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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song
Autoren: Colin Harvey
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Ausscheidungen absorbierte und ihn durch intravenöse Infusionen mit nährstoffhaltiger Salzlösung versorgte. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, als würde er allmählich den Verstand verlieren.
    Hätte er seinen Gefährten aktiviert, hätte der sein Gehirn direkt mit grundlegenden Informationen füttern können, aber das wäre nicht annähernd mit dem vergleichbar gewesen, was das Schiff für ihn getan hatte; manchmal schreckte er aus verworrenen Träumen hoch, in denen er glaubte, das Schiff noch immer zu ihm flüstern hören zu können. Manchmal weinte er, wenn er aufwachte. Es schien ihm nicht richtig zu sein, dass er ein künstliches Gebilde schmerzlicher als seine eigenen Partner vermisste, aber er hatte mehr Zeit mit dem Schiff als mit den anderen verbracht.
    Er fragte sich, was Karla gerade tat, wo und bei wem sie war. Obwohl er und sie eigentlich gleich sein sollten, war sie impulsiver als er. Würden sie und die anderen auf seine Rückkehr warten? Oder einen Ersatz für ihn aus der Retorte zaubern?
    Schließlich spürte er die ersten Ausläufer der Atmosphäre Isheimurs an dem Lebenserhaltungsgel zupfen. Er drehte sich mit den Füßen voraus, sodass er auf der hier draußen kaum vorhandenen Lufthülle zu stehen schien. Die dünnen Gasschwaden, durch die er raste, begannen zu glühen. Er breitete die Arme aus und versuchte, der Atmosphäre so viel Widerstand wie nur möglich entgegenzusetzen. Obwohl sich das Gel um seine Füße herum und unter seinen Armen sammelte, um eine isolierende Schicht zu bilden, konnte er spüren, wie die Hitze allmählich in seinen Körper kroch.
    Karl bezweifelte, dass jemals irgendwer vor ihm versucht hatte, mit den Füßen voran in die Atmosphäre eines Planeten einzutauchen und auch noch lebendig auf der Oberfläche anzukommen. Trotz der nahezu undurchdringlichen Hülle aus Lebenserhaltungsgel hatte er das Gefühl, als würde er von gigantischen Händen zusammengequetscht und ein Schweißbrenner seine Fußsohlen malträtieren.
    Das Brüllen der vorbeirauschenden Atmosphäre wurde lauter, lauter und immer lauter, bis die gesamte Welt nur noch aus ohrenbetäubendem Lärm zu bestehen schien. Die unsichtbaren Hände drückten immer stärker zu und ließen jeden Atemzug zu einer schier übermenschlichen Anstrengung werden. Als er schließlich das Bewusstsein verlor, war es eine Erlösung.

2 Bera
    2 0 BERA
    Bera wollte ihren Kummer laut in die Nacht hinausschreien, aber damit hätte sie nur die Hunde auf dem Hof aufgeschreckt, die mit ihrem Bellen ihrerseits wieder die Schlafenden wecken würden. Ihre Nerven waren mittlerweile derart angespannt, dass sie jederzeit zu zerreißen drohten, und eine öffentliche Standpauke von Hilda wäre mehr gewesen, als sie in diesem Zustand hätte ertragen können. Also biss sie die Zähne so heftig zusammen, dass ihre Kiefermuskeln schmerzten.
    Draußen auf dem Hof war es so kalt, dass ihr Atem in der mitternächtlichen Luft zu einem soliden Gebilde zu gefrieren drohte. Bera bezweifelte, dass der Himmel von Isheimur um Mitternacht mit dem irgendeiner anderen Welt vergleichbar war. Bis zum Equinox, wenn sich das Sonnenquartett von Mizar auf der anderen Seite des Planeten zu einer Linie aufreihte und nur noch die Zwillingsmonde Stor und Litid die sonst vollkommene Dunkelheit ein wenig erhellten, würden noch einmal fünf Wochen vergehen. Gamasol und Deltasol waren bereits mit einigen Stunden Abstand hinter den Horizont gesunken, während das andere Sonnenpaar zurzeit noch hoch am Himmel stand.
    Dass sie auf dem steinigen Weg, der den Hang hinauf zum Grab führte, in der Lage war, zu sehen, wohin sie ihre Füße setzte, erleichterte ihr den Aufstieg zu dem Ort, wo sie um ihren toten Sohn trauern konnte; wenigstens hatte Ragnar ihr erlaubt, ihn hier statt auf freiem Feld zu beerdigen. Der Friedhof bildete eine Nische in einem von Felsbrocken derart übersäten Landstrich, dass die Fläche im Gegensatz zum Rest des Tales zu nichts sonst zu gebrauchen war. Und immerhin bewahrten die Felsen die Toten vor Leichenfledderern. Die Snolpelze waren dagegen ein ganz anderes Problem, die ließen sich nur mithilfe einer kostbaren Kugel oder eines Pfeils verscheuchen.
    Bera kletterte an einem Dampfrohr vorbei, das seine Energie nicht länger an den Generator abgab; das einen Meter durchmessende Rohr war mittlerweile von dem Wassertank am Fuß des Hügels getrennt worden. Den Lavendelzweig auf den schlichten Steinhaufen ohne irgendeine Inschrift zu legen, war
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