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2884 - Im Netz der Spinne

2884 - Im Netz der Spinne

Titel: 2884 - Im Netz der Spinne
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Quacksalber gab, die für wenig Geld Kranke zusammenflickten und keine unbequemen Fragen stellten. Durch Mundpropaganda erhielten sie ständig neue »Patienten«. Gelegentlich flog einer dieser selbsternannten Heiler auf, aber offenbar starben diese Scharlatane niemals aus.
    »Sie können mir Ihre Lebensgeschichte später erzählen, Blanchar. Was haben Sie mit Luisa Rodriguez angestellt?«
    »Nichts. Ich habe ihre Verbände regelmäßig erneuert, aber es ging ihr immer schlechter. Sie bekam heute Morgen hohes Fieber. Sie sprach vom FBI und davon, dass sie unbedingt noch etwas erzählen wollte. Dann habe ich mich dazu durchgerungen, im Field Office anzurufen. Sonst denken Sie noch, ich hätte die Frau um die Ecke gebracht.«
    Während ich mit Javier Blanchar sprach, rief Phil telefonisch eine Ambulanz. Wir konnten Luisa Rodriguez nicht hier in diesem Rattenloch liegen lassen. Sie brauchte dringend medizinische Behandlung. Und zwar nicht von einem schmierigen Tätowierer, sondern von richtigen Ärzten. Ich wandte mich von Blanchar ab und beugte mich über das schwerkranke Kindermädchen.
    Luisa Rodriguez’ Gesicht war so heiß, dass ich es selbst aus der Distanz spüren konnte. Dafür musste ich sie noch nicht einmal berühren.
    »Miss Rodriguez?«, sagte ich laut. »Hier ist Agent Cotton. Halten Sie durch, Sie werden gleich ins Hospital gebracht.«
    Ihre Augen glänzten. Im ersten Moment dachte ich, sie würde mich nicht erkennen. Aber dann öffnete Luisa ihre rissigen Lippen.
    »Agent Cotton? Ich – ich wollte das alles nicht. Es kam alles über mich wie eine Lawine …«
    »Sprechen Sie nicht, das strengt Sie zu sehr an.«
    »Ich – muss reden. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Die Kinder, sie können nichts dafür. Aber das Geld … das verfluchte Geld. Ich konnte nicht genug bekommen.«
    Man hätte glauben können, dass die Fiebernde wirres Zeug faselte. Aber ich versuchte, den Sinn ihrer Worte zu verstehen. Schließlich hatte sie sich gewünscht, mit dem FBI zu sprechen. Dafür musste es einen guten Grund geben.
    »Das Geld, Miss Rodriguez? Sprechen Sie von dem Lohn, den Sie bei den Bradshaws bekommen haben?«
    »Nein, das meine ich nicht. Die Spinne – sie hat mich reich gemacht. Ich habe geholfen, verstehen Sie? Ohne mich hätte es nicht geklappt.«
    »Nicht geklappt? Was meinen Sie, Miss Rodriguez?«
    »Na, Samuel Jackson zu kidnappen. Und wenig später den kleinen Eric Stanwell.«
    Ich erstarrte. Luisa Rodriguez hatte also Informationen geliefert, um der Spinne die Entführungen zu ermöglichen. Natürlich, die Kinderfrau ging in der Vorschule ein und aus. Sie brachte die kleine Lucy Bradshaw jeden Tag dorthin und holte sie auch wieder ab.
    »Und was ist mit der Entführung von Lucy? Waren Sie daran auch beteiligt?«
    »Ja, Agent Cotton. Oh, ich kam mir so schlau vor. Wollte immer mehr Geld von der Spinne . Ich dachte, sie braucht mich. Einen Dreck braucht sie. Da hat sie mich einfach niederknallen lassen von ihren Leuten.«
    »Wer hat geschossen, Miss Rodriguez? Haben Sie den Mann erkannt?«
    »Nein, mein Cousin Jaime Beltran war es nicht. Die anderen Kerle kannte ich gar nicht …«
    Luisa Rodriguez gestand also, dass ihr Cousin an den Kidnappings beteiligt gewesen war. Jaime Beltran hatte mir gegenüber auspacken wollen, bevor ihn seine feigen Mörder erwischt hatten. Aber nun konnten wir dem Spuk endlich ein Ende machen.
    »Wer ist die Spinne, Miss Rodriguez? Kennen Sie ihren Namen?«
    Es ging der Verletzten immer schlechter. Sie hatte die Augen so weit verdreht, dass man fast nur noch das Weiße sehen konnte. Ihr Atem hörte sich rasselnd an.
    »Ja, Agent Cotton.«
    »Wie heißt sie? Wer ist die Spinne ?«
    »Patricia Banks.«
    ***
    Damit hatten weder Phil noch ich gerechnet. Doch bevor wir nachhaken konnten, betraten ein Notarzt und zwei Sanitäter den Raum. Mein Freund hatte sie telefonisch alarmiert. Aber die junge Frau war schon zu geschwächt.
    Der Mediziner spritzte Luisa Rodriguez Adrenalin und versuchte noch weitere lebensrettende Maßnahmen. Aber die wichtige Zeugin verstarb fünf Minuten nach ihrem verblüffenden Geständnis. Javier Blanchar würde sich vor Gericht verantworten müssen, weil er illegal Menschen medizinisch behandelt hatte. Aber der Tätowierer war jetzt meine geringste Sorge. Wenigstens hatte er Anstand genug gehabt, beim FBI anzurufen. Sonst hätte Luisa Rodriguez nämlich ihr dunkles Geheimnis mit ins Grab genommen.
    »Die Frau wäre nicht zu retten gewesen, auch wenn
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