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8 Tage im Juni

8 Tage im Juni

Titel: 8 Tage im Juni
Autoren: Brigitte Glaser
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habe.«
    Â»Das versteh i-ich ja. Nur wie, Jenny, wie?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Â»Es wäre ungerecht, wenn sie ohne Strafe davonkommen würden«, wiederholte er noch einmal.
    Â»Was ist gerecht, Lovis? Dass du in Blumental lebst und ich in der Roten Burg? Dass du Geld hast und ich keines? Dass du einen Vater hast, der sich um dich sorgt, und ich eine Mutter, um die ich mich kümmern muss?«
    Â»Dafür kannst du nichts und dafür kann i-ich nichts. Natürlich ist e-es nicht gerecht!«
    Â»Aber, was die drei angeht, da soll es gerecht zugehen?«
    Verdammt, war das Ganze kompliziert! Für ihn war es ein Zufall, nein, eher Pech gewesen, dass er an diesem Abend am Friesenplatz auf die Bahn gewartet hatte. Mit solchen Typen hatte er sonst nichts zu schaffen. Offene Aggression, Gewalt auf der Straße, so was gab es nicht im beschützten Blumental. Da spielte sich, wenn überhaupt, alles hinter verschlossenen Türen ab. Aber Jenny, die steckte irgendwie mittendrin. Die lebte Tür an Tür mit einem von denen, für die war der nicht nur ein brutaler Schläger, sondern auch ein netter Nachbarsjunge, ein alter Vertrauter. Alles wurde so viel schwieriger, wenn man anfing, sich in die andere Seite hineinzudenken!
    Â»Was willst du von mir?«, fragte er vorsichtig.
    Â»Bestehst du darauf, dass ich mit dir zur Bullerei gehe und gegen die drei aussage? Anders gefragt: Wirst du es mir ewig vorwerfen, wenn ich es nicht tue?«
    Â»Aber darum geht e-es doch gar nicht!«
    Â»Doch, darum geht es. Es ist eine Sache zwischen uns.«
    Das ist Schwachsinn, so findest du keine Lösung, wollte er wieder sagen, doch dann fiel ihm ein, dass das, was für ihn eine Lösung schien, für sie keine sein musste. Er wusste nicht genau, in welche Richtung Jennys Gedanken schwirrten, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie an einem Weg bastelte, der sie vielleicht aus dem Schlamassel herausführen konnte. Und war das nicht das Allerwichtigste? Dass Jenny wieder frei atmen, sich ohne Angst bewegen konnte? Doch was sie vom ihm verlangte, das war verdammt viel. Allein der Gedanke, dass die drei ungestraft davonkommen könnten, ließ ihn im Viereck titschen. Aber dabei ging es nur um ihn, um seinen Wunsch nach Gerechtigkeit. Oder eher um Rache? Auge um Auge, Zahn um Zahn?
    Er sah aus dem Fenster. Deutz hatten sie bereits hinter sich gelassen. Die Bahn ruckelte über die Brücke und scherte sich nicht um seine Gedanken. Aber Jenny tat es. Die erwartete immer noch eine Antwort von ihm.
    Â»Nein, i-ich bestehe nicht darauf«, sagte er endlich. »Aber nur, wenn e-es für dich wirklich gut ist! Nur wenn e-es hilft, dich aus der Gefahrenzone zu bringen.«
    Die Erleichterung, die ihr seine Antwort bescherte, was sofort spürbar. Sie lächelte, schniefte, verdrückte ein paar Tränen, griff nach seinen Händen, küsste ihm die Wangen, zerzauste ihm die Haare, alles auf einmal.
    Â»Was hast du jetzt vor?«, fragte er.
    Â»Ich muss mit Toni reden. Er hat mich in diese Lage gebracht. Er ist der Schlüssel zu dem Ganzen.«
    Â»Da komm i-ich mit«, sagte er bestimmt.
    Jenny sah ihn an mit einem Blick, in dem wieder dieses Du-hast-keine-Ahnung lag, aber noch viel mehr. Liebe und Glück! Hey, eigentlich musste er den Schlägern dankbar sein! Ohne sie hätte er dieses wunderbare Mädchen nie kennengelernt.
    Das wunderbare Mädchen schüttelte jetzt langsam den Kopf.
    Â»Du weißt selbst, dass das keine gute Idee ist.«
    Â»Und wenn der nicht a-alleine kommt? Wenn der den Psychopathen i-im Schlepptau hat?«
    Â»Lovis! Ich komme aus der Roten Burg! Ich kann auf mich aufpassen! – Hier müssen wir raus.«
    Der Neumarkt empfing sie mit heißer Luft und samstäglicher Einkaufshektik. Leute, bepackt mit Tüten, notorische Hetzer, rücksichtslose Rempler drängten in die Bahn. Rintintin an ihrer Seite, schlängelte sich Jenny geschickt zwischen den Leuten hindurch. Lovis folgte dicht hinter ihr.
    Â»Du rufst mich danach sofort a-an. Das musst du versprechen!«, sagte er, als sie aus dem Gewusel raus waren.
    Â»Das verspreche ich!«
    Sie drehte sich zu ihm um, nahm sein Gesicht in ihre Hände, zog es zu sich herunter und küsste ihn lang und heftig.
    Â»Lovis! Du bist der Schönste, der Größte, der Klügste, der Liebste! Von allem bist du einfach der Beste«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Dann
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