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8 Tage im Juni

8 Tage im Juni

Titel: 8 Tage im Juni
Autoren: Brigitte Glaser
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ließ sie ihn los und hüpfte schnell die Treppen zur U-Bahn hinunter. Er sah ihr nach und vermisste sie bereits in dem Moment, als sie aus seinem Blickfeld verschwand.
    Â»Nicht schlecht, die Kleine!«
    Erst merkte er gar nicht, dass er gemeint war. Aber als der Sprecher den Satz wiederholte, drehte er sich nach ihm um. Ausgerechnet Konrad musste ihm hier über den Weg laufen.
    Â»Wenn sie beim Sex so gut ist wie beim Küssen, dann hast du dir wirklich einen heißen Feger geangelt.«
    Â»Ach, Konrad«, seufzte er und stellte überrascht fest, dass das A ohne Stottern den Weg aus seinem Mund gefunden hatte. »Von Frauen hast du überhaupt keine Ahnung.«
    Dann ließ er den Schulkameraden stehen und ging einfach davon. Auch das Ü und noch ein A! Es geschahen noch Zeichen und Wunder. Es freute ihn unbändig, dass er Konrad stotterfrei hatte kontern können.
    Ganz locker überquerte er den belebten Platz und schlug sich via Altstadt zum Rhein durch. Ihm war nach Laufen zumute. Als er einen fetten Lkw über die Deutzer Brücke donnern sah, musste er an die drei Schläger denken. Wie sie da, eingehüllt in einer Dieselwolke, wirr und überrumpelt am Straßenrand gestanden hatten. Er hatte sie tatsächlich abgehängt. »Russisch muss man können, ihr Blödmänner«, brüllte er über den Fluss hinweg zur Brücke hinauf.
    Die Hände in den Hosentaschen schlenderte er weiter. Die zwei Brötchen, die er bei Jennys Oma eingesteckt hatte, gerieten ihm zwischen die Finger, und er merkte, wie hungrig er war. Hoffentlich hatte Gustav was gekocht!
    Was Jenny jetzt tat? Ob sie schon Toni anrief? Ob es richtig war, dass er ihrem Wunsch zugestimmt hatte?, fragte er sich beim Weitergehen. Vielleicht wartete ja zu Hause auf dem AB schon eine Nachricht auf ihn. Schon zum zweiten Mal vermisste er ein Handy. Für Jenny musste er sich wirklich eines zulegen.
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    Noch im Laufen und bevor Zweifel aufkommen konnten, wählte Jenny Fraukes Nummer. Drei Freizeichentöne dehnten sich ins Unendliche, dann ging Frauke ran.
    Â»Hier ist Jenny. Ich weiß, es ist Samstagabend und du hast frei. Aber du hast mal gesagt, wenn alle Stricke reißen, darf ich dich auch am Wochenende anrufen, und das ist jetzt der Fall, dass alle Stricke reißen, meine …«
    Â»Jenny«, unterbrach sie Frauke. »Was ist los?«
    Der Empfang war schlecht, es hörte sich an, als säße Frauke in einer Bahn. Vielleicht war sie unterwegs zu einem Punk-Konzert oder einer Grufti-Party, vielleicht hatte sie ein Date mit einem Man in Black , aber nun hatte Jenny sie schon gestört, also sollte sie auch reden.
    Â»Ich kann nicht nach Hause. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Alles ist so verdammt schwierig.«
    Â»Wo steckst du?«, wollte Frauke wissen.
    Sie sagte es ihr.
    Â»Fahr zum Hauptbahnhof«, schlug Frauke vor. »Ich warte beim Mäkkes auf dich.«
    Obwohl es bei McDonalds brechend voll war, hatte Frauke einen Tisch für sich allein ergattert, sogar einen, der durch einen Raumteiler von den anderen Tischen getrennt war. Natürlich. Frauke machte man immer Platz und bei Frauke würde sich auch keiner an den Tisch setzen, wenn sie das nicht erlaubte.
    Â»Greif zu«, sagte Frauke und deutete auf eine große Portion Pommes und zwei Burger auf dem Tablett vor sich. »Hab ein Wasser gekauft. Weißt ja, dass ich diese Cola-Plörre nicht anrühre.«
    Das ließ sich Jenny nicht zweimal sagen. Sie hatte plötzlich einen solchen Hunger und einen solchen Durst, als hätte sie nicht erst seit dem Frühstück, sondern tagelang nichts mehr gegessen.
    Zwischen Pommes und Burger erzählte sie von Joe-Joe und Jasmin, davon, wie schwer es ihr fiel, die beiden in der Roten Burg zurückzulassen, wenn sie wirklich in die Mädchen-WG zog. Kein Wort von Toni und den Schlägern. Das war eine Baustelle, die Frauke nichts anging.
    Auch Frauke aß Pommes und Burger und hörte aufmerksam zu.
    Â»Du zäumst das Pferd von hinten auf« sagte sie, als Jenny wissen wollte, was sie nun tun sollte. »Anstatt die Katze aus dem Sack zu lassen. Du musst den beiden sagen, dass du nicht mehr kannst, dass du eine Pause brauchst, dass du weggehst. Sicher, sie werden davon nicht begeistert sein, aber glaub mir, keiner wird glücklich im Leben, wenn er immer darauf baut, dass die anderen von einem begeistert sein müssen.«
    Â»Ich hab
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