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2884 - Im Netz der Spinne

2884 - Im Netz der Spinne

Titel: 2884 - Im Netz der Spinne
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Kindermädchen war bisher wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Ob es jetzt endlich einen brauchbaren Hinweis gab? Wir konnten keine Chance ungenutzt lassen. Es knackte, dann hörte ich ein rasselndes Atmen.
    »Ich bin Agent Jerry Cotton. Spreche ich mit Javier Blanchar?«
    Die Stimme des Anrufers erinnerte mich an das Knarren eines schlecht geölten Scharniers. »Ja, der bin ich, G-man. Sie suchen doch nach Luisa Rodriguez, oder? Jedenfalls habe ich das im Radio gehört?«
    »Ja, wir müssen unbedingt mit Luisa Rodriguez sprechen. Wissen Sie, wo wir sie finden können?«
    »Sie ist bei mir, in meiner Bude. Und es geht ihr verdammt schlecht. Sie kommen besser so schnell wie möglich hierher, G-man. Ich weiß nicht, wie lange sie noch leben wird.«
    ***
    Wenig später rasten Phil und ich nach Spanish Harlem. Javier Blanchar hatte mir auch seine Adresse mitgeteilt. Ich jagte die East 125th Street hoch und nutzte jede Lücke im Straßenverkehr, um schnell ans Ziel zu gelangen.
    »Luisa Rodriguez ist das Bindeglied«, schrie Phil, um die wimmernde Sirene zu übertönen. »Wenn sie ein Geständnis ablegt, dann wird Liz O’Neill nicht mehr leugnen können. Und dann ist es hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis wir die Kinder befreien können.«
    Das hoffte ich natürlich auch. Aber ich fragte mich, was dieser Javier Blanchar mit dem Kindermädchen zu schaffen hatte. Ob er auch in die Machenschaften der Entführer verwickelt war? Immerhin hatte er das FBI verständigt, das sprach schon einmal für ihn.
    Obwohl ich so schnell wie möglich fuhr, schien die Zeit noch schneller zu rasen. Endlich waren wir am Ziel. Javier Blanchar betrieb ein Tattoo-Studio, und er hauste in den hinteren Räumen seines Geschäftslokals. Das hatte er mir noch am Telefon gesagt.
    Phil und ich stürmten grußlos in den Laden, wo gerade ein muskelbepackter Latino mit kahlem Schädel sich seinen Nacken verschönern ließ. Er wurde von einer elfenähnlichen jungen Frau tätowiert, die selbst ebenfalls viel Haut zeigte. Man konnte sehen, dass sie auch ein Fan von Körperkunst war.
    »Wo ist Javier?«, rief ich ohne Einleitung. Wir hatten keine Zeit, um lange Volksreden zu schwingen. Die Frau deutete mit ihrer Tätowiernadel hinter sich.
    »Ihr müsst die G-men sein, die er angerufen hat. Geht einfach nach hinten durch, es ist nicht abgeschlossen.«
    Das taten wir. Ich riss einen Vorhang zur Seite, dann öffnete ich eine Tür. Phil und ich standen in einem Wohnraum, der mit abgeschabten Möbeln eingerichtet war. An den Wänden hingen Totenkopfmotive, Bilder von Drachen und anderen Fabelwesen. Es roch nach Marihuana. Eine weitere Tür war nur angelehnt. Aus dem Nebenraum ertönte die Stimme des Mannes, der mich angerufen hatte.
    »Wir sind hier hinten.«
    Ich trat in das andere Zimmer. Vor den Fenstern hingen schwere Vorhänge, es drang nur wenig Tageslicht in den Raum. In einem breiten Bett lag Luisa Rodriguez. Trotz der spärlichen Beleuchtung konnte ich deutlich erkennen, wie schlecht es ihr ging. Das letzte Mal hatten Phil und ich sie im Krankenhaus gesehen. Doch an dem Tag war sie noch vergleichsweise wohlauf gewesen. Jetzt aber ging es mit ihr zu Ende. Die Mullverbände, in denen ihr Oberkörper steckte, waren blutgetränkt.
    Ein alter Latino stand neben dem Bett. Sein schütteres langes Haar hing ihm bis auf die Schultern hinab. Seine kleinen dunklen Augen blinzelten unaufhörlich. Er wirkte sehr nervös. Offenbar hatte ich Javier Blanchar vor mir. Ich wandte mich zunächst an ihn.
    »Ich bin Agent Cotton, das ist mein Kollege Agent Decker. Was macht diese Frau bei Ihnen?«
    Blanchars großer Adamsapfel hüpfte auf und ab, bevor der Mann antwortete. Der Latino wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Das – das wollte ich alles nicht, G-men. Luisa stand plötzlich vor meiner Tür, da habe ich sie natürlich nicht abgewiesen. Zuerst glaubte ich, ihre Verletzungen gut versorgen zu können. Aber dann ging es ihr immer schlechter.«
    »Die Verletzungen versorgen zu können?«, wiederholte Phil empört. »Sie wollen uns doch wohl nicht weismachen, dass sie ein Arzt sind, oder?«
    »Nein, ich bin Tätowierer. Aber es kommen oft Leute zu mir, die sich ein Krankenhaus nicht leisten können. Oder Typen auf der Flucht vor dem Gesetz. Okay, ein richtiger Arzt bin ich nicht. Aber ich war mal Sanitäter bei den Marines. Es ist also nicht so, dass ich keine Ahnung von Medizin hätte.«
    Ich wusste natürlich, dass es überall in der Stadt solche
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