuer und Prag nicht mehr hipp genug ist.
    Ähnliches gilt, wenn auch etwas weniger euphorisch, für die großen Ferienresorts
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