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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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denn. Die schlechte Neuigkeit ist, daß ich bald einen meiner liebsten und absolut vertrauenswürdigen Freunde verlieren werde.«
    Hakiem entging nicht, daß sie keinen Namen nannte, und fragte sich, ob das unbeabsichtigt oder beabsichtigt war.
    »Das ist wahrlich eine schlechte Neuigkeit.« Er nickte und überlegte stumm, wer es sein mochte. »Es ist nicht so leicht, wirkliche Freunde zu finden. Sie sind nicht zu ersetzen.«
    »Trotzdem ist diese Neuigkeit auch gut«, fuhr die Beysa fort, »da es für diesen Freund eine Beförderung bedeutet - und für mich eine Chance, meine Anerkennung mit einer schon lange fälligen Belohnung auszudrücken.«
    »Ihr freut Euch demnach über das Glück Eures Freundes, obwohl es für Euch persönlich einen Verlust bedeutet. Wie ich nicht zum erstenmal sage, o Beysa, übertrifft der Adel Eures Herzens noch den Eurer Geburt. Ich bin sicher, daß Euer Freund Eure Freundschaft als eine große Gunst erachtete, so wie ich, und mit Herzlichkeit von Euch Abschied nimmt.«
    Seine Bemerkung war die automatische, blumige Höflichkeit, mit der er seinen Teil des Gespräches bestritt, während er auf weitere Information wartete. Die Wirkung seiner Worte auf Shupansea war jedoch völlig unerwartet.
    »Oh, ich bin ja so froh, daß Ihr zustimmt, Hakiem!« rief sie und griff, was sehr ungewöhnlich war, im Überschwang ihrer Gefühle nach seinem Arm. Beysibische Frauen waren sehr zurückhaltend gegenüber Männern. »Ich hatte befürchtet, daß Ihr Euch aufregen würdet.«
    »Aufregen? Worüber?« In seiner Verwunderung über die Wendung, die dieses Gespräch nahm, stammelte er die Frage, obwohl er inzwischen begriff, daß er selbst gemeint war. »Ich -ich fürchte, ich weiß nicht.«
    »Oh, entschuldigt. Ich habe wohl zu weit vorgegriffen. Es fällt mir so schwer, an Hofetikette zu denken, wenn ich mich mit Euch unterhalte.«
    Sie ließ seinen Arm los, trat einen Schritt zurück und nahm eine majestätische Haltung an, die in ihrer Strenge fast spöttisch wirkte.
    »Hakiem«, sagte sie in dem feierlich ernsten Ton, dessen sie sich sonst im Audienzsaal und in der Gerichtshalle bediente. »Es ist mir eine Freude, Euch als Kaiserlichen Gesandten, als unseren Handelsattache, zur ruhmreichen Heimat von Mutter Bey zu entsenden - das ist die Nachricht.«
    Hakiem hätte nicht erstarrter sein können, wenn sie ihn geschlagen hätte.
    »Als Gesandten? Mich?«
    »So ist es.« Shupansea gab grinsend ihre betonte Würde auf. Sie freute sich ganz offensichtlich über die unverkennbare Verblüffung ihres Vertrauten. »Die Ernennungsurkunde wurde eben unterzeichnet, und ich bin durch den Palast gehastet, um es Euch selbst zu verkünden, ehe Euch die Gerüchte erreichen.«
    »Aber, o Beysa, ich bin dafür völlig ungeeignet! Ich bin kein Gesandter! Was sollte ich an einem fremden Hof tun? Geschichten erzählen?«
    »Ihr werdet das tun, was die Bürger dieser Stadt am besten können«, entgegnete die Beysa fest. »Feilschen. Ich kann Euch versichern, daß die Kaiserlichen Geschäftspartner, mit denen Ihr zu tun bekommen werdet, nach der Lehrzeit, die Ihr hier in Freistatt hattet, keine ernstzunehmenden Gegner für Euch sein werden.«
    »Aber ich bin nur ein Geschichtenerzähler. Zu einem Edelmann gehört mehr als vornehme Kleidung!«
    »Das sagte Kadakithis ebenfalls - aber schließlich konnte ich ihn überzeugen. Es war auch an der Zeit. Das Handelsschiff war seit einer Woche zum Auslaufen bereit, während wir darüber argumentierten, wer der Handelsattache werden sollte.«
    »Handelsschiff?«
    Als ihm die Ungeheuerlichkeit des Ansinnens bewußt wurde, hatte Hakiem das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Bis jetzt hatte er rein theoretisch über eine absurde Idee argumentiert. Die Erwähnung eines Schiffes jedoch machte sie zur schrecklichen Tatsache.
    »Ihr wollt damit sagen, daß ich Freistatt verlassen und in einem fremden Land leben soll?«
    »Nun, von hier aus könnt Ihr Eure Geschäfte als Handelsattache nicht gut führen.« Die Beysa lachte. »Oh, ich weiß, daß es erschreckend klingt - aber genau das mußte auch ich tun, als ich hierherkam. Was habt Ihr, Hakiem?«
    Der Geschichtenerzähler war plötzlich in einen Sessel gesunken. Sein Gesicht war eine Maske vollkommener Verzweiflung.
    »O Beysa - das - das kann ich nicht!«
    Shupanseas Lächeln schwand, als sie in gebieterischer Haltung erstarrte, der im Gegensatz zu vorher nicht ein Hauch von Spott anhaftete.
    »Ich entsinne mich nicht,
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