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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song
Autoren: Colin Harvey
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1 Karl
    1 0 KARL
    Karl träumte gerade von seiner Klon-Frau auf dem fernen Avalon, als der Plasmastrahl die Maschinen des Schiffes traf.
    Gerade noch badete er mit Karla in den jodisierten Quellen unterhalb von Jodi’s Falls und seifte ihre aufwärts gerichteten Brüste unter dem warmen Licht der Sonne von Delta Pavonis ein, und schon im nächsten Moment schien ein Riese auf seiner Brust zu hocken, während die Alarmsirenen des Schiffes heulten und die Notbeleuchtung aufflackerte.
    Schlagartig ließ der Druck nach, und Karl schwebte nackt unter seinem Schlafnetz auf der Brücke. »Karl, wir werden angegriffen!«, übertönte eine Stimme den gellenden Alarm. Dass die etwas zu perfekt modulierte Altstimme des Schiffes von knisternden Störgeräuschen untermalt wurde, ließ ihn ahnen, wie fatal der Treffer vermutlich gewesen war. Sein Interface funktionierte nicht; keins der üblichen Displays scrollte sein Blickfeld hinab, und da keinerlei Daten auf direktem Weg in sein Gehirn eingespeist wurden, war er gezwungen, auf die archaische Form verbaler Kommunikation zurückzugreifen. »Welche … Was für Schäden liegen vor?« Beißender Rauchgestank stieg ihm in die Nase; die Monitore – die normalerweise ohnehin nur von Passagieren benutzt wurden – waren tot.
    Er hustete, seine Augen brannten, und in einer glatten Wandung tat sich unvermittelt eine Öffnung auf, aus der eine Atemmaske, die das Schiff soeben erst hergestellt hatte, mit einem angekoppelten Sauerstoffbehälter heraushüpfte.
    »Ich werde das Ding nicht aufsetzen«, presste Karl zwischen einzelnen Hustern hervor. »Ich hasse es, mir irgendwelche Sachen über das Gesicht zu stülpen.«
    »Du bist zwar körperlich optimiert worden, aber das heißt nicht, dass du unverwundbar bist!«, fauchte das Schiff. »Setz sie auf!«
    Widerwillig gehorchte Karl.
    »Danke«, sagte das Schiff. »Wir verfügen in diesem Drittel nur noch über Notenergie. Der Energiefluss im mittleren Drittel ist unregelmäßig. Der Rest des Schiffes weist keinerlei Schäden auf. Ich musste die Maschinen kurzfristig abschalten, um zu verhindern, dass du von Streuwellen aus dem Gravitationsgenerator zerquetscht wirst, und jetzt gelingt es mir nicht mehr, sie wieder anzufahren. Zurzeit versuche ich, einem zweiten Plasmastrahl, der sich uns nähert, mithilfe der Manövriertriebwerke auszuweichen, aber er hat bereits gestreut, und es ist unwahrscheinlich, dass ich ihm vollständig entgehen kann. Die Zeit bis zum Einschlag beträgt vier Minuten.«
    Karl bemühte sich, die ernüchternde Nachricht zu verdauen, dass er schon so gut wie tot war. »Die müssen praktisch im gleichen Moment gefeuert haben, als sie aus dem Falt-Raum gefallen sind.«
    »Der zweite Strahl kam aus einer anderen Richtung, was auf ein zweites Schiff hindeutet«, wich das Schiff einer direkten Antwort aus, »auch wenn es schwierig ist, den Raum durch den Asteroidengürtel hindurch zu scannen.« Seine Stimme klang hilflos. »Sie müssen uns identifiziert haben, bevor ich sie sehen konnte. Das Erste, was ich registriert habe, war der genau auf meine Breitseite gezielte Plasmastrahl. Mir blieben kaum drei Minuten Vorwarnzeit. Es tut mir leid, Karl.«
    »Vergiss es.« Karl seufzte.
    Sie würden also keine Atempause bekommen, während die anderen ihre Speicherbänke wieder aufluden. Selbst wenn es ihnen wie durch ein Wunder gelingen sollte, dem zweiten und danach auch noch dem nächsten Schuss eines dritten Schiffes zu entgehen, würde das erste Schiff bereits wieder über volle Energie verfügen und erneut feuern können.
    Karl befreite sich aus dem hauchdünnen Schlafnetz, das ihn nach wie vor umgab. »Sind das die Aye-Schiffe, die wir schon früher entdeckt hatten?«, fragte er. Unwahrscheinlich, wie er wusste. Die Schiffe, die jeweils eine individuelle Künstliche Intelligenz darstellten, interagierten nur selten mit organischen Wesen, die sich ihrerseits kaum für sie interessierten. Er schwebte zu einem der toten Bildschirme. »Kannst du den hier aktivieren?«
    Das Schiff schwieg so lange, dass Karl sich schon fragte, ob all seine Funktionen erloschen waren.
    »Ja«, sagte es schließlich.
    Auf dem Bildschirm erschien eine Sternenkarte mit der Position des Schiffes, keine drei Astronomische Standardeinheiten von Mizar-B2 entfernt. Karl hatte geglaubt, dass sie von ihrer Position am inneren Rand des Asteroidengürtels aus – umgeben von den unzähligen Ortungspunkten, zwischen denen er und das Schiff sich versteckt hatten
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