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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song
Autoren: Colin Harvey
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Scheppern unter, das sowohl von außen als auch von innen erklang –, Karl hätte nicht sagen können, was der Grund war. Der alte Mann fügte noch irgendetwas hinzu, worauf Coeo in einem gleichmäßigen Tonfall zu sprechen begann, der darauf hindeutete, dass es sich ebenfalls um ein Gedicht handelte.
    Als er verstummte, schnallte er sich los, stolperte auf Ragnar zu und streckte dem Siedler die Hände entgegen. Ragnar zögerte einen Moment lang und hob dann ebenfalls die Arme. Beide Männer ergriffen langsam die Hände des jeweils anderen. Dann war der Moment vorbei, und Coeo ließ sich wieder in seinen Sessel fallen.
    Die immer dichter werdende Luft begann, orangefarben zu glühen, dann rot und schließlich weiß. Ragnar und Coeo hielten sich die Ohren zu – selbst Karl bereitete der Lärm Schmerzen. Die negative Beschleunigung durch den Luftwiderstand zerrte an seinen Wangen, Muskeln und Gelenken. Er atmete tief durch, um seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen, und scheiterte gründlich. Als er sah, dass Bera das Gleiche versuchte, warf er ihr ein Lächeln zu, das sie erwiderte.
    Das Rütteln wurde schlimmer, und zu dem Brüllen der vorbeijagenden Luft gesellte sich auch noch das winselnde Heulen der Steuerdüsen. »Die defekte Düse hat wieder Fehlzündungen«, erklärte Loki. Seine Stimme wurde von den Störgeräuschen fast verschluckt. »Ich versuche, ihren Ausfall zu kompensieren, um den Anflugwinkel möglichst flach zu halten. Ich habe nicht vor, die Winter Song in einem steilen Winkel in die Erde zu rammen.«
    »Was ist dein Ziel?«, fragte Karl.
    Loki blendete eine Karte auf den Monitor. »Dieser Äquatorialsee, den ich markiert habe und der noch nicht zugefroren ist.«
    »Surtuvatn!«, rief Bera aus. »Wo ich geboren wurde … Wir kehren heim!«
    Karl drückte ihre Hand.
    »Fenris tritt in die Atmosphäre ein«, sagte Loki. Er schaltete den Bildschirm auf die Heckkamera, damit die Passagiere sehen konnten, wie eine dritte Sonne den Himmel in einem bösartigen organefarbenen Glühen aufleuchten ließ und die Atmosphäre einem lodernden Schneepflug gleich durchbohrte.
    Das Heulen der Steuerdüsen steigerte sich zu einem Kreischen. Aus einer Seitenkonsole schnellte ein unter Spannung stehendes Metallstück hervor und schoss durch die Brücke, ohne irgendjemanden zu verletzen. »Ich habe den Schub der anderen Düsen erhöht, um den Verlust der defekten auszugleichen«, erklärte Loki.
    »Lass die Luft aus allen Decks außer diesem ab!«, rief Karl. »Loki, stoß das Wasser und alles andere aus, womit du irgendwie einen zusätzlichen Schub erzeugen kannst.«
    »Maßnahme eingeleitet«, bestätigte Loki. Das Brüllen von draußen wurde immer lauter und schmerzhafter. »Unser Flugwinkel wird flacher«, meldete er.
    Bera ergriff Karls Hand. Es kam ihm fast so vor, als hielten sie auf dem viele Meilen hohen Vergnügungspark von Avalon Händchen. »Wenn wir das überleben …!«, schrie sie.
    »Wir werden überleben!«, schrie er zurück.
    »Wenn wir überleben«, setzte Bera erneut an und lächelte unter Tränen, »möchte ich Kinder von dir haben. Ich vermisse ihn immer noch.«
    Karl sah ein kleines schlichtes Grab in Skorradalur vor seinem inneren Auge aufsteigen.
    »Ich möchte, dass er Brüder und Schwestern bekommt«, fügte Bera hinzu.
    »Das möchte ich auch«, erwiderte Karl. »Aber ich kann nicht auf zwei Welten gleichzeitig leben.« Er dachte an Notrufe und anfliegende Raumschiffflotten.
    »Besser noch, wenn sie kommen, wenn deine Leute kommen, um dich abzuholen, nehmen wir sie einfach mit.«
    »Du möchtest mit mir kommen?« Karl spürte, wie sich ein idiotisches Grinsen über sein gesamtes Gesicht ausbreitete. Aber wahrscheinlich wackelt alles so sehr, dass sie es gar nicht bemerken wird, dachte er.
    »Das ist ein bemerkenswert blödes Grinsen, Karl Allman!«, rief Bera und machte damit all seine Hoffnung zunichte. »Ja, ich möchte mit dir gehen. Wird deine Familie mich akzeptieren?«
    »Wir werden uns schon irgendetwas einfallen lassen«, erwiderte Karl. Das Rütteln wurde so heftig, dass sogar seine Zähne zu wackeln begannen.
    »Dieses Kind, von dem wir gesprochen haben …«
    »Ja?«
    »Es könnte früher passieren, als du denkst.«
    »Was?«, brüllte Karl. Alle Köpfe drehten sich in seine Richtung.
    »Es könnte natürlich auch einfach an dem Stress oder irgendetwas anderem liegen, dass ich überfällig bin, aber wenn nicht, wirst du Vater … Papa!« Bera prustete vor Lachen los. »Wenn du
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