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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Männer waren unfähig, ihn anzutreten; das Abendessen war, wie vorhergesehen, grauenhaft; dann trug der Wind auch noch hartnäckigen Regen herbei. Die einzige erfreuliche Neuigkeit kam durch Wedemir, der meldete, daß die Razzia im Abwinder Schlachthof ein voller Erfolg gewesen war. Die Männer knobelten um das Vergnügen, die Verhafteten zu verhören.
    Wedemir blieb an der Tür stehen. »Kommandant? Wegen gestern.? Die Seidenarbeiterinnen, erinnert Ihr Euch? Ich bediente mich Eures Namens.«
    Walegrin blickte auf und erinnerte sich. »Macht Euch deshalb keine Gedanken.«
    »Seid Ihr bei ihnen gewesen?«
    Walegrin schüttelte den Kopf. »Falls es wirklich zu weiteren Beschwerden kommt. Ich habe darüber nachgedacht, Leutnant. Alles wendet sich zum Besten. Ich bin bereit, einer oder zwei Seidenarbeiterinnen entgegenzukommen.«
    Wedemirs Augen weiteten sich, dann ging er. Einen Moment lang war Walegrin versucht, ihn zurückzurufen, aber der Moment der Versuchung verging. Die Stunden zogen sich bis Mitternacht dahin, als Thrusher, immer noch etwas mitgenommen, sich die Leiter hinaufplagte.
    »Bist du sicher, Thrush?«
    »Ja, die Luft wird mir guttun. Sieh du zu, daß du ein bißchen schläfst, solange es geht.«
    Walegrin war nicht sonderlich müde, aber wie Thrusher meinte, sollte ein Soldat die Gelegenheit zum Schlafen nutzen, wenn sie ihm geboten wurde. Tatsächlich gähnte er bereits, als er den stockdunklen Treppenabsatz vor seinem Zimmer erreichte. Er langte nach dem Riegel, aber er war gar nicht vorgeschoben. Walegrin fluchte. Er hätte schwören können, daß er ihn zugeschoben hatte. Aber es wäre nicht das erstemal, daß er es vergessen hatte. Er wollte nach dem Türknauf greifen, als die Tür aufschwang.
    Der Kommandant starrte Theudebourga an, die ihr Gähnen hinter den Fingern verbergen wollte.
    »Ich muß wohl eingeschlafen sein.«
    »Ihr. ? Was macht Ihr hier?«
    »Ich habe sonst nichts, was ich Euch geben könnte.« Sie senkte die Augen. Vielleicht errötete sie, doch das war im Lampenlicht schwer festzustellen. »Ihr seid so gütig zu uns gewesen.«
    »Ich?«
    »Als die Beysiber uns heute nachmittag holten, sagten sie, sie befolgten nur Eure Befehle. Um ehrlich zu sein, da hatte ich meine Zweifel, was Euch betraf, und befürchtete das Schlimmste, während sie alles auf einen großen Karren luden. Und als sie uns durchs Tor führten, dachten wir, wir würden in die Verbannung geschickt. Dendorat tobte, da schlugen sie ihm auf den Kopf und banden ihn am Karren fest. Aber sie brachten uns zu einem Häuschen auf dem Land und sagten, wir könnten die Miete mit fertiger Seide bezahlen.«
    Walegrin nickte und bemühte sich an den genauen Wortlaut dessen zu erinnern, was Wedemir gesagt hatte, ehe er ihm versichert hatte, daß er sich keine Gedanken zu machen brauchte.
    Theudebourga fiel sein wechselnder Gesichtsausdruck nicht auf. »Wir haben Lady Kurrekai noch nicht persönlich kennengelernt. Stellt Euch vor, die Kusine der Beysa Shupansea nimmt uns alle unter ihre Fittiche. Ihr müßt sehr überzeugend gewesen sein. Ich wußte vom ersten Augenblick
    auf dem Kai an, daß Ihr uns nicht unserem Schicksal
    überlassen würdet.«
    »Theudebourga.«
    »Berge. Nennt mich Berge.« Sie blickte ihn an, und jetzt sah sie den Schock und die Bitterkeit in seinem Gesicht. »Ihr
    Götter.!« Sie hastete zu dem Hocker, auf dem sie
    eingeschlafen war. Ihr Arbeitsbeutel war auf die Seite gefallen, die Spindel über den Boden gerollt. Verstört langte sie nach beidem. Der Faden riß und die Spindel rollte unter die
    Kommode. »Was soll ein Mann wie Ihr mit einem dürren Weibsbild?«
    Walegrin hörte, daß sie weinte. Er wollte, daß sie aufhörte. Er wollte ihr die Wahrheit sagen, aber seine Gedanken waren zu aufgewühlt, als daß er die Worte hätte formulieren können, die er sagen wollte. Also blieb Walegrin einfach an der Tür stehen, versperrte den Weg dazu und fühlte sich wie ein Ochse, während Theudebourga sich immer mehr schämte und immer hysterischer wurde.
    »Bitte, laßt mich gehen!« flehte sie ihn an.
    Sie hatte die Hand so stark um den Beutel verkrampft, daß Fäden ungesponnener Seide herausqollen und durch ihren Atem herumwirbelten. Walegrin spürte, wie sie an den Stoppeln um sein Kinn zu haften begannen, an den Augenbrauen und der Nasenspitze. Er wurde, was Illyra gesehen hatte. Seine Gedanken erstarrten bei dem einen Paradoxon: Mußte er sie festhalten oder gehen lassen, damit das prophezeite Glück nicht
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