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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Euch eine Wahl gelassen zu haben«, sagte sie kühl, zeigte jedoch umgehend wieder Mitgefühl. »Oh, was habt Ihr denn, Hakiem? Noch nie zuvor habt Ihr mir etwas abgeschlagen.«
    »Ihr habt von mir auch noch nie zuvor verlangt, Freistatt zu verlassen«, entgegnete er und ließ den Kopf hängen. »Ich bin kein junger Mann mehr - einen alten Baum soll man nicht verpflanzen. Bereits zweimal mußte ich mein Leben völlig verändern. Einmal - als ich nach Freistatt kam, und dann, als ich Euer Berater wurde. Noch einmal ist zu viel für mich. Ihr haltet mich für schlau und listig, aber das kann ich nur sein, weil ich diese Stadt und ihre Bewohner kenne. Reißt Ihr mich aus meiner vertrauten Umgebung.«
    »Dachte ich doch, daß ich euch hier finden würde.«
    Prinz Kadakithis stand an der Tür.
    »Nun, dann nehmt auch meine Glückwünsche entgegen, Hakiem.« Der Prinz machte keine Anstalten, ihm die Hand zu schütteln, aber sein Lächeln war warm und ehrlich.
    »Er will die Stellung nicht«, platzte Shupansea heraus.
    »Oh?« Das Lächeln schwand, als Kadakithis den Geschichtenerzähler mit einer hochgezogenen Braue anblickte. »Ich dachte, Ihr würdet es als Ehre ansehen, Hakiem - und als beachtliche Erhöhung Eures Status, ganz zu schweigen von Eurem Einkommen.«
    »Mein Platz ist hier in Freistatt«, beharrte Hakiem. Seine Verzweiflung gab ihm, selbst vor diesen Hoheiten, den Mut, seine Meinung zu sagen. »Wenn ich es recht verstanden habe, zweifelt Ihr selbst an meiner Eignung für diese Stellung.«
    »Siehst du?« rief Shupansea gereizt. »Ich versuche ihn für seine Dienste zu belohnen und ihm gleichzeitig einen Gefallen zu tun, und das ist der Dank, den ich dafür bekomme!«
    »Hoheit.«, begann Hakiem, doch der Prinz unterbrach ihn.
    »Ich bin sicher, daß wir zu einer Einigung kommen werden«, sagte er beruhigend. »Laß mich kurz mit unserem neuen Gesandten reden.«
    »Gut.«
    »Allein, wenn du nichts dagegen hast, Liebling.«
    »Aber. Na gut.«
    Die Beysa rauschte aus dem Zimmer und ließ eine unbehagliche Stille zurück.
    »Es ist eine Menge Wasser unter der Brücke geflossen, seit wir uns zum ersten Mal begegneten, nicht wahr, Geschichtenerzähler?« Der Prinz blickte ihn nicht an, sondern tat, als betrachte er die Einrichtung des Gemachs.
    »So ist es, Hoheit.«
    Hakiem war sehr mißtrauisch, was diese Privataudienz anlangte, aber er mußte zugeben, daß der Prinz sich seit jenem Nachmittag verändert hatte, als er einem armen
    Geschichtenerzähler ein paar Goldkronen zugeworfen hatte.* Die königliche Stirn war von Sorgenfalten durchzogen, während sie damals jünglingshaft glatt gewesen war, auch hatte er seither Selbstbewußtsein und Selbstvertrauen erworben.
    »Ich muß zugeben, ich war gegen Eure Ernennung, als Shupansea sie zur Sprache brachte«, fuhr der Prinz fort. »Aber nachdem ich gründlich darüber nachgedacht hatte, kam ich -unabhängig von den Überredungskünsten meiner zukünftigen Gemahlin - zu der Überzeugung, daß Ihr nicht nur tauglich für diesen Posten seid, sondern auch, daß niemand besser dafür geeignet wäre.«
    »Hoheit?« Die Bestürzung des Geschichtenerzählers war unverkennbar.
    »Denkt darüber nach, Hakiem.« Der Prinz blickte seinen Untertan ernst und fest an. »In Eurer Eigenschaft als Berater der Beysa habt Ihr Euch mit der beysibischen Kultur und mit den Beysibern vertraut gemacht, sowohl mit den Oberen, wie mit den kleinen Leuten. Tatsächlich beherrscht Ihr ihre Sprache besser als irgendein anderer Nichtbeysiber in der Stadt oder am Hof.«
    Er hielt kurz inne, während ein kaum merkliches Lächeln über seine Züge huschte. »Ihr habt zwar keine offizielle Erfahrung als Gesandter, aber Eure Jahre als Geschichtenerzähler werden Euch gute Dienste leisten, da es die Hauptaufgabe der Diplomatie ist, das Unwahre oder Unwahrscheinliche glaubhaft, ja wünschenswert erscheinen zu lassen. Das spricht bereits für Euch, aber da sind noch zwei Dinge, die alles andere überwiegen: Ihr seid ehrlich und loyal.«
    Der Prinz hob rasch die Hand, um dem Protest des Geschichtenerzählers abzuwehren.
    »Oh, ich weiß, ihr Freistätter seid stolz darauf, daß ihr andere täuschen und hereinlegen könnt - auch das wird Euch als Gesandter nützlich sein -, und ich zweifle nicht, daß Ihr, wenn
    Ihr es darauf anlegen würdet, keine Hemmungen hättet, ein krummes Ding zu drehen, wie es in bestimmten Kreisen heißt, oder jemandem die Kehle durchzuschneiden. Aber in Eurer gegenwärtigen
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