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8 Tage im Juni

8 Tage im Juni

Titel: 8 Tage im Juni
Autoren: Brigitte Glaser
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solche Angst, dass sich Jasmin dann vielleicht was antut oder dass sie sich überhaupt nicht mehr um Joe-Joe kümmert …«
    Â»Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, unterbrach Frauke sie. »Natürlich hast du Schiss zu gehen. Jeder hat Angst vor Neuem. Natürlich wird es eure Familie durcheinanderwirbeln. Weißt du, jede Familie ist ein System, jedes Mitglied ein Baustein davon, und wenn so ein tragender Stein, wie du einer bist, herausbricht, dann müssen die anderen Bausteine zusehen, wie sie das System neu aufbauen. Vielleicht merkt Jasmin, dass sie ihre Depression nur mit fachlicher Hilfe bekämpfen kann. Oder sie kriegt sie in den Griff, weil sie weiß, dass sie sich um Joe-Joe kümmern muss. Wie auch immer. So eine Veränderung ist nicht nur ein Risiko, es ist auch eine Chance. Nicht nur für dich, Jenny. Auch für Jasmin und Joe-Joe.«
    Â»Aber ob es gut geht?«
    Â»Ob es gut geht, kann keiner sagen. Du kannst ja nicht mal sagen, dass es gut geht, wenn du bleibst.«
    Â»Mach dir keine Sorgen. Alles wird gut.« Solche Sätze kamen Frauke einfach nicht über die Lippen, obwohl Jenny sie so gerne gehört hätte. Sie musste diese Entscheidung fällen, ohne zu wissen, wie ihr Leben danach weiterging. Ohne zu wissen, wie Jasmin und Joe-Joe darauf reagierten. Aber sie wusste, dass sie aus der Roten Burg herausmusste, dass sie sonst erdrückt würde, einginge wie eine Primel.
    Â»Kommst du mit, wenn ich es meiner Mutter sage?«, fragte sie. »Und erzählst ihr auch, wo sie sich Hilfe holen kann?«
    Â»Klar, wenn es nicht heute Abend sein muss.«
    Erst jetzt sah Jenny, wie schön Frauke sich gemacht hatte. Silber an Ohren, Fingern und Armen, schwarze Spitze, schwarzes Leder, schwarze Augen. Wie eine Königin der Nacht sah sie aus. Bestimmt war sie unterwegs zu einem Fest.
    Â»Morgen, gegen Mittag?«, schlug sie vorsichtig vor. »Ich weiß, dass dann Sonntag und immer noch Wochenende ist, aber ich will das jetzt über die Bühne …«
    Â»Morgen um zwölf hol ich dich in der Mädchen-WG ab«, unterbrach sie Frauke.
    Â»Mädchen-WG?«, echote Jenny ungläubig.
    Â»Du brauchst doch einen Platz zum Schlafen, nicht? Hab vorhin mit Scarlett telefoniert. Kannst heute ’ne Schnuppernacht in deinem zukünftigen Zimmer verbringen.«
    Â»Und was ist mit Rintintin?«
    Â»Heute kannst du ihn ausnahmsweise mitnehmen. Findest du die Straße noch, in der die WG ist? Oder soll ich mitkommen?«
    Â»Nein, nein, das schaffe ich allein.«

Sonntag, 17. Juni
    Das Gespräch mit Jasmin am nächsten Tag war verdammt schwer und ohne Frauke hätte es Jenny bestimmt nicht geschafft.
    Â»Natürlich, ich verstehe das, ich weiß doch, dass ich Jenny zu viel zumute, was für eine Last ich für sie bin, dass sie mal eine Pause braucht«, flüsterte Jasmin bei dem Gespräch in einem fort. Sie paffte eine Zigarette nach der nächsten und sah Jenny dabei mit diesem Lass-mich-nicht-im-Stich-Blick an.
    Aber Frauke ignorierte diesen Blick, sie nahm Jasmin beim Wort und ließ Jenny ihre Sachen packen. Was Frauke und Jasmin während des Packens in der Küche miteinander redeten, würde für Jenny immer ein Geheimnis bleiben, es war auf alle Fälle so, dass Jasmin ihr danach das Geld für die Klassenfahrt in die Hand drückte, das sie gestern bei der Bank abgeholt hatte, sie in den Arm nahm und ihr alles Gute wünschte. Joe-Joe, der so tat, als ginge ihn das alles nichts an, winkte ihr nur von Weitem zu.
    Â»Sie erfahren Jennys neue Adresse noch nicht und in der ersten Woche darf Jenny nicht telefonieren«, erklärte Frauke beim Gehen. »Die Sendepause hilft beiden Seiten, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden.«
    Der Abschied von Rintintin war das Allerschwerste. Aber wenn Jasmin auf einen gut aufpasste, dann auf Rintintin. Tiere waren bei ihr bestens aufgehoben. Das tröstete Jenny ein kleines bisschen.
    Wenig später stand Jenny mit rot geheulten Augen und einer prall gepackten Tasche im Innenhof der Roten Burg und ihr war ganz sonderbar zumute.
    Â»Jetzt bloß nicht stehen bleiben! Auf zu neuen Ufern«, sagte Frauke. »Soll ich dich in die WG begleiten?«
    Â»Nein«, antwortete Jenny. »Es gibt noch was, das ich in der Roten Burg erledigen muss, bevor ich gehe.«
    Frauke runzelte misstrauisch die Stirn.
    Â»Es dauert nicht lange«, sagte
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