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0525 - Planet der Verräter

0525 - Planet der Verräter

Titel: 0525 - Planet der Verräter
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Der Traum:
    Kanaula, eines der Schöpferwesen aus der Traumzeit, kam zu Shado und zeigte ihm einen Palast in der Ewigkeit, aus blauem Kristall gezaubert, in dem sich silberne Menschen bewegten. Shado sah blauschimmernde Raumschiffe, die mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch die schwarzen Abgründe zwischen den leuchtenden Sternen rasten; er sah, wie rote Blitze aus ihren Strahlgeschützen zuckten, sah andere Weltraumschiffe in grellem Auflodern vergehen… Shado sah eine schöne Frau mit silbernem Haar, er sah einen dunkelblonden Mann in weißem Anzug, vor dessen Brust eine handtellergroße Silberscheibe hing, und er sah den Teufel.
    Kanaula, das Schöpferwesen aus der Traumzeit, sprach zu ihm: Nun weißt du, was getan werden muß, mein unsterblicher Freund in einem sterblichen Körper.
    Kanaula ging und nahm die Traumzeit wieder mit sich; aber Shado erwachte…
    Shado schreckte erwachend hoch und sah sich um: die Traumzeit war fort. Um ihn war seine Wohnung im siebten Stock eines Hochhauses in Sydney, New South Wales, Australien. So nannten die Weißburschen es, die vor 200 Jahren gekommen waren, um die Welt des roten Sandes zu erobern, obgleich sie nichts von der Traumzeit wußten und nie ihren Platz in ihr gefunden hatten.
    Shado war zu den Weißen gegangen. Oft kehrte er zu den Yolngu zurück, um mit ihnen im Einklang mit der Welt und der Traumzeit zu leben, doch er mußte immer wieder zurück zu den Weißburschen, für die er arbeitete. Einer der wenigen Aborigines, der australischen Ureinwohner, die versuchten, sich der ›Zivilisation‹ der Weißen anzupassen und mit ihr zu leben, statt sich dem von weißen Sozialbehörden freigiebig verteilten Alkohol und den Träumen vom vergangenen Paradies hinzugeben. Vielleicht konnte er auch nur deshalb in beiden Welten leben, ohne daran zu zerbrechen, weil er immer wieder zu seinem Volk, der Yolngu, zurückkehrte, und für kurze Zeit mit und in ihm lebte.
    Seine Wohnung glich einem Lager. Er hatte die Zwischenwände seines Appartements herausgebrochen; nur das winzige Bad mit Toilette war abgeteilt - der seltenen Besucher wegen. Außer Herd, Spüle und Kühlschrank gab es kein Mobiliar; kein weiteres Zugeständnis an die technisch orientierte ›weiße‹ Zivilisation. Die Wände waren nicht tapeziert, sondern bemalt - zum Fenster hin eine weite Sandebene und der berühmte Ayers Rock, der Felsgigant, der im Norden Australiens aus der Ebene ragte und das vermutlich am meisten fotografierte Motiv des Kontinents war. Den Aborigines galt er als Heiligtum. Die anderen Wände zeigten Waldlandschaft, und an den ›Baumstämmen‹ waren keine Bilder aufgehängt, sondern selbstgefertigte Bumerangs, Schwirrhölzer, Speere, Schilde und Hölzer, die die Umrisse von Tieren und in weißer Farbe ihren inneren Aufbau zeigten. Die Zimmerdecke war als Himmel bemalt und die Deckenlampe darin als ›Sonne‹ integriert. An einer Schnur hing in Brusthöhe ein Telefon vom ›Himmel‹ herab. Auf dem Boden waren Felle und Decken ausgebreitet, die Sitzgelegenheit und Schlafstätte bildeten.
    »Ich bin zu Hause«, murmelte Shado.
    Es war nicht sein Zuhause, es war ein Wanderplatz, zu dem er immer wieder zurückkehrte und der immer an der gleichen Stelle war. Deshalb war er unnatürlich, aber Shado hatte das Beste daraus zu machen versucht und immerhin eine Illusion geschaffen, in der er sich wohler fühlen konnte als in einer normal gestalteten Wohnung. Er versuchte immerhin, das Fremde zu akzeptieren. Was aber Kanaula ihm gezeigt hatte, war noch viel fremder für ihn.
    Kanaula, der Regenbogenmann, sprach sehr selten zu ihm und nur, wenn Shado sich den alten Ritualen folgend, an geweihten Tabuplätzen in die Traumzeit tanzte. Das ging zwar auch in dieser Wohnung, weil Shado sie zu einem Traumzeitplatz gemacht hatte, aber er war sicher, daß er nicht getanzt hatte. Er hatte geschlafen. Und im Schlaf war der Regenbogenmann zu ihm gegangen, um ihm die seltsamen Bilder zu zeigen…
    »Ein blauer Kristallpalast. Raumschiffe! Ein fremdes Mädchen… Zamorra… und dieses eigenartige Wesen…«
    Für den Teufel der Weißburschen gab es in seiner Sprache keinen Begriff. Bei den Yolngus wäre er nichts anderes als eines der Traumzeitgeschöpfe gewesen.
    »Zamorra«, murmelte er. Zamorra war der Mann im weißen Anzug mit der Silberscheibe. Shado hatte den Mann aus Frankreich vor ein paar Monaten kennengelernt. Die Silbermond-Druidin Teri Rheken hatte ihn und seine Gefährtin Nicole hergebracht. Auch
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