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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song
Autoren: Colin Harvey
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– die Ayes gefahrlos würden ausspionieren können. Und da waren sie auch, die durch Symbole dargestellten Schiffe der Ayes in einem engen Orbit um die Chromosphäre des nächsten der vier Sterne – das zweifache Doppelsternensystem, das die Astrophysiker seit seiner Entdeckung so sehr faszinierte –, wo sie irgendwelche rätselhaften Dinge taten, mit denen die Ayes sich nun einmal beschäftigten.
    Verstreut zwischen den Splittern des äußeren Gürtels schwebten drei perfekt kugelförmige Schiffe, die in ihrer Vollkommenheit ein trotziges Aufbegehren gegen die Unordnung des Universums darstellten. »Laut ihren Signaturen handelt es sich um Traditionalisten. Es tut mir leid, Karl. Du bist von Vertretern deiner eigenen Spezies beschossen worden.«
    Auch wenn man darüber streiten konnte, ob die Angreifer Karl überhaupt als menschlich betrachten würden, war das nicht überraschend: Die eckige Asymmetrie seines Schiffes deutete unverkennbar auf die Radikalen hin. Die Fraktion der Puristen unter den Traditionalisten, die mit größter Wahrscheinlichkeit als Schützen infrage kamen, gingen bestimmt davon aus, dass es sich bei Karl um ein Individuum mit Mensch-Maschine-Schnittstellen handelte, was ihn für sie folglich sogar noch verabscheuungswürdiger als die von den Traditionalisten gehassten Ayes machte.
    Zwischen den schematischen Darstellungen seines Schiffes und denen der Angreifer erschien das pulsierende Rund eines Plasmastrahls, Treibstoff, den der Aggressor von seinem Antrieb abgezapft hatte und durch ein Geschützrohr ausspie.
    »Wie weit sind sie entfernt?«
    »Zwei AE sonnenauswärts.«
    »Vorschläge?«
    »Angesichts von fünf … vier … drei Minuten Zeit bis zum Einschlag besteht die logischste Option für dich darin, von Bord zu gehen.«
    »Geschenkt.« Karl starrte auf den Monitor. »Mal sehen, wie weit wir mit den Manövriertriebwerken kommen. Liegen wir genau im Zentrum des Strahls?«
    »Etwas steuerbords davon, weshalb ich auch bereits in diese Richtung beschleunige.«
    »Braves Mädchen. Was können wir sonst noch tun?«
    »Ich kann keine weitere Energie in die Düsen transfe rieren.« Wie immer ignorierte das Schiff Karls vermensch lichende Bezeichnung.
    Er dachte fieberhaft nach. »Was, wenn wir Luft durch die Ladebucht ausblasen?«
    Das Schiff schwieg so lange, dass Karl seine Frage schon wiederholen wollte. »Das würde unsere Geschwindigkeit lediglich um ein Prozent erhöhen, und das reicht nicht. Wir benötigen sieben Prozent Schub mehr.«
    »Dann öffne auch noch die Luftschleusen. Senk den Luftdruck so weit wie irgendwie möglich und dann um ein weiteres Prozent.«
    »Das kann ich nicht tun, Karl. Ich bin darauf programmiert, dich zu beschützen. Das Risiko für dich ist nicht akzeptabel.«
    »In die Luft gejagt werden dagegen schon?«
    »Aus diesem Grund habe ich dir empfohlen, von Bord zu gehen. Du hast zwei Minuten Zeit, dich zu entscheiden. Und du solltest zwei Minuten früher verschwinden, um nicht von Trümmern getroffen oder verstrahlt zu werden. Was übrigens heißt: jetzt sofort.«
    »Hak das ab, ich lass dich nicht allein zurück!« Oder den Klumpen Neutronium, der sich, eingeschlossen in einem Stasisfeld, in einem Winkel der Ladebucht befand. Wenn das Feld zusammenbrach, würde die Fracht das Schiff schneller auslöschen, als man benötigte, einen der faden Protein-Burger hinunterzuwürgen, von denen sich Karl seit einem Monat ernährte.
    »Karl, das ist sentimentaler Unfug«, sagte das Schiff. »Das größte Risiko für dich liegt darin, der Raumstrahlung ausgesetzt zu werden, aber ich habe bereits ein stark gebündeltes Notfunksignal Richtung Hanghzou Relay abgesetzt, dem meiner Meinung nach von hier aus gesehen nächstgelegenen uns freundlich gesonnenen Ort, der rund vier Lichtmonate entfernt ist. Sobald das Signal dort emp fangen wird, brauchen die Leute nur wenige Tage, um zu diesen Koordinaten zu springen, und bis dahin wird dich das Lebenserhaltungsgel schützen – sogar im Vakuum.«
    »Es freut mich, dass du mir nicht vorgeschlagen hast, mich von unseren Gegnern aufgabeln zu lassen«, bemerkte Karl trocken.
    Das Schiff ignorierte den Anflug von Humor. »Du hast für mehrere Monate Energie in deinem integrierten Ge fährten, die aktiviert werden wird, sobald ich außer Reich weite bin. Noch bevor diese Energie völlig aufgebraucht ist, wird das Lebenserhaltungsgel bereits Nachschub benötigen und deshalb langsam damit anfangen, deinen Körper zu absorbieren.
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