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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Vermögen.«
    »Wo? Wo siehst du das?« Er stieß die Karten an. Eine Dame saß an einem mit Steinen beschwerten Webstuhl, die andere war ein Geist mit spinnwebfeinen Flügeln, und die Luftfünf war Blütenblätter, die von einem Blumenstrauß davonwehten. »Ich sehe nur etwas, das zwischen zwei Frauen in der Falle liegt.«
    »Wozu brauchst du mich, wenn du alles weißt? Mach schon, erzähl du mir, was es bedeutet.«
    »Frauen umgeben mich. Frauen weben ein Netz um mich. eine Falle. Ich sehe darin kein leicht erworbenes Vermögen.«
    Illyra kniff die Augen zusammen. Ihre Zunge lugte zwischen den geschürzten Lippen hervor. »Ich glaube.«, bestätigte sie bedächtig, »daß ich das sehen könnte. Es gibt momentan eine Frau in deinem Leben, und sie webt etwas.« Sie tippte mit dem Fingernagel auf die Blütenblätter der Luft - fünf. »Aber das ist kein ungutes Zeichen.« Im Geist langte Illyra nach einer weiteren Karte. Sie sah, und kicherte unwillkürlich.
    »Was? Was ist so verdammt komisch? Verflucht, Illyra, das ist mein Leben, über das du lachst, nicht wahr? Du tust das doch bei deinen anderen Kunden nicht, oder?«
    Illyra schüttelte den Kopf und gewann allmählich ihre Fassung wieder. Er hatte natürlich recht. Eine S'danzo lernte schon früh, nicht über ihre Kunden zu lachen, egal, welche Fragen sie stellten oder was sie sah. Kichern nahm der Sache das Geheimnisvolle, und es war schlecht fürs Geschäft. Sie schluckte ihr Lachen herunter. »Wärst du einer meiner Kunden, würde ich dir sagen, daß du entgegenkommend sein mußt.« Sie machte eine Pause und schluckte wieder. »Du mußt die Gelegenheit beim Schopf packen.«
    »Was soll das heißen?«
    Die Seherin hob den Rand ihres Schultertuchs und zog es über ihre untere Gesichtshälfte. »Wenn ein Kunde mich fragte, würde ich sagen: >Die Zeit wird es offenbaren. Sei bereit, und du wirst Glück haben.<«
    »Und die Frauen. Was ist mit den götterverdammten Frauen?«
    »Frau. Es ist nur eine Frau, Walegrin, dessen bin ich mir sicher. Ich weiß nichts über sie. Sie ist nicht hier. Es sind nicht ihre Karten. Darum kann ich auch nicht sagen, ob sie Glück haben wird oder nicht.«
    Die Sicht verließ sie. Illyra seufzte und sammelte ihre Karten ein. Walegrin spürte, wie die Anspannung nachließ.
    »Entgegenkommend«, murmelte er. »Dieses Wort soll irgendeinen tieferen Sinn für mich haben. Du willst damit sagen, daß ich nicht ankämpfen soll, gegen das, was geschieht, nicht wahr? Daß ich gar nichts tun soll. Mich nicht einmische, mir keine Sorgen mache. Was geschieht, geschieht.«
    Illyra stand auf. »Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte, sei entgegenkommend, bereit - lerne damit zu leben.«
    »Wo ist da der Unterschied?«
    Sie hob die letzten Karten auf. Das Sehen war Teil der Erinnerung geworden, wo es seine Macht zum großen Teil verlor. Nichts war garantiert. Die Erinnerung konnte sich mit der Zeit verändern. »Es gibt keinen«, bestätigte sie. »Bleibst du noch und ißt die Krustenpastete mit uns?« Sie hob die riesige Keramikform von dem hohen Regal herunter, wo sie die Pastete vor neugierigen Augen und naschsüchtigen Fingern geschützt hatte.
    Wie die meisten Abergläubischen lebte Walegrin in einer Welt, in der das Übernatürliche seine Vorurteile eher bekräftigte, als ihm Anlaß gab, sie zu überdenken. Er war bereit für alles, was sein Schicksal bringen mochte, wenn es einschloß, daß er Theudebourga, ihre Probleme und ihre Seide ohne große Schuldgefühle verdrängen konnte.
    Die Krustenpastete lockte ihn. »Ich bleibe«, erklärte er und nahm die schwere Keramikschüssel. »Möchte doch nicht, daß sie verkommt.«
    Der Himmel hatte sich mit Wolken überzogen, als Walegrin zu den Offiziersunterkünften im Palast zurückkehrte. Es fing leicht zu regnen an. Der Rhythmus der Tropfen am Fenster, von den Auswirkungen des reichlichen Mahles ganz zu schweigen, ließ den Kommandanten schnell in einen traumlosen Schlaf fallen. Gottesfürchtige standen am Siebenttag früh auf, alle andere schliefen so lange sie nur konnten. Walegrins kürzliche Beförderung erlaubte ihm, bis Sonnenuntergang im Bett zu bleiben, falls ihm danach war. Deshalb war er gar nicht erfreut, als lange vor Mittag jemand heftig an seine Tür pochte.
    Splitternackt und mürrisch öffnete Walegrin die Tür einen Spalt und verhinderte mit dem Fuß, daß sie weiter aufging. »Wehe, wenn es nichts Wichtiges ist!« knurrte er.
    Der Rekrut zitterte. Er fing zweimal mit seiner Meldung
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